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Gasgeben beim Tempolimit!

Das Tempolimit ist geliebt, gehasst, heiß diskutiert. Aber was sagen die Fakten? Das erläutert Dr. Wiebke Zimmer in einem kurzen Überblick.

Globaler Vergleich

Deutschland ist eine Ausnahme. Denn Deutschland ist das einzige Land in der westlichen Welt, in dem Straßen ohne Tempolimit befahren werden dürfen. In allen anderen Ländern der EU, der OECD und den G20-Staaten gibt es vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeiten.

Kein Tempolimit haben sonst meistens Länder, in denen man aufgrund der Straßenbeschaffenheit nicht schneller fahren kann: beispielsweise Nordkorea, Haiti, Somalia oder Libanon.

Klimaschutzbeitrag

Ein Tempolimit auf Autobahnen kann schnell eingeführt werden und kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – und zwar deutlich kostengünstiger als viele andere Instrumente.

Eine Studie des Umweltbundesamtes hat berechnet, dass Tempolimits von 120 Kilometern pro Stunde (km/h) auf Autobahnen jährlich 2,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Wird ein Tempolimit von 130 km/h eingeführt, so spart das jährlich 1,9 Millionen Tonnen.

Ein Tempolimit von 100 km/h kann dann die Emissionen der CO2-Äquivalente sogar um 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr mindern.

Der Grund: Je höher die Geschwindigkeit, desto höher der Luftwiderstand und desto größer die benötigte Menge Diesel oder Benzin. So verbraucht ein Pkw bei einer Geschwindigkeit von 150 km/h pro gefahrenen Kilometer etwa ein Drittel mehr als bei 120 km/h und etwa die Hälfte mehr als bei 100 km/h.

Akzeptanz

In einer Anfang 2019 durchgeführten Forsa-Umfrage sprachen sich 52 Prozent der Befragten für ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen aus. Besonderen Rückhalt fand diese Maßnahme bei Frauen (56 %) sowie Menschen über 60 Jahren (65 %).

Sicherheit

Der Bremsweg ist bei 180 km/h mehr als doppelt so lang wie bei 120 km/h. Deshalb sind hohe Geschwindigkeiten die wichtigste Ursache für Unfälle auf Autobahnen. In Brandenburg etwa ging schon durch abschnittsweise Tempolimits die Zahl der Unfälle und der Verletzten um etwa ein Viertel zurück.

Laut Berechnungen des Magazins „Der Spiegel“, die durchaus plausibel erscheinen, könnten durch ein bundesweites Tempolimit auf Autobahnen jedes Jahr 140 Todesfälle vermieden werden.

Tempo 30

Aufgrund der technischen Auslegung von Pkw ist nicht zu erwarten, dass ein Tempolimit von 30 km/h in Ortschaften zu einer nennenswerten, direkten Reduktion der CO2-Emissionen führen wird. Tempo 30 ist jedoch eine Voraussetzung dafür, dass die Mobilitätswende in Städten gelingt.

Aufgrund einer steigenden Verkehrssicherheit unterstützt eine flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h in Ortschaften die Förderung des Rad- und Fußverkehrs und hat damit indirekte Effekte auf die CO2-Emissionen.

Aktuell fordert ein Bündnis aus sieben Kommunen den Bund auf, die rechtlichen Voraussetzungen für Tempo 30 zu lockern. Städte und Gemeinden sollen Tempo 30 anordnen, wenn sie dies für nötig halten. Momentan steht dem vor allem der umstrittene Paragraf 45 der Straßenverkehrsordnung im Weg. Er erlaubt eine Umgestaltung des Straßenraums nur dann, wenn die Kommunen eine Gefahr nachweisen können, zum Beispiel für den Radverkehr. Insgesamt bevorzugt das Verkehrsrecht heute noch systematisch den motorisierten Verkehr, insbesondere den Autoverkehr. Damit der Verkehr seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, müsse auch das Verkehrsrecht reformiert werden.

Dr. Wiebke Zimmer ist Expertin für Nachhaltige Mobilität und ist stellvertretende Leiterin des Bereichs „Ressourcen & Mobilität“ am Standort Berlin.

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