Spenden
Editorial

Ein Dreieck der Transformation

Das Vorwort von Christof Timpe, Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts
Christof Timpe

Muss ich denn alles selbst machen? Viele Verbraucher*innen stellen sich diese Frage, wenn es um die nachhaltige Transformation geht. Regionale pflanzliche Bio-Lebensmittel kaufen, Ökostrom beziehen, Fahrrad oder Bus statt Auto – an Tipps für nachhaltiges Verhalten besteht kein Mangel. Doch damit Verbraucher*innen richtig entscheiden können, müssen oft erst mal die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden: Unternehmen müssen nachhaltige Produkte anbieten, staatliche Regulierung muss die richtigen Anreize (und zur Not auch mal Verbote) setzen. Wir müssen uns die Frage stellen: Welche Akteur*innen haben im Dreieck aus Wirtschaft, Politik und Verbraucher*innen welche Verantwortung? Wo müssen zunächst Unternehmen und Politiker*innen aktiv werden, bevor Verbraucher*innen überhaupt gute Entscheidungen treffen können?

Dies ist eine Frage, die wir Sektor für Sektor klären müssen. Es gibt Bereiche, in denen alle Akteur*innen etwas tun können. So etwa im Verkehr. Hier muss sich der Staat vom Bund bis zur Kommune um gute Angebote von Bus und Bahn sowie attraktive Rad- und Fußwege küm­mern und Privilegien fürs Autofahren abbauen, die Industrie muss komfortable, emissions­freie Fahrzeuge anbieten. Und die Verbraucher*innen sind aufgefordert, wann immer möglich auf das Auto zu verzichten und in den Bus oder auf das Fahrrad zu steigen oder auch einfach mal zu Fuß zu gehen.

Damit wir nachhaltig handeln können, braucht es die passenden Angebote und Rahmenbe­dingungen. Auf diese legen wir in diesem Heft daher einen Schwerpunkt. Wir zeigen aber auch, wo wir Verbraucher*innen viel in der Hand haben und einen wesentlichen Beitrag für den Um­welt- und Klimaschutz leisten können. Dass wir einen Unterschied machen können – wenn es passende und bezahlbare Angebote gibt. Dort, wo ich wohne, ist es zum Beispiel nicht für alle möglich, die Wege mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad zurückzulegen. Und auch die Kiste mit dem leckeren Bier packt man nicht mal eben so in die Fahrradtasche. Daher habe ich nach wie vor ein eigenes Auto, das ich zum Glück nur noch sehr selten brauche. Ich habe mich an einer Initiative für Carsharing beteiligt und seit Kurzem gibt es in der Nähe ein erstes (Elektro-) Fahrzeug, aber eben nur eins. Wenn das Angebot ausgebaut wird und irgendwann sogar ein Lastenfahrrad dazu kommt, kann ich hoffentlich das eigene Auto endlich abschaffen.

Man muss nicht alles selbst machen. Wir müssen es zusammen tun. Sind Sie dabei?

Ihr

Christof Timpe
c.timpe@oeko.de