Update Wasserstoff: Wo stehen wir bei der Nachhaltigkeit? Transkript zum Podcast
Zu Gast in Episode 23 ist der Wissenschaftler Christoph Heinemann vom Öko-Institut
Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein der Energiewende. Über die Grundlagen zum Wasserstoff, den Unterschied zwischen grünem von blauem Wasserstoff und welche Rolle er für das Erreichen der Klimaziele spielt, haben wir in der ersten Folge unseres Podcast mit Felix Matthes gesprochen: Warum ist Wasserstoff der Champagner der Energiewende?
Über die Fragen nach Kosten und Importen insbesondere für nachhaltig erzeugten Wasserstoff, Nachhaltigkeitskriterien für die Produktion und Wasserstoff-Partnerschaften spricht Christoph Heinemann im aktuellen Podcast „Wenden bitte!“ des Öko-Instituts. Er betont die Bedeutung der im Sommer aktualisierten Wasserstoffstrategie Deutschlands: Sie setzt den Rahmen für die Förderung zum Aufbau der Wasserstoffkapazitäten in Deutschland und für Nachhaltigkeitskriterien beim Import.
Der zukünftige Bedarf an Wasserstoff
Wenn Wasserstoff schnell, nachhaltig und günstig zur Verfügung steht, kann er seine Rolle als Schlüsseltechnologie für die Klimaneutralität in Deutschland erfüllen. Wissenschaftliche Szenarien, die ein treibhausgasneutrales Deutschland im Jahr 2045 erreichen, zeigen, dass hierbei eine Nachfrage nach Wasserstoff von 200 bis 400 Terawattstunden bis zum Jahr 2045 entsteht. Hinzu kommt noch Wasserstoff, der für die Produktion von Folgeprodukten wie etwa Ammoniak oder E-Fuels benötigt wird. Zum Vergleich: Heute kommen in der chemischen Industrie rund 50 bis 60 Terawattstunden zum Einsatz.
Die grundsätzliche Überlegung ist immer: Können wir, statt Wasserstoff einzusetzen direkt elektrifizieren? In Deutschland entsteht dennoch ein hoher Bedarf an Wasserstoff, der nicht komplett in Deutschland hergestellt werden kann. Da ist zum Einen das Flächenthema und auch das Kostenthema. Europa ist dicht besiedelt und der Um- und Ausbau der erneuerbaren Energien ist bereits jetzt konfliktreich. Zudem sind die Kosten für erneuerbaren Strom in anderen Ländern bereis viel geringer. Um den Wasserstoffbedarf zu stillen, wird 50 bis 70 Prozent importiert werden müssen.
Der Import von Wasserstoff
Der Transport von Wasserstoff ist kompliziert. Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, Pipelines und Schiffstransport zu nutzen. Wasserstoff verhält sich allerdings anders als Erdgas und deswegen müssen bestehende Pipelines erstmal umgerüstet werden.
Zum Import gibt es ein paar Fragen, die beantwortet werden müssen: Mit welchen Ländern wollen wir Partnerschaften eingehen für diese Wasserstoffwirtschaft? Welche Entwicklungen kommen nicht von selbst, auch nicht durch den Markt? Welche müssen mit Fördergeldern wie angereizt werden? Und aus Sicht des Öko-Institut ist es sehr wichtig, wie man sicherstellen kann, dass die Wasserstoffproduktion in den Ländern nicht zu negativen Effekten führt: Menschenrechte, Wasserknappheit und Arbeitsbedingungen müssen auch in den Ländern, die exportieren, bedacht werden.
Wie sich der Import genau gestalten wird und welche Länder sich als Partner anbieten, wird momentan diskutiert. Dafür gibt es in der Debatte gerade drei Hauptkritieren. Das ist zum Einen der günstig hergestellte Strom, die Pipelineinfrastruktur und bereits bestehende Energiepartnerschaften.
Nachhaltige Kriterien
In einem Spendenprojekt hat sich das Öko-Institut mit der Frage der Nachhaltigkeitskriterien beim Wasserstoffimport beschäftigt und untersucht, welche Kriterieren für die Nachhaltigkeit erfüllt sein müssen. Die Fragen, die dem Projekt zugrunde lagen, waren: Welcher Strom wird genutzt? Welcher Effekt für das Stromsystem entsteht in
den Exportländern? Wo kommt überhaupt das Wasser her, was wir für die Elektrolyse brauchen? Wie kann man faire Arbeitsbedingungen sicherstellen bei dem Prozess? Werden Landrechte vielleicht beeinträchtigt? Mit diesen Erkenntnissen wurden anschließend Empfehlungen erarbeitet. Dabei sollen die Exportländer keine negativen Effekte erleiden und möglichst zusätzlich Nachhaltigkeitsziele verwirklichen.