Energiekrise: Energiesparen als Schlüssel zur Energieunabhängigkeit
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Dazu haben heute Mitarbeiter*innen des Öko-Instituts mit fast 40 Personen aus Wissenschaft und Gesellschaft ein Thesenpapier zum Leitprinzip Energiesuffizienz unterzeichnet.
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Die Wissenschaftlerin Carina Zell-Ziegler arbeitet in der Forschungsgruppe EnSu mit. Die Forschungsgruppe hat eine Datenbank mit rund 300 Vorschlägen für Energiesuffizienz-Politiken erarbeitet, über die sie im Blog berichtet hat.
Zentrale Botschaften des Thesenpapiers „Energiesparen als Schlüssel zur Energiesicherheit - Suffizienz als Strategie“:
Gefragt sind alle Bereiche der Gesellschaft. Haushalte können die Raumtemperatur senken und warmes Wasser einsparen. Personen können weniger Auto fahren oder Fahrgemeinschaften bilden. Bei der Internetnutzung kann man durch Download statt Streaming oder WLAN statt mobiler Daten Strom sparen. In öffentlichen Gebäuden und in der Industrie können Leerläufe von Maschinen, Klimatisierung und Lüftung abgestellt werden. Schaufensterbeleuchtung und Werbung kann nachts ausgeschaltet werden. Eine längere Nutzung von Produkten spart Herstellungsenergie. Eine naturverträglichere Landwirtschaft braucht weniger energieintensive Pestizide und Mineraldünger.
Energiesuffizienz senkt die Energiekosten. Sie reduziert den Bedarf an Zukäufen aus Staaten, die die Menschenrechte missachten. Sie macht energiepolitisch unabhängiger und weniger erpressbar. Und sie unterstützt die Klimaziele. Sie funktioniert jedoch nur, wenn die Politik unterstützt. Wir brauchen eine klare politische Kommunikation: Energiesuffizienz ist eine gemeinsame Anstrengung und ein wichtiger Baustein für Energieunabhängigkeit. Um Trittbrettfahren zu verhindern, muss es außerdem verbindliche Regeln geben – zum Beispiel ein Tempolimit. Und öffentliche Mittel sollen nicht dazu eingesetzt werden, um auf breiter Front Energieverbrauch zu subventionieren, sondern um die Schwächsten zu entlasten und beim Energiesparen zu unterstützen – zum Beispiel durch Beratung und Energiespartechnik. Außerdem müssen wir in Produkte und Infrastrukturen investieren, die mittelfristig suffiziente Lebensstile erlauben: gut gedämmte Gebäude mit bedarfsgerechtem Wohnraum, Fahrradwege, Entwicklung langlebiger Produkte.
Energiesuffizienz muss zu einem Leitprinzip der Politik werden – gefolgt von Effizienz und erneuerbaren Energien. Damit sich erste Erfolge vor dem nächsten Winter einstellen, müssen die politisch Verantwortlichen jetzt damit beginnen, Deutschland und Europa durch Energiesuffizienz krisenfester zu machen.
Presseschau:
Dr. Corinna Fischer leitet die Gruppe „Nachhaltige Produkte und Konsum“ im Institutsbereich Produkte & Stoffströme am Öko-Institut in Darmstadt. Carina Zell-Ziegler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich Energie & Klimaschutz in Berlin. Zu ihrer Expertise gehören die Evaluierung und Wirkungsabschätzung von Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere von Suffizienzmaßnahmen sowie die Modellierung und Analyse von Emissionsentwicklungen.
Weitere Informationen:
Materialien und Studien zum Thema Energiesuffizienz
1. Kurzfristige Maßnahmen und Potenziale
Studie "Energiesicherheit und Klimaschutz" von Agora Energiewende
"Sofortmaßnahmen Energiesouveränität" vom BUND
Policy Brief "Einsparungen jetzt!" vom BUND
"100 Sofortmaßnahmen, Zielgruppe Wirtschaft" von DENEFF
"A 10-Point Plan to Reduce the European Union’s Reliance on Russian Natural Gas" von IEA
"A 10-Point Plan to Cut Oil Use" von IEA
"Accelerating energy efficiency: What governments can do now to deliver energy savings" von IEA
Blog "Autofreie Sonntage in Städten sofort als Einstieg in CO2-freie Mobilität" der TU Berlin
Blog "Autofreie Sonntage, bringt das denn überhaupt genug?" der TU Berlin
2. Mittelfristige Perspektiven, Politiken und Programme
1.5 degree lifestyle projects (Uni Münster, ZOE et al.)
Themenseite 1.5 degree lifestyles
EnSuSufficiency Policy Database
ifeu/WI/BTU Projekt für BBSR zu Suffizienzpolitiken im Gebäudebereich
ifeu Energiesuffizienzprojekt Abschlussbericht
Stellungnahme zur Wärmewende der Scientists for Future
Wärmewende: Interview mit Jens Clausen (auch zum kurzfristigen Einsparen) von Scientists for Future
3. Erfahrungen und Stellungnahmen aus dem Ausland
Brasilien: Findings from an energy crisis in Brazil
Italien: Minds for One Health (M4OH)
Japan: study on long-term effects
Niederlande: Pleidooi voor een samenwerkingsprogramma snelle energiebesparing