Stromspeicher für die Energiewende zu Hause?
[caption id="attachment_1158" align="alignleft" width="242"] Kathrin Graulich Quelle: Öko-Institut[/caption] Technik fasziniert – das war schon immer so und hat die Menschheit zu zahlreichen Innovationen geführt und Fortschritt gebracht. Viele Technologien wurden zunächst für industrielle und gewerbliche Anwendungen entwickelt, bevor sie schließlich auch in Privathaushalten Einzug hielten. Diese Entwicklung scheint es nun auch bei stationären Batteriespeichern zu geben, mit denen ein höherer Anteil des von der hauseigenen Photovoltaikanlage erzeugten Stroms selbst genutzt werden kann.
Angetrieben durch einen starken Preisverfall bei Lithium-Ionen-Speichern, aber auch durch Förderprogramme des Bundes und vieler Länder, haben Heim-Batteriespeicher in den letzten Jahren starke Zuwachsraten verzeichnet. Nicht nur bei der Neuinstallation von PV-Anlagen werden Batteriespeicher zunehmend gleich im Paket mit angeboten. Umworben wird vor allem die Zielgruppe der so genannten „Ü20-Anlagen“. Das sind die ersten Haushalte, bei denen in Kürze die für maximal zwanzig Jahre erhaltene Einspeisevergütung durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ausläuft. Sie erhalten für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde dann nur noch den Börsenstrompreis von circa drei Cent, während sie umgekehrt für jede aus dem Netz bezogene Kilowattstunde bis zu 30 Cent zahlen müssen. Da klingt es erst einmal naheliegend, die Photovoltaikanlage nachzurüsten und den Eigenverbrauch mit Hilfe eines Speichers zu erhöhen. Aber ist das wirklich eine rundum gute Lösung?
Stromsparen nicht sexy genug?
Ja, Technik fasziniert – aber die Energiewende wird nicht allein durch immer neue Technologien gestemmt. Ein genauso wichtiger Baustein der Energiewende ist es, unseren Stromverbrauch insgesamt zu senken – nach den Zielen der Bundesregierung um 25 Prozent im Vergleich zum Jahr 2008. Diesem Ziel sind wir in den letzten zehn Jahren leider kaum ein Stück näher gekommen, denn Stromsparen ist scheinbar nicht so sexy. Lieber werden mehrere tausend Euro in einen Batteriespeicher investiert.
Wirtschaftlichkeit von Stromspeichern? In Kombination mit Stromsparen!
Wir haben nachgerechnet und die beiden Optionen Batteriespeicher und Stromsparen kombiniert. Dazu haben wir eigens den „Stromspar-Speicherrechner“ entwickelt. Denn viele der im Internet frei zur Verfügung stehenden Rechentools zur Wirtschaftlichkeit oder Dimensionierung von Speichern legen nur den aktuellen Strombedarf des Haushalts zugrunde. Verglichen wird der Erwerb eines Batteriespeichers mit der Variante, dass der Haushalt in neue, effizientere Geräte investiert und seinen Stromverbrauch deutlich reduziert. Anhand des „Stromspiegels für Deutschland“ liefert der Speicherrechner direkt Rückmeldung, welches Sparpotenzial im Vergleich zu anderen, vergleichbaren Haushalten vorhanden ist. Es zeigt sich: Über einen Zeitraum von 20 Jahren, der voraussichtlichen Lebensdauer von Lithium-Ionen-Speichern, ist die Investition in einen Speicher bei den heutigen Preisen nur knapp an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit – umso geringer, je größer der Speicher ausgelegt wird. Wird dagegen in Stromsparmaßnahmen investiert, so ergibt sich durch den geringeren Strombezug aus dem Netz unabhängig von der Batteriegröße in jedem Fall ein deutlicher wirtschaftlicher Vorteil. Und nicht nur die Stromrechnung wird dauerhaft reduziert: die Absicherung gegen steigende Strompreise und einen Beitrag zur Energiewende erreicht man mit viel geringeren Investitionskosten als für einen Speicher. Und schließlich gibt es auch unter effizienten Hausgeräten Technik, die fasziniert…
ist stellvertretende Leiterin des Bereichs Produkte & Stoffströme am Standort Freiburg, Leiterin der Gruppe „Verbraucher & Gesellschaft“ im Bereich sowie Expertin für ökologische Produktpolitik.
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Weitere Informationen
Beratungstool „Stromspar-Speicherrechner“ und Informationsbroschüre „Einsatz und Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Batteriespeichern in Kombination mit Stromsparen“ auf EcoTopTen, der unabhängigen Verbraucherplattform des Öko-Instituts Studie „Einsatz und Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Batteriespeichern in Kombination mit Stromsparen – Ergebnisse aus dem BMBF-geförderten Verbundprojekt BuergEn „Perspektiven der Bürgerbeteiligung an der Energiewende unter Berücksichtigung von Verteilungsfragen“ des Öko-Instituts Tipps zur Anschaffung eines Stromspeichers: Achten Sie bei der Anschaffung eines Batteriespeichers nicht nur auf Speicherkapazität und Kosten. Wichtige Kriterien sind darüber hinaus Sicherheit und Wartungsaufwand, aber auch Qualität und Langlebigkeit, Reparatur- und Recyclingfreundlichkeit sowie Rücknahme am Ende der Lebensdauer durch den Hersteller.