Gefährlicher Inhalt
Christiane Weihe
Shampoo auf dem Kopf, Zahnpasta im Mund, Bodylotion an den Beinen. Jeden Morgen benutzen wir Seifen, Cremes und Pasten bevor wir das Haus verlassen. Meist automatisch, ohne großes Nachdenken. Dabei kann das, was wir auf dem Kopf schäumen oder an den Füßen einziehen lassen, durchaus bedenklich für die Gesundheit sein. „In vielen Kosmetikprodukten sind hormonelle Schadstoffe enthalten – das sind Chemikalien, die wie Hormone wirken“, sagt Ulrike Kallee vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), „diese Stoffe werden unter anderem in Verbindung gebracht mit einer verfrühten Pubertät bei Mädchen, Erkrankungen der Geschlechtsorgane, Störungen der Schilddrüse und Schädigungen des Gehirns.“ Ein Problem seien auch Cocktaileffekte, die durch die Nutzung unterschiedlicher Produkte entstehen. „Hormonell wirksame Chemikalien können sich dann verstärken – hierüber gibt es noch viel zu wenig Wissen.“
Ob das Shampoo oder die Zahnpasta hormonelle Schadstoffe enthält, kann jeder Verbraucher seit 2013 über die App ToxFox des BUND herausfinden: Ein Scanner liest den Strichcode des betreffenden Produktes ein und die App verrät für über 80.000 Kosmetikprodukte, ob sie mit hormonell wirksamen Chemikalien belastet sind oder nicht. Mehr als zwanzig Millionen Mal wurden bereits Produkte mit der App gescannt. „Rund ein Jahr nach Einführung des ToxFox enthielten noch 27 Prozent der untersuchten Produkte diese Stoffe, der Anteil ging damit leicht zurück“, so die Chemie-Referentin Kallee. Für die Auswertung greift die App auf Daten von Codecheck zurück – eine Online-Plattform, auf der Verbraucher die Inhaltsstoffe von Produkten eintragen können. „Aber auch die Unternehmen können hier ihre Daten hinterlegen.“
Seit Oktober 2016 nimmt sich die App auch andere Produkte wie Kinderspielzeug, Elektrogeräte oder Möbel vor, für die es keine Deklarationspflicht wie bei Kosmetika gibt. Nutzer können nun über den ToxFox den Herstellern eine so genannte Giftfrage stellen, wenn keine Informationen über Inhaltsstoffe vorliegen. „Die Hersteller sind verpflichtet, innerhalb von 45 Tagen Auskunft zu geben, ob besonders gefährliche Stoffe in dem Produkt stecken. Diese Angaben werden dann natürlich auch für den ToxFox genutzt“, erklärt die Expertin vom BUND. 40.000 Giftfragen wurden seither bereits an über 7.000 Produzenten gestellt. Zusätzliche Weiterentwicklungen der App sind geplant, damit Verbraucher in Zukunft noch bessere Kaufentscheidungen treffen können. Shampoo auf dem Kopf, Zahnpasta im Mund, Bodylotion an den Beinen? Immer noch, jeden Morgen. Aber nur, wenn der ToxFox grünes Licht gegeben hat.