Technik und Gesellschaft
Christiane Weihe
Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle nicht nur technische, sondern auch soziale Aspekte eine zentrale Rolle spielen. „Es besteht jedoch noch großer Forschungsbedarf bei der Frage, welche Wechselwirkungen es zwischen den technischen und sozialen Faktoren gibt“, sagt Anne Akinsara-Minhans vom Öko-Institut, „offene Fragen sind zum Beispiel, wie Technik und Gesellschaft in Entscheidungsprozessen zusammenwirken und wie die politischen, rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen die für die Endlagerung ausgewählten Technologien beeinflussen.“ Auch die Möglichkeiten betroffener und interessierter Akteure, sich an Diskussionen über technische Konzepte zu beteiligen, seien bislang nicht ausreichend geklärt. „Wir sollten die Entsorgung radioaktiver Abfälle daher als soziotechnische Aufgabe verstehen, die über die bekannten disziplinären Forschungsgrenzen hinweg adressiert und analysiert werden muss“, fordert Akinsara-Minhans.
Gemeinsam mit dem Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) der FU Berlin und dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) analysiert das Öko-Institut bis Frühjahr 2020 diese Fragen. „Ziel des Projektes ist es unter anderem, ein systematisiertes Verständnis für die soziotechnischen Herausforderungen bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle und wissenschaftliche Konzepte für deren Analyse zu entwickeln“, so die Wissenschaftlerin aus dem Bereich Nukleartechnik & Anlagensicherheit.“ Aber auch Kompetenzerhalt und -entwicklung sowie die Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Politik stehen im Fokus des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Forschungsvorhabens „Konzepte und Maßnahmen zum Umgang mit soziotechnischen Herausforderungen bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle (SOTEC-radio)“.