Energiewende ist ohne Tiefseebergbau möglich
Eine erfolgreiche Energie- und Verkehrswende ist nicht auf Rohstoffabbau in der Tiefsee angewiesen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace. Der Abbau sogenannter Manganknollen aus der Tiefsee könnte Kupfer, Kobalt, Nickel, Mangan und möglicherweise auch Molybdän liefern. Weltmarktrelevante Mengen wären aber nur bei drei der Rohstoffe – Kobalt, Nickel und Mangan – zu erwarten.
Der Tiefseebergbau kann gerade bei Lithium und Graphit, den beiden wichtigsten Batterierohstoffen, keine Abhilfe schaffen. Die Studie widerlegt die Annahme, dass nur der Tiefseebergbau den zukünftigen Bedarf an Rohstoffen für die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien decken kann. Die in den Tiefseevorkommen enthaltenen Metalle Kobalt und Nickel gelten zwar auch als versorgungskritisch für Lithium-Ionen-Batterien, hier ist aber eine Entwicklung hin zu anderen Materialien und Rohstoffen zu erkennen.
Entwicklungen bei Lithium-Ionen-Batterien
So hat sich der Weltmarktanteil von Lithium-Ionen-Batterien, die ganz ohne Kobalt und Nickel auskommen, in den letzten Jahren deutlich erhöht. Dieser Trend wird sich angesichts der schnell fortschreitenden Batterieforschung in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich fortsetzen. Rohstoffe aus dem Tiefseebergbau stünden zudem frühestens 2030 zur Verfügung.
Weniger als ein Prozent von Mangan werden aktuell für Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Selbst bei stark steigender Nachfrage für Batterien wird es hier kaum zu Marktverwerfungen, also zu einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage, kommen.
„Eine Entscheidung gegen den Tiefseebergbau bringt die Energie- und Verkehrswende deswegen nicht in Gefahr“, sagt Andreas Manhart, Senior Researcher am Öko-Institut und Autor der Studie.
Folgen des Tiefseebergbaus sind noch unbekannt
Vielmehr spricht gegen den Bergbau, dass die Auswirkungen vielfältig sein können und nicht vollständig bekannt sind. Für eine eher geringe Rohstoffmenge müsste eine große Fläche des Meeresbodens umgegraben werden. Bisher ist der Meeresboden das besterhaltene Ökosystem weltweit. Wie der Tiefseebergbau die Region beeinflusst und ob es sich auf den globalen Kohlenstoffkreislauf auswirken würde, ist nicht abzusehen.
Entlastung durch zirkuläres Wirtschaften
Zudem muss – im Sinne einer zirkulären Wirtschaftsweise – die Rohstoffthematik umfassender betrachtet werden. Längere Produktnutzungsdauern, alternative Mobilitätskonzepte sowie Zweit- und Drittnutzung von Batterien können spürbare Entlastungen bei der Rohstoffnachfrage bewirken. Ebenso müssen die Batterierücknahmesysteme für hochwertiges Recycling weiterentwickelt werden.
Studie „The rush for metals in the deep sea – Considerations on Deep-Sea Mining “ des Öko-Instituts