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Im Fokus

Klimanotstand in Brandenburg

Die Masterplan-Kommune Potsdam

Christiane Weihe

Als im August 2019 in Potsdam der Klimanotstand ausgerufen wurde, unterstrich die brandenburgische Landeshauptstadt damit: Der Klimaschutz muss Priorität haben. Wir brauchen umfassende Anstrengungen, wenn wir die Klimakrise bewältigen wollen.

Einen wichtigen Schritt für den Klimaschutz ist Potsdam bereits 2016 gegangen. Da wurde die Stadt eine von insgesamt 41 so genannten Masterplan-Kommunen, die vom Bundesumweltministerium bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen gefördert werden. Ihr gemeinsames Ziel: Sie wollen ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um 95 Prozent senken sowie ihren Endenergiebedarf um 50 Prozent reduzieren. „In der ersten Phase des Masterplan-Programms haben wir ein Konzept erstellt, den so genannten Masterplan 100 % Klimaschutz“, sagt Christian Rohrbacher, der in der Koordinierungsstelle Klimaschutz der Potsdamer Stadtverwaltung tätig ist, „darin sind unterschiedliche Maßnahmen zusammengefasst, so etwa die Einrichtung einer Mobilitätsagentur zur Beratung der Bevölkerung, energetische Standards für Neubaugebiete, Klimaschutzvereinbarungen mit Unternehmen und die Ausweitung von Sharing-Angeboten.“

Jetzt geht es in Potsdam an die Umsetzung. Eine zentrale Maßnahme wird dabei die Umstellung der Wärmeversorgung sein. „In vier bis fünf Jahren kommt das aktuelle Erdgas-Heizkraftwerk an das Ende seiner Laufzeit, dann brauchen wir Alternativen“, erklärt Rohrbacher, „nun müssen wir festlegen, wie diese klimafreundlich gestaltet werden können – so etwa durch einen Mix an unterschiedlichen dezentralen Wärmequellen wie Geothermie, Biomasse oder auch die Nutzung von Flusswasserwärme an der Havel.“

Der Experte aus Potsdam kennt viele Hürden auf dem Weg zu mehr Klimaschutz. „Die Sanierungsquote im Gebäudebestand muss sich zum Beispiel massiv erhöhen – von derzeit 0,8 auf 2,5 Prozent ab 2040. Dabei stehen wir aber vor dem Problem der Wirtschaftlichkeit beziehungsweise der Frage, wer die Kosten der Sanierung tragen soll und kann“, sagt Christian Rohrbacher. „Im Verkehr haben wir einen steigenden Bedarf und die Infrastruktur stößt an ihre Grenzen, auch im öffentlichen Nahverkehr.“ Gleichzeitig sieht er aber auch eine anhaltende Bewegung beim Klimaschutz – nicht zuletzt durch das Ausrufen des Klimanotstands in vielen Städten wie Konstanz, Erlangen und Greifswald. „Es ist inzwischen der Wille da, über Alternativen nachzudenken und wirklich etwas zu verändern.“

Ein wichtiger Schritt dazu ist auch ein detaillierter Energienutzungsplan, der für unterschiedliche Potsdamer Quartiere erstellt wird. „Dieser zeigt zum Beispiel, wie der Energieverbrauch in den Gebieten ist, ob eine oberflächennahe Geothermie möglich ist oder ob es passende Freiflächen für Photovoltaik-Anlagen gibt“, sagt Rohrbacher. Er ist damit eine wichtige Grundlage, um Klimaschutz Priorität einzuräumen – vom gesamten Stadtgebiet bis zum einzelnen Grundstück.