Positive Ausgangslage bei der Flächenausweisung für den Windenergieausbau in Baden-Württemberg

gute Ausgangslage für mehr Windkraft in Baden-Württemberg
© Öko-Institut
Rechtlicher Ausgangspunkt: Das Windenergieflächenbedarfsgesetz
Wenn es um den Ausbau Erneuerbarer Energien in Deutschland geht, führt kein Weg am Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) vorbei. Ein wichtiges Instrument, das mengenmäßige Flächenziele (Flächenbeitragswerte) für die Ausweisung von Windenergiegebieten vorgibt. Diese geben den Auftrag an jedes Bundesland, einen bestimmten Anteil ihrer Gesamtfläche als sogenannte Windenergiegebiete auszuweisen. Ziel des WindBG ist es, den Windenergieausbau an Land und die Transformation zu einer treibhausgasneutralen Stromversorgung zu beschleunigen.
Wie lautet der Auftrag für Baden-Württemberg?
Laut WindBG liegt der Flächenbeitragswert für Baden-Württemberg bei 1,8 Prozent der Landesfläche bis 31.12.2032. Das Land Baden-Württemberg hat sich im Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg (KlimaG BW) sogar noch zeitlich ambitioniertere Ziele gesetzt und will die 1,8 Prozent bereits fünf Jahre früher, also zum 31.12.2027 erreichen.
Verantwortlich für die Ausweisung sind die „Träger der Regionalplanung“. In Baden-Württemberg sind dies die zuständigen zwölf Regionalverbände. Diese müssen in ihrer Planung jeweils 1,8 Prozent der Flächen in ihrem Zuständigkeitsbereich als Windenergiegebiete ausweisen (Teilflächenziele). Hierfür haben die Regionalverbände bis zum 30.09.2025 Zeit.
Was sind Windenergiegebiete?
Bei diesen Flächenbeitragswerten nach WindBG geht es um sogenannte Windenergiegebiete. Dazu gehören insbesondere Vorranggebiete für Windenergie an Land, wie sie sich aus den Regionalplänen ergeben. Regionalpläne können solche Vorranggebiete für bestimmte Nutzungen ausweisen. Ist ein Vorranggebiet für Windenergie vorgesehen, sollen in diesem Gebiet andere Nutzungen, die nicht mit Windenergie vereinbar sind, ausgeschlossen sein.
Darüber hinaus können Vorbehaltsgebiete als Windenergiegebiete angerechnet werden, insofern diese bis zum 01.02.2024 ausgewiesen wurden. Sieht ein Regionalplan ein Vorbehaltsgebiet für Windenergie vor, hat diese Nutzung nur einen abgeschwächten Schutz. Mit ihr unverträgliche Nutzungen sind nicht ausgeschlossen; die Windenergie hat hier aber ein besonderes Gewicht in der Abwägung zwischen verschiedenen Nutzungsformen.
Zum Stand der Planung
Seit März 2022 läuft in allen zwölf Regionalverbänden in Baden-Württemberg die Regionale Planungsoffensive2F2F2F. Diese beinhaltet auch die Teilfortschreibung „Windenergie“ für den jeweiligen Regionalplan mit dem Ziel, mindestens 1,8 Prozent der Region als Windvorrangfläche auszuweisen. Derzeit befindet sich der laufende Planungsprozess in der Überarbeitung der Planentwürfe, die bis Ende September 2025 abgeschlossen sein müssen. Das Inkrafttreten und die Umsetzung sind dann ab dem 01.01.2026 möglich.
Unsere Karte stellt erstmals in einer Übersicht die in den aktuellen Planentwürfen zur Teilfortschreibung „Windenergie“ ausgewiesenen Windvorrangflächen – hier in dunkelgrün – dar. Daraus ergeben sich die spezifischen Flächenbeitragswerte der einzelnen Planungsverbände. In zwei Regionen, Heilbronn-Franken und Ostwürttemberg, setzen sich die Flächenbeitragswerte aus bereits rechtskräftig ausgewiesenen Flächen und in Planung befindlichen Windvorranggebieten zusammen.
Übersicht über aktive und geplante Windenergieanlagen in Baden-Württemberg, © Öko-Institut
Das Bild: Erfreulich, aber auch notwendig!
Eigene Berechnungen basierend auf Geodaten der Regionalverbände. Stand der Planentwürfe: Ende Januar 2025
Die ermittelten Flächenbeitragswerte zeigen, dass alle Regionalverbände das vorgegebene Ziel – 1,8 Prozent der Region als Windvorrangflächen auszuweisen – in ihren aktuellen Planentwürfen erreichen. Insgesamt sehen mehr als die Hälfe der zwölf Regionalverbände nach aktuellem Planungsstand mehr als 3 Prozent ihrer Region für den Windenergieausbau vor. Demgegenüber lieg der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben nur knapp über der 1,8 Prozent-Marke und bildet damit das Schlusslicht.
Über alle Regionen hinweg sind damit in Baden-Württemberg insgesamt etwa 3 Prozent der Landesfläche als Windvorrangfläche in den Planentwürfen der Regionalverbände enthalten. Es ist demnach zu erwarten, dass Baden-Württemberg seine Zielvorgabe aus dem WindBG nicht nur erfüllt, sondern sogar deutlich mehr Flächen ausgewiesen werden. Dieses Mehr an ausgewiesener Fläche ist sowohl erfreulich als auch notwendig, da nicht klar ist, ob tatsächlich auf allen der geplanten Flächen Windenergieanlagen wirtschaftlich realisiert werden können. Gründe hierfür können sein, dass beispielweise die Standorte zu geringe Windgeschwindigkeiten aufweisen oder der Netzanschlusspunkt zu weit entfernt ist. Auch kann es dazu kommen, dass die Eigentümer:innen der Flächen – seien sie privat oder kommunal – keinen Pachtvertrag abschließen wollen. Genau in solchen Fällen ist das einplante Mehr an ausgewiesener Fläche besonders relevant, um trotz Einschränkungen den Flächenbeitragswert für den regionalen Windenergieausbau zu erreichen.
Die von den Regionalverbänden veröffentlichten beziehungsweise bereit gestellten Geodaten der Planentwürfe zur Teilfortschreibung „Windenergie“ werden derzeit überarbeitet. Die im Beitrag dargestellte Karte sowie Tabelle stellen somit nur einen Zwischenstand (vom Januar 2025) in einem laufenden Planungsverfahren dar. Darüber hinaus ist das Projektgeschehen für Windenergieanlagen im Moment sehr dynamisch, so dass nicht alle geplanten Windenergieanlagen in der Abbildung enthalten sind. Sowohl die Kartendarstellung als auch die Flächenbeitragswerte stellen eine Momentaufnahme dar und geben in erster Linie einen Überblick zum Stand des Windenergieausbaus in Baden-Württemberg.
Susanne Krieger ist Expertin für Geodaten-Analysen und sozio-räumliche Effekte der Energiewende. Moritz Vogel ist Experte für die Integration erneuerbarer Energien in das Energiesystem. Beide arbeiten im Bereich „Energie- und Klimaschutz“ an den Standorten Berlin und Freiburg.
Weitere Informationen
Studie „Beschleunigung des Windenergieausbaus in Baden-Württemberg“ des Öko-Instituts
Übersicht zu Windenergieanlagen in Baden-Württemberg auf flickr
Meldung „Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg kann beschleunigt werden“ des Öko-Instituts