Rohstoffe aus der Tiefe
Chrisitane Weihe
Kobalt, Kupfer oder Nickel, gefördert am Meeresboden. Was sehr lange wie Zukunftsmusik klang, könnte schnell Realität werden. So in der Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik, wo so genannte Manganknollen vorkommen, die hohe Anteile der genannten Rohstoffe enthalten. „Jene, die den kommerziellen Abbau hier befürworten, argumentieren oftmals mit der Energiewende: Die Rohstoffe würden etwa für Elektroautos gebraucht“, sagt Andreas Manhart vom Öko-Institut. „Tatsächlich aber wird der Tiefseebergbau oft überschätzt. Er kann nur wenige der benötigten Metalle liefern. Lithium und Grafit zum Beispiel nicht – und das sind die besonders kritischen Rohstoffe.“
In der Analyse „The Rush for Metals in the Deep Sea – Considerations on Deep-Sea Mining“ für Greenpeace hat sich das Öko-Institut ausführlich mit dem Tiefseebergbau beschäftigt. Ziel war es, die Debatte über dessen Möglichkeiten und Grenzen zu ergänzen. „Wir zeigen darin auch, dass Rohstoffe wie Kobalt und Nickel, die der Tiefseebergbau verspricht, voraussichtlich substituiert werden können bevor größere Mengen abgebaut werden – also nach 2030. Schon heute gibt es Batterien, die ganz ohne sie auskommen.“ Es seien massive Verschiebungen hin zu weniger versorgungskritischen Rohstoffen zu beobachten – „ein Prozess, der sich angesichts der schnellen Weiterentwicklung der Batterien aus unserer Sicht weiter verstärken wird.“ Zusätzlich sei es schon heute möglich, zahlreiche Rohstoffe aus gebrauchten Batterien zurückzugewinnen. „Recycling bietet ein hohes Potenzial, das bei Weitem nicht ausgeschöpft wird.“
Das Öko-Institut sieht keine Notwendigkeit für Tiefseebergbau, um die Energiewende voran und mehr Elektromobilität auf die Straßen zu bringen. Andreas Manhart hält sogar ein Moratorium für den Tiefseebergbau für sinnvoll. „Das ist nicht zuletzt wegen der nicht überschaubaren ökologischen Konsequenzen notwendig – wir sprechen hier über einen massiven Eingriff in eines der intaktesten Ökosysteme der Erde.“