Öko-Institut feiert 2015 „Halbzeit ENERGIEWENDE“
2015 hat die Energiewende Halbzeit: 35 Jahre liegen hinter uns; 35 Jahre liegen vor uns. Anlass genug, auf das bisher Erreichte zurückzuschauen sowie die zukünftigen Aufgaben zu benennen. Und so diskutierten und feierten am 25. März 2015 rund 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Öko-Instituts bei einer Festveranstaltung im Berliner Umspannwerk am Alexanderplatz.
Nachdem Michael Sailer, Sprecher der Geschäftsführung beim Öko-Institut, die Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnet hatte, stellten Prof. Dr. Rainer Grießhammer und Dr. Felix Chr. Matthes vom Öko-Institut zunächst die Rolle der Bürger für die Umsetzung der Energiewende heraus. Nach einem Aufruf des Öko-Instituts 1986 bildeten sich bundesweit rund 400 Energiekomitees, die auf lokaler Ebene den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantrieben. Noch heute sind rund 1,4 Millionen Bürger an Windkraftanlagen beteiligt. Dagegen bildeten sind in jüngster Zeit Bürgerinitiativen, die sich gegen den für die Energiewende notwendigen Stromtrassenbau wehren, und selbst die Politik einzelner Bundesländer führt in dieser Frage in die falsche Richtung. Felix Chr. Matthes betonte deshalb, dass in der Öffentlichkeit ein konsistentes Gesamtbild, eine Vision für das Ziel und den Weg dorthin ebenso fehlt wie eine ökonomische und konsultative Beteiligung.
Rainer Baake, Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, zeigte in seiner Rede die Meilensteine auf, die, angefangen mit dem 1980 erschienenen Buch „Energiewende. Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran“, weiter mit dem Bekenntnis der Bundesregierung zur Energiewende 1997 und dem Ändern des Atomrechts 1998 nach 12 Störfällen im AKW Biblis in Folge bis zum nationalen Allokationsplan 2004, der Richtlinie zum Emissionshandel, bis zum derzeitigen Ausbaustand der Erneuerbaren Energien führten. Gleichzeitig stellte er die Bedeutung der Beiträge des Öko-Instituts bei allen diesen Ereignissen heraus.
Polit-Talk „Halbzeit Energiewende?“
Um die zweite Hälfte der Energiewende drehte sich die Podiumsdiskussion mit Rainer Baake, Vera Brenzel (Leiterin der EU-Repräsentanz von E.ON), Prof. Dr. Peter Hennicke (Senior Advisor und ehemaliger Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie) und Dr. Felix Chr. Matthes. Einigkeit bestand darin, dass Deutschland die Energiewende nicht allein schaffen kann. Während Rainer Baake und Felix Chr. Matthes im Europa der unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten Perspektiven in der Zusammenarbeit mit einer Reihe von Nachbarländern sahen, betrachtete Eva Brenzel von E.on die Energiewende als einen internationalen Prozess, der rein ökonomisch gesteuert wird und in zwei Welten gespalten ist. Einerseits gibt es die Welt der energiehungrigen Staaten wie Russland, China oder Indien. Hier haben beispielsweise Solaranlagen mit einer Bauzeit von sechs Monaten erhebliche Vorteile gegenüber Gaskraftwerken, deren Bauzeit 15 Jahre beträgt, um den akuten Energiebedarf zu decken. Auf der anderen Seite steht die Welt der Staaten mit energiegesättigten Strukturen. Hier verdrängt der Ausbau der Erneuerbaren Energien zunehmend die fossilen Energieträger. In beiden Fällen versprechen Investitionen in die Erneuerbaren Energien für E.on den größeren Gewinn.
Prof. Dr. Peter Hennicke bemängelte insbesondere, dass zu wenig Augenmerk auf die Energieeffizienz gelegt wird. Und Felix Chr. Matthes ergänzte, dass es ebenfalls bei der Gebäudesanierung und im Verkehrsbereich noch großen Handlungsbedarf gibt. Vor allem sei die Förderung eines Gebäudedämmprogramms bei den momentan niedrigen Zinsen eine Investition in die Zukunft und zudem von Vorteil für die Sozialen Systeme. Denn sollte der Ölpreis irgendwann wieder erheblich steigen, könnte die Bezuschussung sozial Schwacher eine ökonomisch stärkere Belastung sein.
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