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Im Fokus

Die Tanks aus Honduras

Nicht-CO2-Gase finden und zerstören

Christiane Weihe

Kühlschränke für den Klimaschutz? Auf den ersten Blick scheint das nicht besonders naheliegend. Doch nicht allein Kohlendioxid befeuert den Klimawandel. Ozonabbauende Stoffe und fluorierte Gase haben sogar eine weit größere Kli­mawirkung – bei F-Gasen ist sie 100 bis 24.000 Mal höher als jene von CO2. „Wir werden die Ziele aus dem Übereinkommen von Paris nicht erreichen, wenn wir uns nicht auch um die Nicht-CO2-Gase kümmern“, sagt Tim Brown, CEO von Trade­water. „Zwar gibt es durch das Montrealer Protokoll ein Verbot der Produktion von ozonabbauenden Stoffen, aber sie befin­den sich immer noch in der Nutzung.“ Tradewater spürt etwa halogenierte Kohlenwasserstoffe wie FCKW, die zum Beispiel in Kühlschränken oder Klimaanlagen stecken, auf und ver­nichtet sie. Finanziert wird dies über den freiwilligen Kohlen­stoffmarkt und entsprechende Klimazertifikate. „Wir widmen uns außerdem Methan, das beispielsweise immer noch aus stillgelegten Kohlebergwerken oder verlassenen Erdgasbohr­löchern entweicht.“ Bislang hat das Unternehmen in über 70 Projekten rund um den Globus so Emissionen verhindert, die einem CO2-Äquivalent von 7,5 Millionen Tonnen entsprechen.

In Honduras ist ein Beispiel für diese Arbeit zu finden. Dort haben Brown und sein Team 2020 ein Lager des Kältemittels R-12 (Dichlordifluormethan) aufgespürt, insgesamt 6.410 Kilogramm, das entspricht in seiner Klimawirkung etwa 70.000 Tonnen CO2. „Der Besitzer, ein ehemaliger FCKW-Importeur, konnte damit nichts mehr anfangen, daher haben wir ihm den Bestand abgekauft“, sagt der CEO. „Dies ist etwas, das mir besonders an unseren Projekten gefällt: Der Klimanutzen verbindet sich mit einem wirtschaftlichen Nutzen, oft für In­dividuen und kleine Unternehmen.“ Das Finden der Quellen und Lager von Nicht-CO2-Gasen sei zudem eine große Heraus­forderung. „Hierfür haben wir ein umfassendes Netzwerk eta­bliert und arbeiten unter anderem mit Regierungsbehörden zusammen.“ Leider findet das Team von Tradewater immer wieder undichte Tanks, so auch in Honduras. „Zum Glück war es in diesem Fall nur ein kleiner Teil. Doch das unterstreicht die Notwendigkeit, sich um diese Stoffe so schnell wie möglich zu kümmern – denn sind die erst einmal in der Atmosphäre, können wir sie nicht zurückholen.“ Eine logistische Meister­leistung ist es mitunter außerdem, die Stoffe an einen Ort zu bringen, an dem sie sicher zerstört werden können. „Die entsprechenden Anlagen müssen hohe Auflagen erfüllen – in Honduras gibt es leider keine Anlage, die dies tut. Sollen gefährliche Abfälle jedoch transportiert werden, sieht wieder-um das Basler Übereinkommen strenge Anforderungen vor. Schließlich ist es uns gelungen, die Gaszylinder nach Frank­reich zu verschiffen und ihren Inhalt dort zu zerstören.“

Wer sich für ein Klimazertifikat aus Honduras interessiert, wird übrigens leider leer ausgehen: Die Nachfrage war hoch, im Januar 2024 wurde das letzte Zertifikat verkauft. „Wir kön­nen eine hohe Qualität gewährleisten, denn unsere Projekte sind auf jeden Fall zusätzlich, ihre Wirkung ist langfristig und der Beitrag zum Klimaschutz lässt sich sehr genau beziffern“, sagt Tim Brown. Und wer mit einem Kühlschrank Klimaschutz betreiben will, kann dies auch weiterhin tun. Tradewater ist weiterhin rund um die Welt tätig, um klimaschädliche Stoffe aufzuspüren und zu vernichten.