Nachhaltige Ernährung hat großes Klimaschutzpotenzial
„Wie ernähren wir die Welt?“, fragt die Grüne Woche 2021. Einige Antworten bietet das Öko-Institut in einem Dossier zu nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährung.
1. „Nachhaltigkeit um jeden Preis: Was kostet mein Einkauf wirklich?“
Die Wissenschaftlerin Dr. Jenny Teufel vom Öko-Institut diskutierte beim Verbraucherpolitischen Forum bei der Grünen Woche 2021 mit dem Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Klaus Müller. Dr. Jenny Teufels Fazit zur Frage: Nachhaltigkeit um jeden Preis: Was kostet mein Einkauf wirklich?
"Eine einfache Antwort: auf jeden Fall deutlich mehr.
Bei der Herstellung von Produkten entstehen Umweltbelastungen. Bei Lebensmittelprodukten sind das beispielsweise Treibhausgasemissionen, die sich negativ auf unser Klima auswirken. Und es gelangen Schadstoffe in Gewässer und Boden beispielsweise durch den Einsatz von Pestiziden.
Die daraus entstehenden Kosten. Zum zur Bekämpfung der Folgen des Klimawandels. Oder Kosten für die Erschließung neuer Trinkwasserquellen oder die Aufbereitung von belasteten Gewässern. Diese spiegeln sich allerdings nicht in den Produkt-Preisen wider. Da wir aber bislang immer noch keine ausreichenden Kenntnisse beispielsweise über das Wirkgeschehen von Pestizidrückständen in den verschiedenen betroffenen Ökosystemen haben oder aber auch über die damit verbundenen Folgekosten, können wir derzeit nur solide Aussagen zu Mindestkosten treffen.
Am Beispiel von konventionell erzeugter Rohmilch liegen diese Mindestkosten etwa in der Höhe der Milchannahmepreise, die die Bundesanstalt für Ernährung (BLE) für die Jahre 2016 bis 2019 nennt. Der Milchanahmepreis ist der Erzeugerpreis, den der Landwirt bei den Molkereien für seine Milch erlösen kann. Die Umweltkosten von Rohmilch ökologisch wirtschaftender Betriebe sind nur ungefähr halb so groß, wie die hierfür erzielten Milchannahmepreise.
Den Einbezug externer Kosten am aufgezeigten Beispiel unterstützt die von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren gestellten
Forderungen an die Politik, umweltvorteilhaftere Produktionssysteme stärker zu unterstützen, damit diese sich am Markt behaupten können."
2. Beiträge über Forschungsergebnisse des Öko-Instituts zu Landwirtschaft und Ernährung:
EU-Agrarpolitik: Endlich die „Förderpraxis der Zerstörung“ ändern
Die Geschäftsführerin des Öko-Instituts, Anke Herold, kommentiert in ihrem Blogbeitrag, warum die derzeitige Neuverhandlung der EU-Agrarsubventionen nicht zum Klimaschutz beitragen wird. Dabei hat die EU in keinem anderen Sektor einen so großen direkten Einfluss auf die Emissionen wie in der Landwirtschaft.
Die Zukunft liegt auf unseren Tellern
Wie können wir mit Essen und Trinken das Klima mit retten? Im Jahr 2050 wird mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft stammen. Wer anfängt, weniger Fleisch zu essen, tut etwas gegen die immensen Klimafolgen des Fleischkonsums. Auch fettreiche Milchprodukte haben einen sehr großen Klimafußabdruck. Senior Researcher Kirsten Wiegmann und Margarethe Scheffler erklären, was man fürs Klima tut, wenn man Pflanzen isst.
Nachhaltige Ernährung oder: Wer isst Erdbeeren im Winter?
Die Grundsätze nachhaltiger Ernährung sind äußerst relevant für den Klimaschutz, denn Studien zeigen, dass der Ernährungssektor neben den Feldern „Wohnen“ und „Mobilität“ die meisten Umweltbelastungen im Bereich des privaten Konsums verursacht. Im Fokus der Ernährungsökologie steht die gesamte Produktionskette: von der Landwirtschaft, über die Supermärkte bis in die Küche.
Lebensmittel-Einkauf 4.0: Nachhaltig oder nicht?
Die Deutschen tätigen nur etwa ein Prozent aller Lebensmittelkäufe im Internet. Insbesondere bei Obst und Gemüse möchten viele die Ware vor dem Kauf sehen und anfassen. Doch der Verkauf von Lebensmitteln im Internet wächst seit Jahren stärker als jeder andere Bereich im Onlinehandel. Die Corona-Pandemie hat zudem für einen solchen Nachfrageschub gesorgt, dass viele Lieferdienste den Bestellungen kaum nachkommen. Können digitale Plattformen für mehr Nachhaltigkeit im Lebensmittelmarkt sorgen? Hierzu hat das Öko-Institut 15 Anbieter analysiert. Die Autorinnen fassen im Blog die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Fleischalternativen: Lohnt sich die Ernährungsumstellung für die Umwelt?
Ja sie lohnt sich! Die meisten Fleischersatzprodukte sind in Bezug auf das Treibhausgaspotenzial und den Bedarf landwirtschaftlicher Flächen günstiger zu bewerten als Fleisch und Fleischprodukte.
Aquakultur – Fisch aus nachhaltiger Zucht
Eine nachhaltige Alternative kann die Fischzucht in Aquakultur sein, insbesondere, wenn sie möglichst umweltfreundlich betrieben wird. Bislang stammen nur etwa zwei Prozent des in Deutschland verspeisten Fischs aus heimischer Aquakultur. Und auch diese bietet noch Potenzial für mehr Nachhaltigkeit. Welche Faktoren gilt es also zu beachten, damit die Aufzucht von Fischen regional, ökologisch und qualitativ hochwertig erfolgt?
Geht das eigentlich … das Klima beim Abendbrot schützen?
Man muss nicht darben. Denn ohne großen Aufwand lassen sich ein paar Kilo CO2 einsparen. Wir schützen daher das Klima, wenn wir mehr pflanzliche statt tierischer Lebensmittel essen. Und wenn wir bei Obst und Gemüse auf „bio“ setzen, dann können wir im Schnitt bei gleicher Menge zusätzlich ein Drittel Treibhausgase sparen. Auf Flugobst und Gemüse aus dem Treibhaus sollte man ebenfalls verzichten. Neben Fleisch sind auch Milchprodukte sehr CO2-intensiv in der Herstellung: Je fetter der Käse, desto klimaschädlicher. Die Herstellung von Butter ist besonders aufwendig und energieintensiv. Hinzu kommen Verpackung, Transport und energieintensive Kühlketten.
Mehr Beiträge in unserem Blog zum Thema nachhaltige Ernährung
Dr. Jenny Teufel ist Expertin für nachhaltigen Konsum und Produkte. Kirsten Wiegmann und Margarethe Scheffler bearbeiten das Thema Klimaschutz in der Landwirtschaft und Landnutzung.