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Das sind gute Aussichten

Vor dem Hintergrund zahlreicher Probleme und Krisen globalen Ausmaßes fällt die Motivation für das eigene Handeln mitunter schwer. Erfolgsgeschichten helfen dabei, hoffnungsvoll und engagiert voranzugehen.
  • Hannah Oldenburg
    Referentin digitale Kommunikation und Social Media Öffentlichkeit & Kommunikation
  • Kathy Kilz
    Referentin Pressearbeit und Redaktion Öffentlichkeit & Kommunikation

Optimistisch ins neue Jahr!

Denn um dem Klimaschutz zum Erfolg zu verhelfen, braucht es eine zustimmende Mehrheit in der Bevölkerung. Wir sind an vielen Stellen schon auf gutem Wege. Gerade erst zum Jahreswechsel hat die Bundesnetzagentur die Zahlen zum Stromverbrauch in Deutschland im Jahr 2024 veröffentlicht. Ganze 59 Prozent machten die erneuerbaren Energien im letzten Jahr am Energiemix aus, so viel wie nie zuvor. Und es gibt weitere gute Nachrichten…

Viele gute Nachrichten aus dem Jahr 2024

2024 war auch das erste Jahr komplett ohne deutschen Atomstrom. Am 15. April 2024 jährte sich die Abschaltung der letzten Atommeiler zum ersten Mal. Die Versorgungssicherheit blieb gewährleistet – wie auch Hauke Herrmann, Senior Researcher im Bereich „Energie & Klimaschutz am Öko-Institut, in einer Sonderfolge unseres „Wenden bitte!“-Podcasts erklärt.

Bessere Leistung, günstigere Preise sowie der Abbau bürokratischer Hürden haben zudem in deutschen Haushalten im letzten Jahr zu einem Boom bei Balkonkraftwerken geführt. Im Oktober letzten Jahres waren es bereits doppelt so viele Anlagen wie noch zu Jahresbeginn.

Im Juni wurde dann das Nature Restoration Law (kurz Renaturierungsgesetz) verabschiedet. Das Gesetz ist Kernelement des EU Green Deals und gibt vor, dass in der EU mehr Bäume gepflanzt sowie Moore und Seen in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden sollen. Die Mitgliedstaaten sind bis 2023 dazu verpflichtet, mindestens 20 Prozent der geschädigten Flächen und Meeresgebiete wiederherzustellen, bis 2050 gilt das für alle bedrohten Ökosysteme.

Mit der Verabschiedung der Novelle des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) am 14. Juni ist es für Kommunen nun einfacher, Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und zum Klimaschutz umzusetzen. Damit können Radspuren und Fahrradabstellanlagen auf Fahrbahnen auch aus Gründen des Umwelt- oder Klimaschutzes, zum Schutz der Gesundheit oder zur Unterstützung der städtebaulichen Entwicklung – statt nur aus Gründen des Verkehrsschutzes und damit meist nur an Unfallschwerpunkten – eingerichtet werden.

Am 25. Juli 2024 trat das EU-Lieferkettengesetz (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) in Kraft. Trotz dessen sie weniger Unternehmen zum Schutz von Umwelt und Menschenrechten in ihren Lieferketten verpflichtet als ursprünglich geplant, ist sie ein Meilenstein für langjährige Bemühungen zur Stärkung unternehmerischer Verantwortung. Die europäische Regelung ist gerade mit ihren Umwelt- und klimaschutzbezogenen Vorgaben ein großer Schritt nach vorne und wird Standards für verantwortungsvolles Wirtschaften setzen.⁠

Ein weiterer Meilenstein für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Batterie- und Elektrofahrzeugproduktion ist die Nachricht von der Erstherstellung von „grünem“ Lithium – also vom Rohstoff bis zum Endprodukt nachhaltig in Europa hergestelltem Lithiumchlorid durch das Unternehmen Vulcan.

Im November gab der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) bekannt, dass Verbraucher*innen in Deutschland wieder verstärkt auf Bio-Lebensmittel setzen. Daneben haben auch Tierwohllabel und Biosiegel an Bedeutung gewonnen. Wie aus dem Ernährungsreport 2024 der Bundesregierung hervorgeht, beachten 65 Prozent der Befragten das Tierwohllabel. Das entspricht fast doppelt so vielen Menschen wie noch 2015. Das EU-Biosiegel ist für 59 Prozent der Befragten beim Kauf wichtig. Daneben sind saisonale Obst- und Gemüsesorten (für 80 Prozent) sowie regionale Produkte (für 77 Prozent) beim Kauf wichtig.

Auch hinsichtlich der besseren Kreislaufwirtschaft gab es vielfache Neuerungen. So zahlt das Land Berlin seit dem 17. September beispielsweise den ReparaturBONUS, als Förderprogramm für die Reparatur von Elektrogeräten aus Privathaushalten. Die Förderung für alle haushaltsüblichen Elektro- und Elektronikgeräte beträgt 50 Prozent der Reparaturkostenmaximal jedoch 200 Euro und kann online beantragt werden.

