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Arbeit / Rückblick

Die Folgen von Verkehrslärm

Studie NORAH – Noise-Related Annoyance, Cognition and Health

Christiane Weihe

Draußen startet gerade ein Flugzeug. Ein Auto fährt krachend vorbei. Der Güterzug rumpelt durch die Nacht. Lärm ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig – er kommt aus der Luft, von Straßen und Schienen. Was bedeutet dieser Verkehrslärm für unsere Gesundheit, für die Lebensqualität und die Entwicklung unserer Kinder? Das haben Wissenschaftler aus fünf Disziplinen im Rahmen der Studie NORAH (Noise-Related Annoyance, Cognition and Health) untersucht, die das Öko-Institut im Auftrag von Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) wissenschaftlich begleitet hat.

„Für NORAH wurde zum einen die bisherige und aktuelle Belastung durch Verkehrslärm rund um den Frankfurter Flughafen berechnet und gemessen“, erklärt Dr. Bettina Brohmann, Wissenschaftlerin am Öko-Institut, „diese Daten wurden mit Informationen verschnitten, die zu Lebens- und Wohnqualität, Schlafqualität, schulischer Entwicklung von Kindern und Gesundheit von über einer Million Menschen aus der Region zusammengetragen oder neu erhoben wurden.“ Zusätzlich wurden mehrere tausend Anwohner der Flughäfen Stuttgart, Berlin Brandenburg und Köln/Bonn befragt.

Ergebnisse liegen nun in Bezug auf die Entwicklung von Kindern, zur Lebensqualität, zu Krankheitsrisiken sowie zur möglichen Beeinträchtigung von Schlaf und Blutdruck vor. „Mit Blick auf die Entwicklung zeigt die Studie zum Beispiel, dass Grundschulkinder in Regionen mit viel Fluglärm langsamer lesen lernen als dort, wo es ruhig ist“, so die Expertin. Außerdem wirke sich starker Lärm unter anderem auf das gesundheitliche Wohlbefinden aus. Die Analyse zeigt zudem, dass alle drei Verkehrslärmarten mit Krankheiten verbunden sind – es gibt einen Zusammenhang mit dem Auftreten von Schlaganfällen, Herzinfarkten, Herzschwäche und Depressionen. „Dieser Zusammenhang ist aber nicht für jede Krankheit und jede Art von Lärm gleich stark“, sagt Brohmann.

Mit Blick auf die Lebensqualität zeigt sich, dass Fluglärm in bestimmten Bereichen stärker belästigt als der Lärm von Schiene und Straße. „NORAH hat sich außerdem intensiv mit dem so genannten Change Effekt befasst“, erklärt die Wissenschaftlerin vom Öko-Institut, „damit bezeichnet die Lärmforschung jenen Effekt, dass Betroffene nicht nur auf den Lärm reagieren, sondern auch auf seine Veränderung beziehungsweise die Lärmzu- oder -abnahme – und dies nicht proportional zum Schallpegel erfolgt.“ Die Studie zeigt, dass sich Anwohner von Flughäfen generell bei gleichem Dauerschallpegel heute stärker belästigt fühlen als früher. „Die Analyse führt dies auf den Change Effekt zurück, aber auch die Gültigkeit des Dauerschallpegels als passendes Maß der Erfassung von Belästigung wird damit hinterfragt“, so Brohmann. cw