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Rückblick

Die 1960er und 1970er Jahre

Der Weg zur Gründung

Christiane Weihe

Ein Blick zurück

Im Jahr 2017 feiert das Öko-Institut sein 40-jähriges Bestehen. Auf den folgenden Seiten werfen wir einen Blick zurück auf diese Zeit. Stellen bahnbrechende Studien des Instituts vor, wichtige Meilensteine unserer Geschichte und zentrale Veränderungen unserer Strukturen. Dabei lassen wir nicht außer Acht, was in diesen 40 Jahren in Deutschland und der Welt geschah, welche Entscheidungen, Ereignisse und leider auch Katastrophen unsere Arbeit geprägt und begleitet haben. Gleichzeitig lassen wir zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter zu Wort kommen, sie kommentieren wichtige Arbeiten und Projekte ebenso wie die Entwicklung des Instituts in seiner abwechslungsreichen Geschichte.

In den vergangenen 40 Jahren hat das Öko-Institut viel erreicht, ist von einem Wissenschaftsrebellen zur anerkannten Institution, zum wichtigen Ratgeber für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geworden. Doch wir sind noch lange nicht fertig. Erfahren Sie deshalb ab Seite 11, wie es für uns weitergeht.

Das Öko-Institut in dieser Zeit

5. November 1977: Gründung des Öko-Instituts

Die Umweltbewegung benötigt dringend unabhängige wissenschaftliche Beratung und fundierte Gutachten – das zeigen die Erfahrungen aus dem Wyhl-Prozess. In der Gründungserklärung heißt es: „Wir wissen: Die Forschung von heute entscheidet mit über die künftigen Lebensbedingungen. Wir dürfen diese Forschung nicht länger nur Staat und Industrie überlassen. Wir wollen deshalb selbst Alternativen für die Zukunft erforschen.“ Die 27 Gründungsmitglieder sind unter anderem Rechtsanwälte der Anti-Atomkraftbewegung, Mitglieder verschiedener Umweltbewegungen, Volkswirte sowie Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Kirche.

1978: Erste Ausgabe der Öko-Mitteilungen

In den ersten Jahren wird das Öko-Institut zum größten Teil von seinen Mitgliedern getragen. Die erste Ausgabe der Mitgliederzeitschrift hat eine Auflage von 2.000 Exemplaren. Sie erscheint vierteljährlich und stellt Projektarbeiten vor.

1978: Prof. Dr. Günter Altner in Enquete-Kommission

Der Mitgründer des Öko-Instituts wird auf Initiative der SPD für die Jahre 1979 bis 1982 in die Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik“ des Bundestags berufen.

1979: Buch „Der Gorleben-Report“ erscheint

1979: Mitgliederzahl steigt

Bis Mitte 1979 treten dem Öko-Institut 1.500 Mitglieder bei.

Nationale und internationale Ereignisse in dieser Zeit

1960: Das erste Atomkraftwerk in Deutschland

Im unterfränkischen Großwelzheim geht das Versuchsatomkraftwerk Kahl in Betrieb.

1968: Erste Anti-AKW-Proteste in Deutschland

Ziel des Protestes ist der Bau des Reaktors Würgassen in Hessen Oberweser. Die Auseinandersetzung vor Gericht führt 1972 zum sogenannten Würgassen-Urteil und damit zu einer Kehrtwende in der Kernkraft-Rechtsprechung.

1969: Gründung von Friends of the Earth

Die erste internationale Umweltorganisation wird in den Anfangsjahren des Öko-Instituts ein wichtiger Kooperationspartner.

1969: National Environmental Policy Act (NEPA)

Ein Meilenstein für die Umweltgesetzgebung und Vorbild für weitere Länder: In den USA wird ein „Gesetz über nationale Umweltpolitik“ beschlossen.

22. April 1970: Erster Earth Day

Etwa 20 Millionen Menschen demonstrieren in den USA für mehr Umweltschutz.

1970: Beginn der Proteste gegen geplante AKWs in Deutschland und Frankreich

Er gilt als Geburtsstunde der Anti-AKW-Bewegung in der BRD: der gewaltfreie und erfolgreiche Protest gegen die geplanten Kernkraftwerke Fessenheim und Wyhl ab Anfang der 1970er Jahre. Gleichzeitig sind die Proteste, die sich Mitte der 1970er Jahre zuspitzen, Ausgangspunkt für die Gründung des Öko-Instituts.

1970: Das erste Europäische Naturschutzjahr

Der Europarat führt damit die erste europaweite Umweltkampagne in seinen Mitgliedsstaaten durch. Der innereuropäische Umweltdiskurs beginnt.

1970: Bayern richtet Umweltministerium ein

Es ist das erste Ministerium dieser Art in Europa.

1971: Neue Umweltgesetze in der BRD

Das Fluglärmgesetz (1971) startet eine Reihe von neuen Umweltgesetzen für Deutschland. Es folgen das Abfallbeseitigungsgesetz (1972), das DDT- und das Blei-Benzin-Gesetz sowie das Bundesimmissionsschutzgesetz (alle 1974).

1972: Erste UN-Umweltkonferenz (Stockholm)

1972: Die Grenzen des Wachstums

Die vom Club of Rome veröffentlichte Umwelt-Studie von Dennis Meadows sowie zahlreicher weiterer Autorinnen und Autoren verdeutlicht die Endlichkeit natürlicher Ressourcen. Sie gilt als Meilenstein für das moderne Umweltbewusstsein.

1973-74: Ölkrise

Ein Erdöl-Embargo der OPEC und eine damit zusammenhängende massive Erhöhung der Rohölpreise bringen die Weltwirtschaft ins Wanken.

28. März 1979: Atomunfall in Harrisburg (USA)

Der schwere Atomunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island mit partieller Kernschmelze führt die USA an den Rand einer nuklearen Katastrophe.

Zitate unserer Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter

» Aber das Öko-Institut ragt natürlich schon etwas heraus, allein von der Namensgebung. Es ist schon genial, Öko-Institut zu sagen und nicht gleich etwas Kompliziertes. Man wusste gleich, wo es hingeht. «

Joachim Wille, Journalist

» Die Konflikte um das Atomkraftwerk Wyhl waren der Anstoß für die Gründung des Öko-Instituts, weil die Bürgerinitiativen der Auffassung waren, dass die Gutachter, auf die sich die staatliche Verwaltung verließ, voreingenommen waren und vorgaben, eine objektive Wahrheit zu verkünden, aber in Wahrheit doch eine Perspektive hatten, die nicht der Problemlage entsprach. «

Prof. Dr. Eckhard Rehbinder, emeritierter Professor für Umwelt- und Wirtschaftsrecht