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Zivilgesellschaft und Praxis im Fokus der Forschung

Am 10. Mai 2023 fand im Lichthof der TU Berlin die Gründungsveranstaltung der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung statt. Melanie Mbah hat durch den Abend geführt und Clara Wisotzky beschreibt ihre Eindrücke.

Festlichkeiten im ehrwürdigen Rahmen

Quelle: TU Berlin, Christian Kielmann

Am 10. Mai 2023 wurde offiziell die Gründung der Gesellschaft gefeiert. Das ehrwürdige Ambiente im Lichthof der TU Berlin war der passende Rahmen für diese Veranstaltung. Die vielen Besucher*innen freuten sich über den Anlass und die Gelegenheit zum Austausch – ein zentrales Anliegen der Gesellschaft.

Mit abwechslungsreichen Grußworten der Präsidentin der TU Berlin, Prof. Dr. Geraldine Rauch, von Mario Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär für Bildung und Forschung im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Tobias Dünow, Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und Prof. Dr. Sabine Schlacke, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), begann die Veranstaltung. Mario Brandenburg sprach in seiner Videobotschaft über die Bedeutung der transdisziplinären und partizipativen Forschung für Innovationen. Anschließend übernahm Tobias Dünow sehr humorvoll das Wort und betonte, wie wichtig es sei, Grenzen zu überschreiten und dennoch die Aufgaben der jeweiligen Akteure – Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik – nicht zu vergessen. Sabine Schlacke führte Projekte aus der Citizen Science ins Feld und betonte ihre hohe Bedeutung für eine breite Akzeptanz von Forschung und Veränderung in der Gesellschaft.

Professorin em. Dr. Helga Nowotny, Ph.D., ehemalige Präsidentin des European Research Council, betonte als Wegbereiterin für die transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (TransNaf) in einem Videobitrag, dass sie sich freue, dass dieser Forschungsansatz nun breit vertreten sei. Wissenschaft habe keine fertigen Lösungen, deswegen seien gemeinsame Anstrengungen notwendig, um Synergien zu erreichen, sagte sie. Nachhaltigkeit müsse bei Innovationen von Beginn an mitgedacht werden.

Quelle: TU Berlin, Christian Kielmann

Professor Dr. Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal

Ein zweiter Impulsvortrag kam von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, ein wandelndes Beispiel für Transdisziplinarität und die Integration von Wissenschaft in die Praxis, die ihm wichtig ist. Bis 2020 hat er das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie geleitet und ist nun Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal. In seinem umfassenden, wortgewandten Vortrag ging er auf verschiedene Aspekte der transdisziplinären Forschung ein. In den letzten dreißig Jahren hätte sich die TransNaf von der außeruniversitären Forschung zu einem anerkannten Forschungsansatz etabliert. Dennoch fehle es oft an Substanz, besonders in den Universitäten, gab er zu bedenken. Die reflexive Kraft dieses Ansatzes könne dazu dienen, die Demokratie zu stabilisieren und die Menschen für die Transformation zu begeistern. Wissenschaft diene hier als Resonanzraum.

Spannende Wortbeiträge auf dem Podium

Im Anschluss gab es eine Podiumsdiskussion mit verschiedenen Akteuren der transdisziplinären und partizipativen Forschung, die sich den Potenzialen der neu gegründeten Gesellschaft widmete.

Ein passendes Motiv zeichnete Oda Keppler, indem sie die Gesellschaft als Puzzle beschrieb. Grenzen von allen Gruppen blieben gewahrt, aber sie ergäben zusammen ein schönes Bild. Für das Gelingen der Transformation sei neben der Akzeptanz in der Gesellschaft auch die Selbstwirksamkeit der Beteiligten ein wesentlicher Punk, hob Dr. Steffi Ober hervor. Auch können die neuen Ansätze helfen, alte Konfliktmuster zwischen den verschiedenen Akteuren beizulegen, warf Professor Dr. Uwe Schneidewind ein. Eine wichtige Aufgabe der Gesellschaft sei neben der Vernetzung der Wissenschaftler*innen auch, den hohen Bedarf an Austausch und Weiterbildung aus den Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu stillen. Auch für Promovierende, die sich in dem Feld noch etablieren müssen, sollte die Gesellschaft eine Anlaufstelle sein, gab Lena Theiler zu bedenken.

Am Ende der Diskussion waren sich die Podiumsteilnemer*innen einig: Oft fehle es in den Projekten an Zeit, eine gemeinsame Sprache zu finden, die alle verstehen. Aber erst dann komme es zu gemeinsamen Lösungen. Deswegen wären längere Projektlaufzeiten wünschenswert.

Quelle: TU Berlin, Christian Kielmann

Podiumsteilnehmer*innen von links nach rechts: Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal; Oda Keppler, Leiterin der Unterabteilung Nachhaltigkeit und Zukunftsvorsorge im Bundesministerium für Bildung und Forschung; Dr. Steffi Ober, Initiatorin der Plattform Forschungswende und NABU Bundesverband; Professor Dr. Daniel Lang, Ko-Sprecher tdAcademy, Leuphana Universität und Institut für Technikfolgenabschätzung (ITAS) am KIT; Theres Paulsen, Leiterin td-net | Netzwerk für Transdisziplinäre Forschung, Akademien der Wissenschaften Schweiz, Bern; Lena Theiler, Projektmitarbeiterin tdAcademy und ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung; Professorin Dr. Aletta Bonn, Leiterin Department Ökosystemleistungenam Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), Leipzig

Quelle: TU Berlin, Christian Kielmann

Anschließend wurde auf dem lebhaften Empfang angestoßen, sich intensiv unterhalten und die Gründung der Gesellschaft gebührend gefeiert.

Dr. Melanie Mbah ist Forschungskoordinatorin für transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung beim Öko-Institut und in der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung engagiert. Clara Wisotzky arbeitet in der Öffentlichkeit & Kommunikation beim Öko-Institut und hat die Veranstaltung besucht.

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