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Im Fokus

Abkehr vom Wachstum

Die Internationale Degrowth-Konferenz

Christiane Weihe

Sie hat ein klar umrissenes Thema. Findet regelmäßig statt. Bietet zahlreiche Vorträge. Und doch ist die alle zwei Jahre durchgeführte Internationale Degrowth-Konferenz für ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit keine Konferenz wie jede andere. Das zeigt sich an der Organisationsform, den Inhalten, aber auch an der Finanzierung.

Degrowth heißt so viel wie „Wachstumsrücknahme“, Interessierte diskutierten zuletzt im September 2014 in Leipzig, wie unsere Wirtschaftsweise sozial und ökologisch gestaltet werden kann. Wie sie allen Menschen ein lebenswertes Leben ermöglichen kann und gleichzeitig die ökologischen Grundlagen unseres Lebens erhält. „Degrowth oder auch Postwachstum ist ein Konzept für industrielle Staaten“, sagt Nina Treu, die in Leipzig zum Organisationsteam gehörte, „wir müssen unsere Produktion und unseren Konsum verringern.“ Bei der konferenzgerechten Umsetzung dieses Themas wurde in Sachsen großen Wert auf die praktische Seite gelegt. „Eine Abkehr vom Wachstumsdogma kann nicht nur über gute Konzepte funktionieren – wir müssen ebenfalls die Frage beantworten, wie das in der Praxis funktioniert“, sagt Treu. Deshalb gab es in Leipzig neben Podiumsdiskussionen und Vorträgen auch Ausstellungen, praktische Workshops und Exkursionen. 3.000 Teilnehmer wollten sich 2014 in Leipzig mit diesem vielfältigen Programm befassen. Eine Rekordzahl, die Nina Treu unter anderem auf die starken Partner sowie die „deutsche Konferenzkultur“ zurückführt. „Die Teilnehmerzahl hat sich im Laufe der Jahre zudem kontinuierlich gesteigert“, sagt sie, „zur ersten Degrowth-Konferenz 2008 in Paris kamen 150 Menschen.“

Für Budapest, wo die Veranstaltung unter dem Motto „small is beautiful and meaningful“ stattfinden wird, erwarten die Macher wieder eine deutlich geringere Teilnehmerzahl. Und auch das Organisationsteam wird ein anderes sein. „Es gibt aber immer eine so genannte Support Group, die dem neuen Team bei der Umsetzung hilft“, sagt Nina Treu, die das Budapester Konferenzteam unterstützen wird.

Ein weiterer Punkt, der die Leipziger Degrowth-Konferenz übrigens von anderen Konferenzen unterschied, war der ab 15 Euro frei wählbare Teilnahmebeitrag. „Damit wollten wir Menschen die Teilnahme erleichtern, die es sich sonst nicht leisten könnten“, erklärt Treu, „es sollte nach dem Solidarprinzip aber auch jenen ermöglichen weniger zu zahlen, die zum Beispiel eine weitere Anreise haben oder bei der Organisation mithelfen.“ Eine erfolgreiche Idee: Der erwirtschaftete Überschuss kommt unter anderem dem Budapester Team zugute. Christiane Weihe