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Im Fokus

Die rote Linie

Stay Grounded – ein Netzwerk zur Begrenzung des Luftverkehrs

Christiane Weihe

Alles begann in Wien, 2016. Bei Protesten gegen den Bau einer dritten Start- und Landebahn am Flughafen zogen Aktivistinnen und Aktivisten auf der betroffenen Ackerfläche eine rote Linie für weiteres Flugwachstum. Parallel fanden an sechs anderen Flughäfen weltweit Aktionen statt. „Wir haben damals andere Gruppen kontaktiert, die bereits gegen den Flughafenausbau in London-Heathrow oder auch in Mexiko Stadt und Istanbul protestierten, und mussten feststellen: Es gab bisher keine Vernetzung zwischen Initiativen, die sich gegen das ungebremste Wachstum des Luftverkehrs engagieren“, erzählt Magdalena Heuwieser, Campaignerin und Pressesprecherin bei Stay Grounded.

Zwei Jahre später gab es ein Netzwerk und ein Positionspapier, in dem 13 Schritte für ein klimagerechtes Transportwesen eingefordert werden. „Wichtige Schritte hierfür sind aus unserer Sicht zum Beispiel eine deutlich lokalere Produktions- und Arbeitsweise, aber auch die Abschaffung von Kurzstreckenflügen sowie der Privilegien der Luftfahrtindustrie und eine Verlagerung auf klimafreundlichere Fortbewegungsmittel“, fordert Heuwieser. Die Kompensation von Emissionen aus dem Luftverkehr lehnt das Netzwerk ab. „Oft werden hierdurch zum Beispiel Projekte unterstützt, die zu erneuten Landkonflikten führen oder die sowieso durchgeführt worden wären – und die Emissionen werden kein Stück gemindert. Kompensation ist letzten Endes nichts anderes als Ablasshandel, um guten Gewissens weiter zu fliegen.“ Über 300 Organisationen haben das Positionspapier inzwischen unterschrieben, über 160 sind Mitglied von Stay Grounded, darunter viele Nichtregierungsorganisationen, Bürgerinitiativen und Klimagerechtigkeitsgruppen.

Seine Ziele verfolgt Stay Grounded auf vielen unterschiedlichen Wegen. Vier Campaignerinnen und ein Campaigner kümmern sich um die Vernetzung und den Austausch der Mitglieder. „Ihnen stellen wir außerdem Analysen für ihre Arbeit zur Verfügung, wir organisieren Webinare zu unterschiedlichen Themen und initiieren auch gemeinsame Kampagnen“, erklärt Magdalena Heuwieser. Als der Luftverkehr im Frühjahr 2020 durch die Corona-Krise einbrach und Fluglinien staatliche Hilfspakete forderten, organisierte Stay Grounded die internationale Kampagne #SavePeopleNotPlanes. „Es kann nicht sein, dass Milliarden Steuergelder in einer so klimaschädlichen und ohnehin enorm subventionierten Industrie versenkt werden – und das auch noch ohne soziale und ökologische Kriterien“, so Heuwieser. „Jetzt wäre der Zeitpunkt, einen gerechten Strukturwandel zu finanzieren, der weder auf Kosten der Beschäftigten in den fossilen Sektoren geht, noch auf Kosten unserer Zukunft.“