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Nachhaltige Mobilität – kleine Lichtblicke

Der Verkehrssektor in Deutschland hinkt den nötigen Emissionsreduktionen zur Erreichung der Klimaneutralität hinterher. Eine Trendwende ist dabei leider nicht abzusehen – umso wichtiger ist es, Schritte in die richtige Richtung zu würdigen. Jonathan Schreiber benennt einige positive Entwicklungen.

 

Zunahme an Angeboten für Fernreisen mit der Bahn

Von Berlin nach Wien, von München nach Rom, von Stuttgart nach Venedig, von Hamburg nach Kopenhagen, von Frankfurt nach Amsterdam – Zugreisen mit der Bahn sind wieder en vogue. Nachtzüge und internationale Bahnverbindungen feiern ein Comeback in Europa. Nicht immer ist der Weg dahin leicht – auf die Anbieter von internationalen Bahnverbindungen kommen nicht nur administrative und technische Herausforderungen zu, auch das rollende Material muss an die neuen Verbindungen angepasst werden. Wer selbst auf internationalen Bahnverbindungen unterwegs sein möchte, muss teils gewohnte Buchungspfade verlassen – zum Beispiel bei ausländlichen Ticket-Anbietern buchen – und sollte auf längeren Verbindungen Toleranz für Verspätungen mitbringen. Trotz dieser Hürden gibt es gute Nachrichten: Auslandsreisen mit der Deutschen Bahn nahmen in den letzten Jahren nach internen Angaben weiterhin zu.

Zwar bleibt es mittelfristig eine Herausforderung jedes europäische Land via Bahn zu erreichen, aber für Wege in die deutsche Nachbarschaft wird das Angebot langsam ausgebaut und zunehmend attraktiver. Die neu eingeführte ICE-Direktverbindung von Berlin nach Paris etwa erfreut sich großer Beliebtheit, so dass die Deutsche Bahn und die SNCF kurz nach Eröffnung Ende Dezember 2024 bereits über einen Ausbau des Angebots nachdenken. Der nationale und internationale Schienenpersonenverkehr in der EU erreicht mittlerweile neue Höchststände und hat die Tiefs aus der Zeit der COVID-19 Pandemie somit überwunden.

Vor Baustellen und temporären Problemen sind auch internationale Verbindungen natürlich nicht gefeit. Ein Direktflug scheint hinsichtlich Reisezeit und Kosten daher oft nach wie vor attraktiver. Bei Klima und Umwelt hat die Bahn aber klar die Nase vorn, wie eine vergleichende Grafik vom Umweltbundesamt zeigt. Hinzukommend stellt die Verkehrsforschung zunehmend fest, dass nicht Reisezeit und Kosten allein, darüber bestimmen, wie zufrieden wir mit einer Reise sind. Viel mehr spielt auch die Reisequalität, also die Zeit mit Mitreisenden, die Produktivität unterwegs oder die Entspannung eine Rolle – Bereiche, in denen der Zug punkten kann.

An Mobilstationen adäquat umsteigen

Ein nachhaltiges Verkehrssystem kombiniert unterschiedliche Verkehrsmittel miteinander und ermöglich so sozialverträgliche, klima- und umweltfreundliche Wege. Wenn Reisende abhängig von ihren Bedürfnissen flexibel unterschiedliche Transportmittel miteinander kombinieren können, sprechen wir von multimodalen Verkehrssystemen. Mobilstationen bieten einen Anlaufpunkt, um so eine Form der Mobilität zu ermöglichen. So können unterschiedliche Transportmittel an einem Ort ausgetauscht werden. Häufig gibt es vor Ort Haltestellen des öffentlichen Personennah- oder Fernverkehrs, Carsharing-Fahrzeuge, Leihfahrräder, E-Roller oder Scooter. So können Nutzer*innen für ihre persönlichen Anforderungen das beste Angebot nutzen. Wer beispielsweise im Baumarkt einkaufen möchte, freut sich über ein Carsharing-Fahrzeug, wer auf dem Weg in den Park ist, kann sich ein Leihfahrrad nehmen und vieles mehr.

Aus Nachhaltigkeitsperspektive können Mobilstationen einen Beitrag zu sozialverträglicheren, ökologischeren Verkehrssystemen leisten. Sie regen dazu an, die Abhängigkeit vom privaten PKW zu reduzieren. Neben der Verfügbarkeit von unterschiedlichen Verkehrsmitteln und der Zugänglichkeit und Kosten der Angebote hat auch die Standortwahl einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg von Mobilstationen.

In vielen großen Städten finden sich bereits Beispiele für Mobilitätstationen, die in Anzahl, aber auch Angebot variieren. Hier ein paar Beispiele:

Finanzierung durch den Mobilitätspass: Baden-Württemberg als Vorreiter

Ein leistungsstarker öffentlicher Verkehr trägt zum Umwelt- und Klimaschutz bei. Gute Bahnen und Busse ermöglichen vielen Menschen Mobilität, so dass alle – nicht nur die mit Auto – vorankommen. Ein starker öffentlicher Verkehr ist allerdings auch kostenintensiv.

Das Land Baden-Württemberg hat ein innovatives Finanzierungsinstrument entwickelt, dass den Kommunen eine bessere Finanzierung des ÖPNV ermöglicht: der Mobilitätspass. Unterschieden wird zwischen einem Einwohner*innen-Beitrag, bei dem alle Einwohner*innen einer Kommune verpflichtend einen monatlichen Beitrag leisten. Alternativ erfolgt die Finanzierung über einen Kfz-Halter*innen-Beitrag, bei dem alle Kfz-Halter*innen in einer Kommune zur Zahlung verpflichtet werden. Die Beitragszahlenden würden im Gegenzug Vergünstigungen für die ÖPNV-Nutzung erhalten. Am 17.12.2024 wurde dazu vom Kabinett der entsprechende Gesetzesentwurf verabschiedet. Im Falle dessen viele Kommunen das Angebot umsetzen, können die Einnahmen für den ÖPNV erhöht und eine Verbesserung des ÖPNV erreicht werden. Wir drücken die Daumen!

Jonathan Schreiber ist Experte für Nachhaltige Mobilität und arbeitet im Bereich „Ressourcen & Mobilität“ am Berliner Standort.

Weitere Informationen

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Initiierung nachhaltiger Mobilitätsprojekte in der Nachbarschaft gibt es im Handbuch „Mobilität gemeinsam gestalten. In 10 Schritten“ des Öko-Instituts

 

 

 

 

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