#VerkehrswendeMythen7: Elektrofahrzeug-Batterien können nicht recycelt werden
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien nicht funktioniert und dass es sogar umweltschädlich sein soll. Warum das nicht stimmt, erläutern Dr. Matthias Buchert und Peter Dolega in unserer Blogreihe #VerkehrswendeMythen.
Bereits heute können Recyclinganlagen in Europa Lithium-Ionen-Batterien erfolgreich mit hohen Rückgewinnungsraten recyclen: Je nach Rohstoff unterscheidet sich die Quote. Bei Kupfer, Nickel, Kobalt sind es bereits heute deutlich über 90 Prozent. Bei Lithium ist die Rückgewinnung noch deutlich geringer.
Die Umweltbilanzen im Vergleich zur Primärgewinnung sind beim Recycling vorteilhaft. Beispielsweise werden pro Tonne recycelter Lithium-Ionen-Batterie-Materialien etwa drei Tonnen CO2 gegenüber der Primärförderung eingespart.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht kann das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien attraktiv sein: Insbesondere der hohe Nickel- und Kobaltgehalt tragen dazu bei, dass bei entsprechend hohen Rohstoffpreisen Gewinne erzielt werden können.
Je mehr Altbatterien, desto attraktiver fürs Recycling
Man darf zudem nicht vergessen, dass aufgrund der langen Lebensdauer von Lithium-Ionen-Batterien noch keine großen Mengen an Altbatterien anfallen. In den nächsten 10 bis 15 Jahren werden diese Mengen signifikant zunehmen, sodass auch Skalen-Effekte das Recycling attraktiver und deutlich preiswerter machen.
Umweltfreundlich oder nicht?
In jedem Fall überwiegen die Umweltvorteile beim Recycling gegenüber der Primärförderung, wenn die gesamte Batterie betrachtet wird. Die in Europa gängigen nickel- und kobalthaltigen Lithium-Ionen-Batterien zeigen beim Recycling positive Effekte in der Umweltbilanz: Denn besonders der Primärabbau von Nickel, Kobalt und Kupfer wirkt sich stark negativ auf die Umwelt aus, sodass das Recycling gut für die Umwelt ist.
Künftig ist davon auszugehen, dass auch Lithium mit höheren Quoten zurückgewonnen wird. Insbesondere schwere Traktionsbatterien zum Beispiel aus Bussen oder vollelektrischen Pkw enthalten Gehäuseteile aus Aluminium, Kupferkabel, Elektronik und Stahlkomponenten. Diese können mit sehr geringem Aufwand in unkomplizierten Verfahren mit sehr hohen Rückgewinnungsraten recycelt werden.
Recycling = sicher alternativlos
Einer der wichtigsten Punkte, die für ein Recycling sprechen, ist die Sicherheit. Aufgrund der Brandgefahr, die von Lithium-Ionen-Batterien ausgeht, sowie Inhaltsstoffen wie organischen Lösungsmitteln ist eine Lagerung auf einer Deponie ausgeschlossen. Daher ist ein Recycling von Lithium-Ionen-Batterien alternativlos. Zum einen können kritische Rohstoffe wie Kobalt und Nickel zurückgewonnen und damit Abhängigkeiten von Förderländern verringert, sowie Preise stabilisiert werden. Zum anderen werden potenzielle Umweltauswirkungen der Primärförderung reduziert, da der Bedarf aus recyceltem Sekundärmaterial gedeckt wird.
Dr. Matthias Buchert ist Experte für Nachhaltige Ressourcenwirtschaft und leitet den Institutsbereich Ressourcen & Mobilität am Standort Darmstadt. Peter Dolega ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Ressourcen & Mobilität in Darmstadt und arbeitet zu Themen wie Umweltauswirkungen primärer Rohstoffgewinnung, Rohstoffpolitik und Szenarien der Elektromobilität.