Als Anpassung an die EU-Batterieverordnung (EU-BattVO) hat die Bundesregierung Anfang November das neue Batterierecht-Durchführungsgesetz (BattDG) beschlossen, welches einen nachhaltigen Umgang mit Batterien entlang der gesamten Wertschöpfungskette fördert. Zukünftig können Verbraucher*innen beispielsweise neben Gerätealtbatterien auch die ausgedienten Batterien von E-Bikes oder E-Scootern an Wertstoffhöfen abgeben.

Und auch beim Thema Gebrauchtwaren gibt es positive Entwicklungen. Laut einer statista-Umfrage haben mehr als die Hälfte der Befragten innerhalb des letzten Jahres Secondhand-Produkte gekauft.

Und schließlich wurde am 4. Dezember die Nationale Kreislaufstrategie (NKWS), an deren Entwicklung das Öko-Institut beteiligt war, verabschiedet. Nun schauen wir gespannt auf die Transformation hin zu einer ressourcenschonenden Wirtschaft.

Worauf wir 2025 optimistisch blicken

Daneben haben wir jetzt auch bereits einige Vorhaben und Daten im Blick, die den Klima- und Umweltschutz in diesem Jahr positiv voranbringen können. Darunter ist die neue EU-Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte, die im Juli 2024 in Kraft getreten ist und an deren Umsetzung wir in einigen Bereichen beteiligt sind. Hier geht es vor allem darum, nachhaltige Produkte zum Standard zu machen. Dafür braucht es unter anderem konkrete Vorgaben hinsichtlich Zusammensetzung, Energie- und Ressourceneffizienz, Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit sowie Reparierbarkeit.

Am 7. Januar trat bereits die neue EU-Bauprodukteverordnung in Kraft. Diese impliziert eine Digitalisierung des Bausektor und ermöglicht eine Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Gebäuden. Verbraucher*innen können so prüfen, wie nachhaltig die eingesetzten Materialien beim (privaten) Hausbau sind. Und auch die Wiederverwendung von Materialien wird so erleichtert.

Im Bereich Verkehr greift dieses Jahr die nächste Stufe der CO2-Flottenwerte für PKW und leichte Nutzfahrzeuge. Die Hersteller in Europa sind dadurch verpflichtet mehr E-Pkw abzusetzen, wodurch bei Modellauswahl und Preisen attraktive Angebote zu erwarten sind und die Ausweitung der E-Mobilität neuen Antrieb erhält.

Für die tägliche Dosis guter Nachrichten haben einige Medien mittlerweile dezidierte Plattformen oder Webseiten geschaffen. Der Tagesspiegel fasst in den „Good News“ im Wochenrückblick gute Nachrichten zusammen. Und auch beim ZDF gibt es auf einer extra Seite „Gute und konstruktive Nachrichten“. Einen Fokus auf aktuelle Daten setzt die Webseite Our World in Data, die Daten und Forschungsergebnisse als Lösung der Probleme weltweit entgegensetzen.

Was wir tun können

Verbraucher*innen können zudem selbst aktiv werden. Zunächst gilt es Berichte und Narrative stets kritisch zu prüfen beziehungsweise zu hinterfragen. Denn leider gilt bei den Schlagzeilen oft der Spruch: „If it bleeds, it leads!“, wonach negative Nachrichten häufiger geklickt, dadurch häufiger veröffentlicht und dadurch auch stärker wahrgenommen werden. Hier gilt es einen offenen Blick zu haben und wenn möglich aktuelle Zahlen dazu zu recherchieren. Zudem fungiert jede*r Einzelne im privaten Umfeld als Multiplikator – auch für die guten Nachrichten. Indem wir mit Familie, Freunden und Bekannten über Erfolge sprechen, helfen wir dabei, positive Narrative zu verbreiten.

Und auch der öffentliche Diskurs lässt sich beeinflussen, indem Bürger*innen Briefe und E-Mails an Redaktionen oder Abgeordnete schicken. So kommen Themen auf die Agenda. Noch konkreter wird die Einflussnahme durch die Beteiligung oder dem Zusammenschluss zu einer lokalen Gruppe, in der direkt mit vereinter Kraft und Motivation an einem bestimmten Projekt gearbeitet werden kann.

Wir beim Öko-Institut setzen auf Wissenschaft für eine nachhaltige Zukunft und haben allein im Jahr 2024 rund 500 Projekte bearbeitet. Das Aufzeigen von Lösungen und Handlungen ist essenzieller Bestandteil unserer Arbeit und dieses Bestreben führen wir auch in diesem Jahr unermüdlich fort. Wir freuen uns schon auf die weiteren positiven Entwicklungen.

 

Hannah Oldenburg und Kathy Kilz sind im Bereich „Öffentlichkeit & Kommunikation“ am Berliner Standort tätig.

Weitere Informationen

 Themenschwerpunkt „Transdisziplinäre Forschung“ am Öko-Institut

Für weitere gute Nachrichten können Leser*innen dem Öko-Institut e.V. auf Instagram folgen.

 

 

 

 

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