Klima und Atomkraft
Christiane Weihe
Wer Atomkraft befürwortet, führt als Argument oft die Klimabilanz von Kernkraftwerken an. Unter Expert*innen wird jedoch kritisch diskutiert, ob es wirklich sinnvoll ist, Atomenergie zur Senkung der Treib-
hausgasemissionen einzusetzen. Wie steht es um die Klimabilanz der Atomkraft? Dieser Frage geht das Öko-Institut im Projekt „Klimawirkung von Atomkraft auf Basis einer (empirischen) Analyse der THG-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette“ im Auftrag des Umweltbundesamtes nach. Die Wissenschaftler*innen analysieren die aktuelle Treibhausgasbilanz und betrachten mögliche Veränderungen in der Zukunft. „Zwar entstehen bei ihrer Nutzung keine direkten Emissionen, doch das gilt natürlich nicht für den gesamten Lebenszyklus“, sagt Dr. Christoph Pistner, Leiter des Bereichs Nukleartechnik & Anlagensicherheit, „so muss etwa auch der Treibhausgasausstoß betrachtet werden, der bei der Gewinnung von Uran, dem Bau und Rückbau der Anlagen oder der Entsorgung von radioaktivem Abfall anfällt.“ Darüber hinaus untersucht das Projektteam weitere Aspekte, die für die Frage relevant sind, ob Atomkraft bei der Bekämpfung des Klimawandels eine wichtige Rolle spielen kann. „Dazu gehören die Kosten über den gesamten Lebenszyklus hinweg oder auch andere wichtige Aspekte wie die Unfallgefahr“, so Pistner.
Die Wissenschaftler*innen betrachten bis September 2024 die Kernenergie auch im Kontext erneuerbarer Energien und analysieren die Systemverträglichkeit. „Wir untersuchen zum Beispiel, welchen Beitrag Energie aus regenerativen Quellen sowie aus Kernkraft in verschiedenen Szenarien jeweils zur Reduzierung der Treibhausgase leistet“, erklärt Pistner, „wichtiges Element ist dann aber auch die Frage, welche Rolle Atomkraft in einem System, das hauptsächlich auf erneuerbaren Energien basiert, überhaupt spielen kann.“