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Energiekrise: Energiesparen als Schlüssel zur Energieunabhängigkeit

Aktuell überschlagen sich Vorschläge, wie auf den Krieg in der Ukraine energiepolitisch zu reagieren ist. Ein Schlüsselprinzip rückt dabei erst langsam ins öffentliche Bewusstsein: Energiesuffizienz. Das bedeutet, den Bedarf an Energie zu senken. Dazu haben jetzt unter anderem Wissenschaftler*innen des Öko-Instituts ein Thesenpapier unterzeichnet.
  1. Dazu haben heute Mitarbeiter*innen des Öko-Instituts mit fast 40 Personen aus Wissenschaft und Gesellschaft ein Thesenpapier zum Leitprinzip Energiesuffizienz unterzeichnet.

  2. Die Wissenschaftlerin Carina Zell-Ziegler arbeitet in der Forschungsgruppe EnSu mit. Die Forschungsgruppe hat eine Datenbank mit rund 300 Vorschlägen für Energiesuffizienz-Politiken erarbeitet, über die sie im Blog berichtet hat.

 

Zentrale Botschaften des Thesenpapiers „Energiesparen als Schlüssel zur Energiesicherheit - Suffizienz als Strategie“:

Gefragt sind alle Bereiche der Gesellschaft. Haushalte können die Raumtemperatur senken und warmes Wasser einsparen. Personen können weniger Auto fahren oder Fahrgemeinschaften bilden. Bei der Internetnutzung kann man durch Download statt Streaming oder WLAN statt mobiler Daten Strom sparen. In öffentlichen Gebäuden und in der Industrie können Leerläufe von Maschinen, Klimatisierung und Lüftung abgestellt werden. Schaufensterbeleuchtung und Werbung kann nachts ausgeschaltet werden. Eine längere Nutzung von Produkten spart Herstellungsenergie. Eine naturverträglichere Landwirtschaft braucht weniger energieintensive Pestizide und Mineraldünger.

Energiesuffizienz senkt die Energiekosten. Sie reduziert den Bedarf an Zukäufen aus Staaten, die die Menschenrechte missachten. Sie macht energiepolitisch unabhängiger und weniger erpressbar. Und sie unterstützt die Klimaziele. Sie funktioniert jedoch nur, wenn die Politik unterstützt. Wir brauchen eine klare politische Kommunikation: Energiesuffizienz ist eine gemeinsame Anstrengung und ein wichtiger Baustein für Energieunabhängigkeit. Um Trittbrettfahren zu verhindern, muss es außerdem verbindliche Regeln geben – zum Beispiel ein Tempolimit. Und öffentliche Mittel sollen nicht dazu eingesetzt werden, um auf breiter Front Energieverbrauch zu subventionieren, sondern um die Schwächsten zu entlasten und beim Energiesparen zu unterstützen – zum Beispiel durch Beratung und Energiespartechnik. Außerdem müssen wir in Produkte und Infrastrukturen investieren, die mittelfristig suffiziente Lebensstile erlauben: gut gedämmte Gebäude mit bedarfsgerechtem Wohnraum, Fahrradwege, Entwicklung langlebiger Produkte.

Energiesuffizienz muss zu einem Leitprinzip der Politik werden – gefolgt von Effizienz und erneuerbaren Energien. Damit sich erste Erfolge vor dem nächsten Winter einstellen, müssen die politisch Verantwortlichen jetzt damit beginnen, Deutschland und Europa durch Energiesuffizienz krisenfester zu machen.

Presseschau:

Corinna Fischer im Interview im Deutschlandfunk: Weniger Gas aus Russland – wie jeder einzelne den Energiebedarf senken kann

 

Dr. Corinna Fischer leitet die Gruppe „Nachhaltige Produkte und Konsum“ im Institutsbereich Produkte & Stoffströme am Öko-Institut in Darmstadt. Carina Zell-Ziegler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich Energie & Klimaschutz in Berlin. Zu ihrer Expertise gehören die Evaluierung und Wirkungsabschätzung von Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere von Suffizienzmaßnahmen sowie die Modellierung und Analyse von Emissionsentwicklungen.

 

Weitere Informationen:

Materialien und Studien zum Thema Energiesuffizienz

 

1. Kurzfristige Maßnahmen und Potenziale

Studie "Energiesicherheit und Klimaschutz" von Agora Energiewende

Policy Brief "Impact of Russia-Ukraine war on European gas markets: can Europe cope without Russian gas?" von Aurora Energy Research  

"Sofortmaßnahmen Energiesouveränität" vom BUND

Policy Brief "Einsparungen jetzt!" vom BUND

"100 Sofortmaßnahmen, Zielgruppe Wirtschaft" von DENEFF

Pressemitteilung "Mehr Effizienz, weniger Gefahr. Die Russlandkrise macht deutlich, dass ein „historisches Energiesparpaket“ fällig ist." von DENEFF

Thesenpapier "10 Maßnahmen, wie Deutschland schnell unabhängiger von russischem Öl wird" von Greenpeace

"A 10-Point Plan to Reduce the European Union’s Reliance on Russian Natural Gas" von IEA

"A 10-Point Plan to Cut Oil Use" von IEA

"Accelerating energy efficiency: What governments can do now to deliver energy savings" von IEA

Pressemitteilung "Rund zehn Prozent der Erdgasimporte aus Russland sofort einsparbar" des Umweltbundesamtes

Blog "Autofreie Sonntage in Städten sofort als Einstieg in CO2-freie Mobilität" der TU Berlin

Blog "Autofreie Sonntage, bringt das denn überhaupt genug?" der TU Berlin

 

2.  Mittelfristige Perspektiven, Politiken und Programme

1.5 degree lifestyle projects (Uni Münster, ZOE et al.)

Themenseite 1.5 degree lifestyles

EnSuSufficiency Policy Database

Fulfill Sufficiency Projekt

ifeu/WI/BTU Projekt für BBSR zu Suffizienzpolitiken im Gebäudebereich

ifeu Energiesuffizienzprojekt Abschlussbericht

Stellungnahme zur Wärmewende der Scientists for Future

Wärmewende: Interview mit Jens Clausen (auch zum kurzfristigen Einsparen) von Scientists for Future 

Analyse von Strategien zur vollständigen Dekarbonisierung des urbanen Verkehrs - zeroCUTS der TU Berlin

 

3. Erfahrungen und Stellungnahmen aus dem Ausland

Brasilien: Findings from an energy crisis in Brazil

Frankreich: negaWatt: Énergie, climat, paix et sécurité, Comprendre nos vulnérabilités et construire la résilience

Italien: Minds for One Health (M4OH)

Italien: Think Tank ECCO

Japan: study on long-term effects

Japan: Effective and persistent changes in household energy-saving behaviors: Evidence from post-tsunami Japan

Niederlande: Pleidooi voor een samenwerkingsprogramma snelle energiebesparing

USA: Juneau (Alaska)

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