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Perspektive

Emotionen und Motivation

Wie gelingt Klimakommunikation?

Er ist wichtig. Sogar unverzichtbar. Für uns ebenso wie für nachfolgende Generationen. Ich habe zum Klimaschutz eine klare Haltung. Das dürfte nicht überraschen. Gleichzeitig funktioniert wirksamer Klimaschutz nur, wenn wir uns alle gemeinsam dafür einsetzen – egal, in welcher Rolle und in welcher Funktion. Daher ist Kommunikation für den und über den Klimaschutz ebenso unverzichtbar. Darüber, wo wir beim Klimaschutz stehen. Welche Hürden es zu überwinden gilt. Und auch, was jede*r Einzelne tun kann.

Es gibt eine breite und recht stabile Zustimmung zum Klimaschutz, das zeigen Befragungen wie die Umweltbewusstseinsstudie immer wieder – obwohl es gerade vom rechten Rand Bestrebungen gibt, ihn zu verteufeln. Unterschiedliche Erhebungen zeigen aber ebenso, dass viele Menschen verunsichert sind. So befürchten laut einer aktuellen Studie der Friedrich Ebert Stiftung 71 Prozent der Menschen negative Auswirkungen auf die Lebenshaltungskosten und 41 Prozent auf die Gerechtigkeit. Diese Ängste müssen wir ernst nehmen. Und wir können ihnen nicht einfach nur mit wissenschaftlichen Fakten begegnen. Denn viel Wissen führt leider nicht immer zu einem veränderten Handeln, auch das zeigen Studien.

Wie also gehen wir mit diesen Sorgen, aber auch der Erschöpfung nach den zahlreichen Herausforderungen der vergangenen Jahre um? Dass Klimaschutz ein sehr komplexes Thema ist, macht die Beantwortung dieser Frage nicht leichter. Zusätzlich bekommen wir es immer mehr mit Maßnahmen zu tun, die in das alltägliche Leben der Menschen eingreifen, deren Folgen nicht auf den ersten Blick positiv scheinen, die oftmals als Zwang oder als unfair empfunden werden, auch weil die finanziellen Belastungen heute ja wirklich unfair verteilt sein können. Das macht die Diskussion über Klimaschutz häufig so emotional. Dieser Emotionalität müssen wir begegnen, um die Menschen wieder zu erreichen.

Um dies zu tun, braucht es aus meiner Sicht zum einen die Versicherung, dass der Klimaschutz gelingen und jede*r einen Beitrag nach seinen oder ihren Möglichkeiten dazu leisten kann. Ein „Wir schaffen das!“ für den Klimaschutz, das – ähnlich wie die Botschaft von Angela Merkel im Rahmen der so genannten Flüchtlingskrise – den Zusammenhalt stärkt und zum Mitmachen motiviert. Zusätzlich sind positive Zukunftsbilder und nahbare Geschichten nötig, die zeigen, wie sehr wir alle vom Klimaschutz profitieren können und dass dieser nicht unzumutbaren Verzicht bedeuten muss. Wir versuchen, genau solche Geschichten zu erzählen. Von denjenigen, die mit einem Balkonkraftwerk nun selbst Strom produzieren und damit Geld einsparen. Von jenen, die versuchen, mehr vegetarisch zu essen und dabei herausfinden, wie gut und vielfältig das schmeckt. Oder auch von jenen, die mit dem Zug in den Urlaub fahren und erleben, wie entspannt so eine Reise sein kann. Darüber hinaus beziehen wir die Wissenschaftler*innen immer stärker in die Kommunikation ein, damit sie ihre Erkenntnisse persönlich vermitteln. Wir sehen bereits durch unseren Podcast „Wenden bitte!“ und auf Instagram, wie gut das funktioniert. Gleichzeitig wollen wir die Geschichten von anderen hören, um noch besser zu verstehen, was die Menschen bewegt. Dies machen wir zum Beispiel in einem aktuellen Projekt zur Gerechtigkeit bei der Energiewende, das wir in diesem Heft vorstellen. Oder in unserem neuen Spendenprojekt, das sich Akzeptanzfragen widmet und in dessen Verlauf sich die Wissenschaftler*innen gezielt mit den konkreten Sorgen der Bürger*innen beschäftigen.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Wir wissen, dass wir eine emotionalere Ansprache brauchen. Doch die faktenorientierte und sachliche Information spielt weiterhin die Hauptrolle in unserer Kommunikation. Hier verstehen wir uns auch als wichtige Quelle etwa für Journalist*innen, die in ihren Artikeln Menschen direkt erreichen – und diese Informationen, je nach Medium, zielgruppengerecht aufbereiten. Und so, gemeinsam mit uns und vielen anderen Akteur*innen, einen Beitrag dazu leisten, dass der Klimaschutz nicht als Bedrohung, sondern vor allem als jene Chance für die Zukunft verstanden wird, die er tatsächlich ist.

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Mandy Schoßig leitet das Referat Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation. In dieser Funktion ist sie unter anderem für die strategische Kommunikationsentwicklung des Öko-Instituts verantwortlich. Zuvor war die Kommunikationswissenschaftlerin unter anderem als PR-Beraterin sowie Campaignerin tätig.

Ansprechpartnerin am Öko-Institut