Besser wohnen
Christiane Weihe
Fenster austauschen. Wände isolieren. Heiztechnik erneuern. Drei Maßnahmen, die in vielen Haushalten den Energiebedarf deutlich senken können. Viele Menschen können es sich zum Beispiel in Frankreich jedoch nicht leisten, ihre Eigenheime zu sanieren. Daher fördert die Agence Nationale de l’Habitat (Anah) solche Maßnahmen umfassend: Das Programm Habiter Mieux – auf Deutsch „Besser wohnen“ – der nationalen Wohnraumbehörde hat zwischen 2011 und 2017 insgesamt 250.000 Haushalte bei einer energetischen Sanierung unterstützt, ab 2018 sollen jährlich 75.000 Haushalte dazu kommen. „Ungefähr 1,5 Millionen Haushalte sind in Frankreich von Energiearmut betroffen“, sagt Vincent Perrault, bei der Anah verantwortlich für das Programm, „sie können solche Maßnahmen oft nicht finanzieren oder wissen nicht, wie sie davon profitieren könnten.“
Damit ein Haushalt für Habiter Mieux in Frage kommt, müssen mindestens 25 Prozent Energieeinsparung möglich sein, auch das Einkommen spielt eine Rolle für die Unterstützung. „45 Prozent der geförderten Haushalte leben unter der Armutsgrenze“, so Perrault. Wer in einem über 15 Jahre alten Eigenheim wohnt, kann bis zu einer Obergrenze von 12.000 Euro eine Förderung von 35 bis 50 Prozent der Kosten für die energetische Sanierung erhalten. Auch für Vermieterinnen und Vermieter sieht das Programm Unterstützung vor. Habiter Mieux verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der weit über eine finanzielle Förderung hinausgeht. „Wir arbeiten mit multidisziplinären Teams mit Expertinnen und Experten aus Technik, Sozialarbeit und Verwaltung“, sagt der Verantwortliche von der Anah, „sie begleiten den Prozess von der ersten Bewertung des energetischen Status der Immobilie bis zur Kontrolle der durchgeführten Arbeiten.“ Der Erfolg gibt diesem Ansatz Recht: „Habiter Mieux ist ein sehr effizientes Programm und wir konnten in der Vergangenheit pro Haushalt im Schnitt sogar Energieeinsparungen von 40 Prozent erreichen.“
Eine der größten Herausforderungen für Habiter Mieux ist es, die Haushalte zu finden, die für das Programm in Frage kommen. „Wir kommunizieren natürlich über die Presse und das Internet, aber viele Menschen erreicht man so nicht“, sagt Perrault. Daher arbeitet die Anah eng mit lokalen Stellen zusammen: „Das sind Initiativen, die sich dem Thema Energiearmut widmen, ebenso wie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter oder auch die französische Post, die ihre Briefträgerinnen und Briefträger mobilisiert.“
Von der Sanierung der Häuser profitieren dank des niedrigeren Energieverbrauchs nicht nur Umwelt und Klima, sondern vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner selbst. „Wir sehen soziale und gesundheitliche Vorteile für die Menschen“, so Vincent Perrault, „durch die Sanierung können zum Beispiel Räume zurückgewonnen werden, die vorher zu kalt oder zu feucht waren, sowie Depressionen und Atemwegserkrankungen bekämpft werden.“ Fenster austauschen, Wände isolieren, Heiztechnik erneuern – sie können auch einen deutlichen Einfluss auf die Lebensqualität haben.