Partizipation in der Wissenschaft
Christiane Weihe
Veränderungen in althergebrachten Strukturen der Forschungspolitik als Beitrag für die Transformation in eine nachhaltige Gesellschaft – dies strebt die Plattform Forschungswende an. „Die Plattform will zivilgesellschaftliche Organisationen etwa aus den Bereichen Umwelt oder Entwicklungshilfe bei einer Teilnahme am Wissenschaftssystem unterstützen“, erklärt Dr. Steffi Ober, die Koordinatorin der Plattform, „wir brauchen Akteure aus der Zivilgesellschaft in Wissenschaft und Forschung, um Herausforderungen wie den Klimawandel wirkungsvoll anzugehen.“ Bisher gebe es etwa mit Blick auf das Thema Energiewende eine hohe Konzentration auf technische Themen in der Forschung, gerade jedoch die Energiewende betreffe viele gesellschaftliche Bereiche vom Lebensstil bis hin zu ästhetischen Fragen der Naturwahrnehmung. Daher brauche es eine größere Diversität in den Gremien, die die Forschungsfragen definieren. „Zivilgesellschaftliche Organisationen können hier wirkungsvoll ergänzen, indem sie zum Beispiel wichtige Impulse bei der Frage setzen, wie man die Energiewende vor Ort umsetzt“, so Ober.
Zur Erreichung ihrer Ziele hat die Plattform Forschungswende das Wissenschaftssystem genau unter die Lupe genommen. „Wir haben uns angeschaut, wer in der Forschungspolitik über die Schwerpunktsetzung entscheidet und wo eine stärkere Beteiligung der Zivilgesellschaft sinnvoll wäre“, erklärt die Koordinatorin, „dann haben wir bei konkreten Themen wie etwa Energie untersucht, wo Forschungsgelder konkret investiert werden und wo mehr getan werden müsste.“ Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit liegt aber nicht zuletzt auf der konkreten Unterstützung der einzelnen Organisationen. „Wir geben unser Wissen etwa im Rahmen von Workshops weiter und fördern die Vernetzung mit der Wissenschaft“, so Ober. Erste Ergebnisse zeigt diese Arbeit bereits. „Zivilgesellschaftliche Organisationen werden inzwischen in manche Gremien integriert“, sagt die Koordinatorin. Bislang geschehe das aber noch relativ ungesteuert.
Gefördert wird die Zivilgesellschaftliche Plattform Forschungswende vom Bundesumweltministerium. Die erste Förderperiode läuft nun aus, eine zweite ist beantragt. Hierfür hat sich die Plattform Forschungswende zwei klare Ziele gesetzt. „Zum einen wollen wir uns auf Bundesländer konzentrieren, die in ihren Koalitionsverträgen partizipative Ansätze für den Wissenschaftsbetrieb beschlossen haben. Hier wollen wir Akteure aus der Zivilgesellschaft auf regionaler Ebene stärken“, erklärt Ober, „darüber hinaus geht unser Blick nach Europa, denn im 8. EU-Forschungsrahmenprogramm ist mehr zivilgesellschaftliche Beteiligung gefordert. Hierfür wollen wir die Akteure der Zivilgesellschaft fit machen.“ Denn die Forschungspolitik nachhaltiger zu gestalten und althergebrachte Strukturen zu verändern – diese Ziele verfolgt die Plattform Forschungswende auch in Europa. Christiane Weihe
info: steffi.ober@vdw-ev.de | www.forschungswende.de