CO2- und Treibhausgas-Emissionen mit Zertifikaten ausgleichen: Qualitätskriterien
Emissionen verursachen und danach Zertifikate für deren Ausgleich kaufen. Ein beliebtes Thema, gerade zur Urlaubszeit. Doch worauf kommt es an? Unsere Themenseite fasst die wichtigsten Fakten aus Klimaschutzsicht zusammen.
Welche Kriterien muss ein Zertifikat erfüllen, damit es auch wirklich das Klima entlastet? Bei der Qualität von Kompensationszertifikaten („Minderungsgutschriften“) muss alles stimmen. Wie bei einer Badewanne das Wasser, läuft die Wirkung eines Zertifikats auch schon beim kleinsten Loch aus.
Grundsätzlich gilt: Die Kompensation oder die Finanzierung von innovativem Klimaschutz sollte immer der letzte Schritt für mehr Klimaschutz sein.
Vor der Kompensation sollte immer gefragt werden, welche Emissionen …
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… überhaupt verursacht werden müssen,
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… welche ganz vermieden und
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… welche wie anderweitig gemindert werden können.
Werden doch Kompensationszertifikate gekauft, sollten die Käufer*innen folgende Fragen stellen:
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Hätte das Klimaschutzprojekt, für das ich mit dem Zertifikat zahle, sowieso stattgefunden oder wird es erst durch die Zertifikate ins Leben gerufen?
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Werden die Emissionsminderungen aus dem Klimaschutzprojekt realistisch abgeschätzt?
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Ist die Permanenz der Emissionsminderungen gewährleistet? Das heißt: Wie gut wird sichergestellt, dass ein neu gepflanzter Wald stehen bleibt? Und über welchen Zeitraum muss eine mögliche Abholzung wieder ausgeglichen werden: über fünf oder hundert Jahre?
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Wird gewährleistet, dass Emissionsminderungen nicht doppelt angerechnet werden? Dies kann zum Beispiel passieren, wenn sich nicht nur die, die das Zertifikat kaufen, sondern auch der Staat, in dem das Projekt umgesetzt wird, die Minderungen auf sein Klimaziel anrechnet.
Mehr zu den Qualitätskriterien auf www-fliegen-und-klima.de des Öko-Instituts.
Kompensation nicht zum „Greenwashing“ missbrauchen
Am Beispiel Kraftstoff zeigt sich, wie die Kompensation von Emissionen den Klimaschutz untergraben kann. Wird zum Beispiel beim Kauf von Benzin oder Diesel eine Kompensation für einen sehr geringen Betrag angeboten, kann es dazu führen, dass Fahrer*innen denken: „Meine Emissionen werden ja ausgeglichen, also kann ich unbeschwert mein Auto nutzen.“ Wichtiger wäre, zuerst auf eine emissionsfreie Fortbewegung wie Radfahren oder den ÖPNV zu setzen.
Interaktives Bewertungstool
Die Carbon Credit Quality Initiative (CCQI) hat ein Online-Tool entwickelt, mit dem User*innen die Qualität von Emissionszertifikaten bewerten können. Damit können sie fundiertere Entscheidungen beim Kauf solcher Zertifikate treffen. Das Bewertungstool vergibt Punkte für die Qualität von drei häufig genutzten Projekttypen bei der Klimakompensation – Deponiegas, Aufforstung und effiziente Kochherde – und schließt die vier größten Programme für Emissionsgutschriften ein: den Clean Development Mechanism (CDM), die Climate Action Reserve, den Gold Standard und den Verified Carbon Standard. Es wurde gemeinsam vom Environmental Defense Fund, dem World Wildlife Fund (WWF USA) und vom Öko-Institut entwickelt. www.carboncreditquality.org
Minderungsgutschriften kaufen oder Emissionsberechtigungen stilllegen?
Neben freiwilligen Gutschriften gibt es auch die Möglichkeit, Emissionsberechtigungen aus dem Europäischen Emissionshandelssystem stillzulegen. Dazu mehr im Blog „Freiwillige CO2-Kompensation: Gutschriften, Berechtigungen – oder beides?“
Kompensation versus Klimaverantwortung
Bei der Kompensation – engl. Carbon Offsetting – wird die Klimawirkung zum Beispiel von Flügen durch Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion von anderen Akteur*innen ausgeglichen.
Die Infografik zeigt die Unterschiede zwischen den beiden Konzepten „Klimakompensation“ und „Klimaverantwortung“. Im Gegensatz zur Klimakompensation wird bei der Klimaverantwortung ein Budget bereitgestellt, mit dem Klimaschutzinnovationen, Durchbruchstechnologien und die Transformation zu einer Null-Emissionsgesellschaft finanziert werden.
Anders als bei der Kompensation orientiert sich dieses Klimaverantwortungsbudget nicht an den derzeitigen Preisen für Kompensationszertifikate, sondern an einem deutlich höheren CO₂-Preis. Der höhere CO₂-Preis macht auch eigene Minderungsoptionen attraktiver, die wiederum zur Emissionsreduktion beitragen.
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Weitere Informationen
Das Öko-Institut Mitglied in internationalem Gremium zur freiwilligen CO2-Kompensation. Das neue Gremium hat sich zum Ziel gesetzt, den freiwilligen Kompensationsmarkt zu transformieren, damit dieser einen effektiven Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele leistet.