Menschen verbinden, aber nachhaltig
Die Zeiten, in denen der Luftverkehr nur Wachstum kannte, sind für den Moment vorbei. Durch die COVID-19-Pandemie blieben und bleiben unzählige Flugzeuge auf dem Boden. Viele Menschen fragen sich zudem: Muss ich wirklich fliegen? Denn schnell zeigte sich: Viele Geschäftsreisen sind überflüssig. Videokonferenzen funktionieren. Und Urlaub im eigenen Land kann auch sehr schön sein.
Allerdings weiß ich aus meiner Tätigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit auch, wie wichtig der direkte Kontakt zu den Menschen in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten sein kann. Wie wichtig damit das Fliegen für den Austausch der Kulturen und die internationale Kooperation zur Lösung unserer globalen Herausforderungen ist. Persönliche Treffen schärfen das gegenseitige Verständnis und helfen Vertrauen aufzubauen. Doch wir alle müssen uns angesichts der klimaschädlichen Wirkungen die Frage stellen: Welche Flüge sind wirklich nötig und wie kann ich diese möglichst nachhaltig gestalten? Ich war in meinen ersten Monaten am Öko-Institut sehr beeindruckt, wie konsequent sich diese Frage im Institut gestellt wird. Dass nicht innerhalb von Deutschland geflogen wird, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber ebenso, dass der Anspruch, nicht mehr als nötig zu fliegen, auch bei der Konzeption von internationalen Projekten bedacht wird. Dafür wird ein noch stärkerer Fokus darauf gelegt, Partnerinnen und Partnern vor Ort effizient zu stärken, damit diese die Aufgaben dort selbstständig übernehmen können.
Es wäre fatal für das Klima, wenn der Luftverkehr nach der Pandemie wieder dem ungebremsten Wachstumstrend folgte wie vor ihrem Beginn. Daher führt am Abbau von Subventionen sowie an höheren Steuern und Abgaben kein Weg vorbei. Zusätzlich braucht es natürlich klimaverträgliche Optionen für jenen Luftverkehr, der unvermeidbar ist: Neue, CO2-neutrale Kraftstoffe ebenso wie eine Elektrifizierung, wo sie möglich ist.
Diese Ausgabe der eco@work ist übrigens nicht unsere einzige aktuelle Veröffentlichung zum Thema Fliegen und Klimaschutz. Dr. Martin Cames, Leiter unseres Bereichs Energie & Klimaschutz in Berlin, hat sich vor Kurzem ausführlich mit Uta Maria Pfeiffer, Leiterin Nachhaltigkeit beim Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, unterhalten. Das spannende Gespräch der beiden finden Sie im Internet auf unserem Blog unter: blog.oeko.de. Geführt haben sie es, natürlich, per Videokonferenz.
Bleiben Sie interessiert – und möglichst oft auf dem Boden!
Ihr
Jan Peter Schemmel