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“Die meisten Menschen, die gegen Elektrofahrzeuge sind, haben wahrscheinlich noch nie in einem gesessen.“

Interview mit Drs. Auke Hoekstra (Technische Universität Eindhoven)

Christiane Weihe

Die Batterien halten nicht allzu lange, recycelt werden können sie auch nicht und die Emissionen sind viel zu hoch. Es gibt zahlreiche Mythen rund um die Elektromobilität. Drs. Auke Hoekstra kennt sie alle – und klärt seine mehr als 25.000 Followerinnen und Follower auf Twitter immer wieder über irreführende oder sogar falsche Aussagen rund um E-Fahrzeuge auf. Der Programmdirektor von der Technischen Universität Eindhoven arbeitet zu der Frage, wie Energiesystem und Mobilität treibhausgasneutral werden können. Im Gespräch mit eco@work erklärt er, wie solche Mythen entstehen, warum sie falsch sind und wie man sie am besten ausräumen kann.

Drs. Auke Hoekstra, welcher Mythos in Sachen Elektromobilität hat Sie bisher am meisten geärgert?

Dass Elektroautos extrem weite Strecken zurücklegen müssen, um die Mehremissionen bei der Produktion auszugleichen. Hier standen ja auch schon mal 100.000 Kilometer und mehr im Raum. Der reale Wert liegt bei den meisten Autos aber eher bei 30.000 Kilometern.

Wie sind die falschen Zahlen entstanden?

Zum einen werden die Emissionen aus der Batterieproduktion oft übertrieben beziehungsweise es werden veraltete Daten genutzt. Es macht natürlich einen großen Unterschied, ob eine moderne Gigafactory die Batterien herstellt oder eine kleine, alte Fabrik – von denen gibt es allerdings kaum noch welche. Die Emissionen werden außerdem oft auf Grundlage des aktuellen Strommix berechnet – dabei wird unterschlagen, dass unser Strom ja immer grüner wird und die Emissionsbilanz mit der Zeit immer besser wird. Und übrigens wird beim Vergleich mit Verbrennern auch deren Treibstoffverbrauch oft viel optimistischer eingeschätzt als er in der Realität ist, die Emissionen bei der Produktion von Benzin und Diesel werden zudem oft nicht mit eingerechnet.

Oft wird auch die Lebensdauer von Batterien unterschätzt.

Das stimmt. Dabei halten sie inzwischen länger als die Autos selbst. In der Regel sagt man, dass eine Batterie ausgetauscht werden sollte, wenn sie noch 80 Prozent ihrer Kapazität hat. Die neuen Elektroautos müssten hierfür weit über 500.000 Kilometer fahren. Und mit der Zeit wird sich auch dieser Wert weiter erhöhen.

Was entgegnen Sie der Behauptung, die Batterien könnten nicht recycelt werden?

Dass es schlicht nicht stimmt. Schon heute können wir mehr als 95 Prozent der Grundmaterialien recyceln. In der Praxis wird das noch kaum gemacht, aus einem einfachen Grund: Es werden derzeit kaum Elektroautos verschrottet, dafür gibt es sie noch nicht lang genug – und damit gibt es auch kaum Batterien, die recycelt werden müssen. Es lohnt sich natürlich nicht, eine Recyclinganlage für Batterien aufzuziehen, die noch gar nicht da sind. Ich bin mir aber sicher, dass dies rechtzeitig kommen wird. Auch, weil man durch das Recycling die Batterieproduktion billiger machen kann.

Wie kann man Mythen rund um die Elektromobilität am besten ausräumen?

Es gibt dieses schöne Zitat: Nature cannot be fooled. Man kann die Natur nicht täuschen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Wissenschaft funktioniert und die Tatsachen durch sie immer klarer werden. Und die sind eben, dass die Stromproduktion immer weniger CO2 ausstößt und die Batterieproduktion immer besser wird. Das müssen wir auch auf eine Art und Weise erklären, die die Menschen verstehen. Gleichzeitig sollte man ihnen die zahlreichen Vorteile der Elektromobilität vor Augen führen: Die Autos sind schnell und leise, es macht einfach Spaß, damit zu fahren. Das ist auch eine Geschichte, die man erzählen muss. Die meisten Menschen, die gegen Elektrofahrzeuge sind, haben wahrscheinlich noch nie in einem gesessen.

Sie selbst sitzen sehr oft in einem Elektroauto.

Oh ja! Sobald ich es mir leisten konnte, habe ich mir ein Elektroauto gekauft – das ist jetzt sieben Jahre her. Mein erstes Elektroauto schaffte 140 Kilometer im Sommer und 100 im Winter. Da ich gerne meine Grenzen austeste, bin ich damit oft irgendwo gestrandet. Einmal zum Beispiel, weil ich nicht einkalkuliert hatte, dass sich die Reichweite wegen eines starken Windes verringert. Das passiert mir heute aber nicht mehr. Mein aktuelles Elektroauto hat eine Reichweite von 350 bis 400 Kilometern.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christiane Weihe.

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Im Interview mit eco@work:  Drs. Auke Hoekstra, Programmdirektor an der Technischen Universität Eindhoven und Gründer von Zenmo Simulations