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#CircularEconomy_6: Mehr Kreislauf-Kleidung: Textilien müssen wiederverwertet werden

Kleidung wird immer mehr zu einem Wegwerfprodukt. Unsere Analyse zeigt, welche Wege es in der EU für eine Kreislaufwirtschaft im Textilbereich gibt.

Es wird immer mehr gekauft – mit beträchtlichen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. In einem Projekt hat das Öko-Institut gemeinsam mit PlanMiljø den europäischen Textil- und Recyclingmarkt untersucht und analysiert, welche Wege es in der EU für eine Kreislaufwirtschaft im Textilbereich gibt.

Eine Jeans für 13 Euro, das T-Shirt kostet nur 6: Billigstpreise für Textilien sorgen dafür, dass Kleidung immer mehr zur Schnell-kaufen-und-dann-wieder-wegwerfen-Ware wird. Insgesamt 4,4 Millionen Tonnen Kleidung haben private Haushalte 2018 in der EU gekauft, das entspricht 12,3 Kilogramm pro Kopf und ist 20 Prozent mehr als noch 2003.

Eine Entwicklung, die beträchtliche Auswirkungen auf Menschen und Umwelt nach sich zieht. So gehen vier bis sechs Prozent des europäischen Umweltfußabdrucks auf die Textilindustrie zurück. „Diese Umweltwirkungen entstehen durch die Produktion von Rohstoffen und hierbei den Einsatz von Pestiziden sowie den Wasserverbrauch ebenso wie durch den Energieverbrauch für die Herstellung oder den Transport der Kleidung“, erklärt Dr. Andreas Köhler vom Öko-Institut.

In einer Analyse für das Joint Research Centre (JRC) der Europäischen Kommission haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts und des Beratungsunternehmens PlanMiljø untersucht, wie sich mit Textilien der Weg Richtung Kreislaufwirtschaft beschreiten lässt. Sie haben hierfür eine

  • umfassende Analyse der Materialflüsse und des Abfallaufkommens im Textilbereich erstellt,

  • bestehende und entstehende Technologien für die Sortierung und das Recycling von Kleidung und weiteren Textilien bewertet sowie

  • Ansätze für eine Kreislaufwirtschaft sowie deren Rahmenbedingungen betrachtet.

Textilien in Europa

„Der Textilsektor hat einen wichtigen Anteil an der europäischen Wirtschaft – hier arbeiten über 1,6 Millionen Menschen“, sagt Andreas Köhler, „gleichzeitig ist die EU nach den USA der zweitgrößte Importeur von Textilien und nach China ebenfalls der zweitgrößte Exporteur.“ Seit 2010 haben sich die Exporte aus der EU zudem jedes Jahr um durchschnittlich sechs Prozent erhöht. Den größten Teil des Textilienkonsums machen in der EU private Haushalte aus. Sie gaben 2018 durchschnittlich 591 Euro für Kleidung und 67 Euro für Haushaltstextilien aus, das ist eine Steigerung um 14 bzw. 17 Prozent seit 2000. „Der größte Teil dieser Textilien wird importiert“, sagt der Wissenschaftler vom Öko-Institut, „ein Großteil der Exporte besteht aus Fasern, Garnen und Stoffen“.

Recycling in Europa

Laut der EU-Abfallrahmenrichtlinie müssen die Mitgliedstaaten bis 2025 eine getrennte Sammlung von Textilabfällen gewährleisten. Schließlich bestehen im europäischen Textilsektor große Potenziale für eine Kreislaufwirtschaft, die – auch aufgrund der fehlenden gesetzlichen Regelungen – bislang jedoch kaum genutzt werden. „Im Moment gibt es nur in Frankreich und Estland Anforderungen für eine getrennte Sammlung, in Schweden und den Niederlanden gibt es Pläne hierfür“, sagt Dr. Andreas Köhler, „deshalb sammeln vor allem Händler von neuen und gebrauchten Kleidungsstücken sowie profitorientierte und gemeinnützige Initiativen diese wieder ein“.

Auch die Menge der gesammelten Kleidung und weiterer Textilien unterscheidet sich stark je nach Region. In Litauen sind es nur 0,3 Kilogramm pro Kopf, in Flandern hingegen 8,3 Kilo. Es wird davon ausgegangen, dass in der gesamten EU jedes Jahr zwischen 1,7 und 2,1 Millionen Tonnen gebrauchter Kleidung gesammelt werden. Die gesammelten Altkleider werden sortiert. Bis zu 1,3 Millionen Tonnen der noch verwendbaren Gebrauchtkleidung aus der EU wird in andere Länder exportiert. Der Rest wird zerrupft und als Schall- und Wärmedämmung oder für Füllungen in der Automobilindustrie genutzt. „Die existierende Altkleiderverwertung stellt allerdings keine echte Kreislaufwirtschaft dar, weil die Textilien kaum wieder zu neuen Bekleidungsprodukten werden“ sagt Andreas Köhler.

Kreislaufwirtschaft in Europa

In der EU soll nach den Plänen der Europäischen Kommission ein Markt für die Wiederverwendung von Textilien und eine nachhaltigere Nutzung von Kleidung entstehen. „Es gibt hier bereits Modelle, die sich etwa der Langlebigkeit von Kleidung, ihrem Teilen oder Leihen, der Reparatur oder auch der Einsammlung und erneuten Nutzung widmen“, so der Senior Researcher vom Öko-Institut, „diese haben es aber bislang sehr schwer, sich in diesem sehr wettbewerbsorientierten Markt zu behaupten, in dem Billiganbieter die ökologischen und sozialen Kosten nicht tragen müssen“. Daher sei es entscheidend, dass Konsumentinnen und Konsumenten hier nachhaltig agieren – was bisher nur zu einem sehr kleinen Teil geschieht. „Damit nachhaltige Anbieterinnen und Anbieter ihre Marktnische verlassen können, braucht es daher noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit und die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen.“

Dr. Andreas Köhler widmet sich am Öko-Institut in unterschiedlichen Projekten der Technologie- und Materialbewertung, der nachhaltigen Produktion und den Themen Entsorgung, Wiederverwertung und Recycling. In seinen Projekten beschäftigt er sich mit der Reduzierung des Plastikkonsums, der umweltgerechten Entsorgung von Elektrogeräten sowie den Energie- und Ressourcenverbräuchen der Digitalisierung.

Weitere Informationen

Themenseite „Konsum und Unternehmen“ des Öko-Instituts

Themenseite „Nachhaltiger Konsum und Beschaffung – von Deutschland in die Welt“ des Öko-Instituts

Analyse „Circular economy perspectives in the EU Textile sector“ auf der Website des Joint Research Centre (JRC)

Themenseite „Bekleidung” des Umweltbundesamtes

Themenseite „Textilindustrie“ des Umweltbundesamtes

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