#nachgefragt: 2. Wenn Sie Bundeskanzler*in wären, was würden Sie bei … ändern?
1. Was ist der größte Mythos zum Thema …? 2. Wenn Sie Bundeskanzler*in wären, was würden Sie bei … ändern? Und 3. Was können wir von der Covid-19-Pandemie für … lernen? Die Antworten finden Sie hier.
Michael Bloss, Mitglied des Europaparlaments, Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz, Quelle: privat
Wenn Sie Bundeskanzler wären, wie würden Sie Deutschland fit für die Klimaziele machen, Michael Bloss?
Ich würde den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich schneller vorantreiben und im Verkehr deutlich stärker auf Regulierungen setzen, auch mit Blick auf ein Tempolimit. Außerdem würde ich die Bürger*innen deutlich stärker einbeziehen und ihre Energie nutzen. Man muss sich nur die großartigen und fortschrittlichen Ideen anschauen, die uns der Bürgerrat Klima an die Hand gegeben hat. Es gibt so viel Tatkraft und einen starken Willen zur Veränderung, das muss man viel stärker nutzen. Sonst verlieren wir uns nur in Grabenkämpfen zwischen politischen Parteien während die Bürger*innen schon viel mehr wollen.
Drs. Auke Hoekstra, Programmdirektor an der Technischen Universität Eindhoven und Gründer von Zenmo Simulations, Quelle: privat
Was würden Sie tun, wenn Sie Premierminister wären, Drs. Auke Hoekstra?
Als Premierminister würde ich einen sehr starken Fokus darauf setzen, die Ladeinfrastruktur weiter auszubauen. Diese sollte OCPP – das Open Charge Point Protocol – nutzen und Interoperabilität gewährleisten. Auf diese Weise kann jeder und jede problemlos Ladestationen aufstellen, intelligentes Laden kann leicht implementiert werden und man braucht nicht mehrere Accounts, um für das Laden zu bezahlen.
Stefan Leiner, Leiter des Referats Biodiversität bei der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, Quelle: privat
Was würden Sie für die Biodiversität ändern, wenn Sie Bundeskanzler wären, Stefan Leiner?
Ich würde es zu einer Gesamtregierungspriorität machen, zu einer Aufgabe, die nicht nur das Umweltministerium betrifft, sondern auch in allen anderen Ministerien eine große Rolle spielt. Ganz besonders im Landwirtschaftsministerium, aber unter anderem auch im Finanz- und Wirtschaftsministerium. Es ist wichtig, dass die verschiedenen Ministerien hier
nicht mehr gegeneinander arbeiten, wie sie es oft tun, sondern miteinander.
Dr. Ines Verspohl, Abteilungsleiterin Sozialpolitik beim Sozialverband VdK Deutschland e.V. Quelle: privat
Was würden Sie mit Blick auf eine sozial gerechte Mobilität ändern, wenn Sie Bundeskanzlerin wären, Dr. Ines Vespohl?
Zum einen wie schon genannt im Straßenverkehrsgesetz den Schutz der Schwächsten als oberstes Ziel ansetzen und nicht den flüssigen Verkehr. Und: On-Demand-Angebote deutlich voranbringen und sie flächendeckend ausbauen, aber so, dass sie ohne Smartphone nutzbar sind. Durch solche Angebote ist es möglich, attraktive Lösungen für alle jene zu schaffen, die sonst nicht mobil sein können.
Dr. Allison Macfarlane, Leiterin School of Public Policy and Global Affairs, University of British Columbia, Kanada, Quelle: privat
Wenn Sie verantwortlich wären für die Endlagerung in Ihrem Land, was würden Sie entscheiden, Dr. Allison Macfarlane?
Ich würde dafür sorgen, dass eine Lagerstätte in tiefen geologischen Formationen eingerichtet wird. Wir müssen den Kontakt mit diesem gefährlichen Material so weit wie möglich minimieren und der einzige Weg hierfür ist, es tief in den Boden zu tun.
Daniel Fuhrhop, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Quelle: Privat
Wenn Sie Bundeskanzler wären, was würden Sie mit Blick auf Wohnflächen und ihre Nutzung ändern, Daniel Fuhrhop?
Ich würde Wohnfläche genauso als Ressource behandeln wie Energie und darum die flächensparende Nutzung von Wohnraum intensiv erforschen lassen und massiv fördern.
Prof. Dr. Stefan Gössling, Professor für Tourismusforschung, Linnaeus Universität, für Humanökologie, Lund Universität, Quelle: privat
Wenn Sie Bundeskanzler wären, welche Entscheidung würden Sie morgen zum Klimaschutz im Flugverkehr treffen, Prof. Dr. Stefan Gössling?
Diese Frage kann ich leider nicht beantworten. Ich bin ja Wissenschaftler und kein Politiker. Diese zwei Bereiche sind in Deutschland auch sehr klar getrennt. Da wünsche ich mir oft eine stärkere Verbindung und dass die Politik die Erkenntnisse der Wissenschaft nutzt, um sich auf zukünftige Krisen vorzubereiten – wie etwa auf die Klimakrise.
Walter Stahel, Gründer und Leiter des Instituts für Produktdauer-Forschung, Genf, Quelle: privat
Wenn Sie das Staatsoberhaupt wären und freie Entscheidungsgewalt hätten – was würden Sie in punkto Circular Economy entscheiden, Walter R. Stahel?
Dass alle lebenswichtigen Systeme des Landes Redundanz und Resilienz aufweisen. Sie müssen auch funktionieren können, wenn aus irgendeinem Grund keine Rohstoffe oder Energien mehr aus dem Ausland geliefert werden. Das ist in einem Land wie der Schweiz natürlich schwierig, aber in Deutschland wäre das machbar. Jedes Staatsoberhaupt sollte sich zudem die Frage stellen: Wie können wir mit dem, was wir haben, möglichst lange überleben? Und wenn ein längeres Überleben mit höheren Preisen oder arbeitsintensiveren Lebensformen verbunden ist, heißt das eben auch, dass sich die Gesellschaft und die Wirtschaft umstellen müssen – weg vom Kaufen, hin zum Nutzen.
Die Interviews führte die freiberufliche Autorin Christiane Weihe, die für das Onlinemagazin eco@work des Öko-Instituts schreibt.