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Editorial

Ohne künstliche Hilfe

Das Vorwort von Anke Herold, kommissarische Sprecherin der Geschäftsführung des Öko-Institut e.V.

Als wir mit der Arbeit an diesem Heft begonnen haben, stand immer mal wieder die Frage im Raum: Sollten wir uns von künstlicher Intelligenz dabei unterstützen lassen? Sie mit einer Studie füttern und sehen, ob sie etwas Passendes auswirft? Oder vielleicht sogar ein Interview mit ChatGPT et al. führen und herausfinden, wie sich die KI selbst in Sachen Umwelt- und Klimaschutz einschätzt?

Wie Sie vielleicht schon gesehen haben, fiel die Entscheidung dann doch auf ein Interview mit Dr. Heidy Khlaaf. Der Rest des Heftes ist ebenfalls größtenteils ohne künstliche Hilfe entstanden. Das heißt allerdings nicht, dass wir diese nicht immer wieder in Anspruch nehmen – auch in der Forschungsarbeit. So haben etwa die Kolleg*innen aus dem Bereich Energie & Klimaschutz ChatGPT in einem Projekt für die Zusammenfassung von Forschungspapieren genutzt. Ich bin davon überzeugt, dass wir in Zukunft vermehrt Aufgaben dieser Art an die KI auslagern. Schließlich kann sie unsere Arbeit an vielen Stellen erleichtern, etwa wenn es um Recherchen, Zusammenfassungen oder Übersetzungen geht.

Auch über die wissenschaftliche Arbeit hinaus kann künstliche Intelligenz unser Leben schöner und einfacher machen. Ich denke im Moment zum Beispiel an smarte Häuser oder Wohnungen, die Heizung, Licht und vieles weitere so geschickt steuern, dass die Bewohner*innen es nicht nur bequem haben, sondern auch von der Effizienz profitieren. Gerade in Sachen Effizienz hat KI viel Potenzial – in den eigenen vier Wänden ebenso wie beim Betrieb der Stromnetze. Wie wir in diesem Heft zeigen, bringt diese Technologie aber nicht nur zahlreiche Chancen, sondern auch viele Risiken mit sich – mit Blick auf soziale Fragen sowie die Grund- und Menschenrechte ebenso wie in Hinsicht auf den schon angesprochenen Umwelt- und Klimaschutz. Warum sie das tut und wie wir diesen Risiken begegnen können, damit beschäftigen wir uns auf den kommenden Seiten.

Mit einigem Kopfschütteln nehmen wir hier am Öko-Institut wahr, wie die großen Internetkonzerne wegen des immensen Energiebedarfs von künstlicher Intelligenz nun wieder nukleare Optionen der Stromversorgung ins Spiel bringen. Dabei gibt es durch klügere KI-Programmierung auch viele Möglichkeiten, diesen riesigen Energiebedarf drastisch zu senken. Dahin sollte der europäische Weg der KI-Entwicklung gehen.

Ihre

Anke Herold
a.herold@oeko.de

https://www.oeko.de/