Erwartungen an die COP 28 in Dubai
Klimaschutzanstrengungen auf dem Prüfstand
Einen Schwerpunkt der COP 28 stellt die erste globale Bestandsaufnahme („Global Stocktake“) dar. Dabei beurteilen die Staaten den bisher erreichten globalen Fortschritt bezüglich der Ziele des Pariser Abkommens und formulieren Handlungsempfehlungen für ambitionierteren Klimaschutz. Hier ist besonders wichtig, sich auf ehrgeizige und konkrete Ziele zu einigen. Viele Staaten haben Unterstützung für das Ziel signalisiert, die globale Kapazität für erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 zu verdreifachen. Auch ein Energieeffizienzziel bis 2030 und weitere Maßnahmen zur Reduktion von Methanemissionen sind im Gespräch.
Kontroverser wird die Frage diskutiert, welche Rolle fossile Energien in Zukunft noch spielen sollen. Einige Staaten fordern einen vollständigen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energien. Andere drängen darauf, dass fossile Energien bei einer Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2 noch weiter genutzt werden können.
Entscheidend für den Klimaschutz ist jedoch auch, welche konkreten Klimaschutzmaßnahmen jedes Land umsetzt. Unter dem Pariser Übereinkommen haben sich alle Staaten verpflichtet, im Lauf des kommenden Jahres neue Klimaziele (nationale Beiträge – „Nationally Determined Contributions“) zu erarbeiten und im Jahr 2025 zu übermitteln. Diese Klimaziele werden den Pfad der Treibhausgasemissionen bis in die 2030er-Jahre prägen. Notwendig ist aber auch, dass die Emissionen bereits in den kommenden Jahren stark reduziert werden.
Unterstützung für Entwicklungsländer
Die negativen Auswirkungen des Klimawandels betreffen Menschen weltweit. Besonders gefährdet sind jedoch Menschen in Entwicklungsländern, die über weniger Mittel verfügen, um sich an das sich ändernde Klima anzupassen. Bei der COP 28 werden die Entwicklungsländer insbesondere konkrete Ergebnisse zum Thema Anpassung, zum Umgang mit Verlusten und Schäden und zur finanziellen Unterstützung fordern.
Auf der letzten Klimakonferenz in Scharm El-Sheikh haben sich die Staaten darauf geeinigt, einen Fonds für Entwicklungsländer zum Ausgleich von klimabedingten Schäden und Verlusten einzusetzen. Nun liegen konkrete Empfehlungen auf dem Tisch, wie dieser Fonds ausgestaltet werden soll. Unklar bleibt noch, wer in den Fonds einzahlen wird und wie und an wen das Geld vorrangig ausgezahlt werden soll. Für den Erfolg der Konferenz ist von Bedeutung, dass sich die Vertragsstaaten auf die konkrete Ausgestaltung des Fonds einigen können. Mit Spannung wird auch erwartet, welche Länder bereits konkrete Zahlungszusagen geben werden.
Auf der Konferenz wird auch diskutiert werden, ob die Industriestaaten ihre frühere Zusage erfüllt haben, jährlich 100 Milliarden USD an Klimafinanzierung bereitzustellen. Ein neuer Bericht der OECD legt nahe, dass dieses Ziel nun erreicht ist. Der zukünftige Bedarf an Klimafinanzierung liegt jedoch weit höher. Die Vertragsstaatenkonferenz wird deshalb auch den Grundstein für die weitere Diskussion um höhere Klimafinanzierungszusagen durch Industriestaaten legen.
Was ist nötig, was ist realistisch?
Wie bei vielen Klimakonferenzen werden wir auch in Dubai eine große Lücke zwischen den nötigen Maßnahmen und dem tatsächlichen Fortschritt bei den Verhandlungen sehen. Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass bei Klimakonferenzen über 190 Staaten ihre sehr unterschiedlichen Positionen einbringen, die Beschlüsse aber im Konsens gefasst werden müssen. Auch die schwierige welt- und energiepolitische Lage könnte Einigungen bei der Klimakonferenz erschweren.
Neben ambitionierten Beschlüssen zu den Ergebnissen und den Konsequenzen der globalen Bestandsaufnahme und der Einrichtung des Fonds für Verluste und Schäden sind etliche Beschlüsse für die weitere Umsetzung des Pariser Abkommens wichtig. So soll die Konferenz auch weitere Regeln zur Nutzung von Kohlenstoffmärkten unter dem Pariser Abkommen beschließen. Dabei geht es vor allem darum, wie der Handel von Emissionsminderungen zwischen Staaten sauber nachvollzogen und bilanziert werden kann.
Die Klimakonferenz kann dann als Erfolg angesehen werden, wenn sie in den genannten Bereichen ambitionierte Beschlüsse liefert. Ein nachhaltiger Erfolg für den Klimaschutz stellt sich aber erst dann ein, wenn alle Staaten diese Beschlüsse durch ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen umsetzen.
Lorenz Moosmann, Dr. Lambert Schneider und Dr. Martin Cames nehmen seit vielen Jahren an den internationalen Klimaverhandlungen teil und sind Verhandler im Team der Europäischen Union. Sie arbeiten alle im Bereich Energie & Klimaschutz am Standort Berlin. Dr. Lambert Schneider ist Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik. Dr. Martin Cames hat den Bereich Energie & Klimaschutz lange geleitet und arbeitet nun als Senior Researcher. Lorenz Moosmann forscht seit einigen Jahren als Senior Researcher zur Transparenz und Berichterstattung auf EU- und internationaler Ebene.
Veröffentlichungen zur COP:
Studie „Transformative mitigation actions as an outcome of the Global Stocktake” des Öko-Instituts
Blogbeiträge zu den vergangenen Verhandlungen
Einschätzung zur COP28 von Dr. Lambert Schneider, Anke Herold und Lorenz Moosmann