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Die re:publica Accra war ein bahnbrechendes Ereignis

William Edem Senyo hat das Impact Hub Accra mitbegründet, das unter anderem einen Beitrag zu einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Entwicklung der ghanaischen Wirtschaft leisten will. Im Interview spricht er unter anderem über die Chancen digitaler Medien für Ghana und die Organisation der Digitalkonferenz re:publica in Accra.

Portrait of William Edem Senyo, Quelle: privat Portrait of William Edem Senyo, Quelle: privat

Portrait of William Edem Senyo, Quelle: privat Portrait von William Edem Senyo, Quelle: privat

William Senyo, welche Chancen bieten digitale Medien aus Ihrer Sicht für die ghanaische Gesellschaft?

Sie werden zu einem wichtigen, strukturellen Bestandteil der Gesellschaft. Nicht nur in Ghana, sondern überall in Afrika. Die Chancen, die sich aus Mobiltelefonen und der Verbreitung des Internets ergeben, sind riesig. So zum Beispiel neue Verkaufskanäle, mobiles Geld und Banking-Apps.

Und natürlich hat sich die Kommunikation im vergangenen Jahrzehnt verändert. Wir profitieren in Ghana von einer starken Demokratie, die auf der Achtung von Rechtsstaatlichkeit und Bürgerrechten basiert. Das hat es den Ghanaern und Ghanaerinnen ermöglicht, aus den sozialen Medien möglichst viel zu machen – so etwa durch die Gründung von legalen Debattenplattformen. Das ersetzt aber natürlich keine gute Regierungsführung und eine solide Infrastruktur.

Wie sollte aus Ihrer Sicht die Regulierung des ghanaischen Digitalsektors aussehen?

Ich denke, die aufstrebende Digitalwirtschaft sollte locker reguliert sein, da Unternehmen so leichter Innovationen entwickeln können – eine strenge Regulierung kann jungen Unternehmerinnen und Unternehmern den Markteintritt erschweren und die Interessen bereits etablierter, größerer Unternehmen stärken. Trotzdem muss die Regulierung natürlich immer die Themen Datenschutz und Privatsphäre im Auge behalten.

Werden digitale Medien in Ghana auch für Nachhaltigkeit eingesetzt?

Ja, auf jeden Fall. Die Digitalisierung hat die Produktivität und Transparenz der Verwaltung verbessert und zu signifikanten Kosteneinsparungen geführt. Dieses Budget kann jetzt für soziale und ökologische Zwecke verwendet werden. Darüber hinaus gibt es beachtliche Auswirkungen auf den Gesundheitssektor, die Bildung und die Landwirtschaft. Hier spielt der Privatsektor eine zentrale Rolle, indem er innovative digitale Lösungen für drängende Probleme entwickelt – so zum Beispiel das Drohnenunternehmen Zipline, das mit der ghanaischen Regierung zusammengearbeitet hat, um lebensrettende Medizin in schwer zugängliche Teile des Landes zu bringen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der re:publica Accra gemacht, die Sie 2018 mit organisiert haben?

Aus meiner Sicht war die re:publica Accra ein bahnbrechendes Ereignis in der jüngeren ghanaischen Geschichte. Denn es hat drei unterschiedliche Akteure der fortschrittlichen Gesellschaft zusammengebracht: Kreative sowie Künstlerinnen und Künstler, Tech-Unternehmer und -Unternehmerinnen sowie Menschen, die sich für soziale Veränderungen einsetzen. Sie sind quasi die Vorhut eines ghanaischen Narrativs von Innovation, Resilienz und fortschrittlichem Denken, bislang wurde ihr Potenzial aber noch nicht ausreichend gebündelt. Die re:publica Accra hat hier einen Anfang gemacht und diese Gruppen zusammengebracht – und dazu auch den Medien die Chance gegeben, über den Digitaltrend in Ghana zu berichten. Darüber hinaus haben lokale und nationale Regierungsvertreterinnen und -vertreter teilgenommen, was zu neuen Möglichkeiten für öffentlich-private Partnerschaften führen könnte.

Es war schon vor der re:publica Ghana ein erklärtes Ziel, viele unterschiedliche Akteure zusammenzubringen. Warum?

Wissen Sie, grundsätzlich stimmt es schon, dass die Digitalisierung dazu führen kann, Barrieren abzubauen und Grenzen zu verwischen. Doch in der Realität wird dieser Anspruch doch sehr mangelhaft umgesetzt. Die so genannten Changemaker, also Menschen, die den digitalen Raum mit Leben füllen und Veränderungen bewirken können, haben selten eine Chance, ihre Ideen Menschen außerhalb der eigenen Kreise vorzustellen. Und soziale Medien sind so groß wie das Meer, aber jeder schwimmt in seiner eigenen Ecke. Wir mochten das Konzept der re:publica sofort, weil es wie die Art von Festival aussah, die Ghana und Afrika an diesem Wendepunkt der Entwicklung brauchten: ein Ort, an dem Pionierinnen und Pioniere, Künstlerinnen und Künstler, Aktivistinnen und Aktivisten, Innovatorinnen und Innovatoren ihre unterschiedlichen Perspektiven teilen und gemeinsam Ideen für eine intelligentere digitale Zukunft entwickeln konnten.

Wird es eine Fortsetzung der re:publica in Ghana geben?

Auf jeden Fall! Wir freuen uns darauf, die nächste Konferenz 2020 durchzuführen. Als lokale Gastgeber sind wir gerade noch dabei, mit dem Team der deutschen re:publica Daten und Partnerschaften festzulegen. Wie gesagt: Wir freuen uns darauf, die nächste afrikanische Ausgabe der re:publica willkommen zu heißen – und daraus ein noch größeres, erfolgreicheres und inspirierenderes Ereignis zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christiane Weihe.

William Edem Senyo hat die Digitalkonferenz re:publica Accra mit organisiert, die 2018 zum ersten Mal in der ghanaischen Hauptstadt stattfand. Über 2.000 Interessierte aus 32 Ländern nahmen an der re:publica Accra teil, die 2020 fortgesetzt werden soll. Das Impact Hub Accra gründete Senyo 2013. Zuvor hat er das Bachelor-Studium Agribusiness an der University of Ghana abgeschlossen und war unter anderem für das The Hunger Project – Ghana tätig.

Weitere Informationen:

http://accra.impacthub.net

https://accra18.re-publica.com/en

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