Spenden
Editorial

Erst ambitioniert mindern, dann natürlich senken

Das Vorwort von Christof Timpe, Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts
Christof Timpe

Mit diesem Heft präsentieren wir Ihnen ein spannendes Thema und dazu ein neues Gesicht. Bevor Sie auf den kommenden Seiten viel über natürliche Kohlenstoffsenken, die Forschung des Öko-Instituts dazu und Perspektiven von externen Expert*innen erfahren, möchte ich mich kurz vorstellen: Am 1. Januar habe ich von Jan Peter Schemmel die Position des Sprechers der Geschäftsführung übernommen und freue mich, Sie in dieser Rolle auch in der ­eco@work zu begrüßen. Mehr über meine Person und wie ich meine neue Rolle ausfüllen möchte, erfahren Sie in der Kolumne.

Diese Ausgabe unseres Magazins widmet sich vor allem Wäldern, Mooren und Seegraswiesen – Ökosystemen also, die Kohlenstoff aufnehmen und binden können. Sie spielen daher eine wichtige Rolle für den Klimaschutz. Gleichzeitig sind sie von den Folgen des Klimawandels bedroht. Wichtig ist: Der erste Schritt im Klimaschutz ist es immer, Emissionen so weit wie möglich zu mindern. Aber selbst im ambitioniertesten Szenario bleiben Restemissionen – etwa aus der Landwirtschaft. Diese können durch natürliche Kohlenstoffsenken oder durch technische Optionen wie die Kohlenstoffentnahme aus der Luft ausgeglichen werden. Auf den folgenden Seiten widmen wir uns den natürlichen Senken: dem Status quo, den Potenzialen und den Möglichkeiten, sie zu stärken.

Ich wohne im Freiburger Umland, den Wald direkt vor der Nase. Dort sehe ich, dass viel Holz direkt als Scheitholz verbrannt wird. Sollen wir unseren Wald weiter auf diese Art nutzen? Aus meiner Sicht nicht. Denn bei der Verbrennung setzt das Holz das CO2 frei, das vorher über Jahrzehnte gebunden wurde. Uns stehen besser klimaverträgliche Möglichkeiten des Heizens zur Verfügung. Für das wertvolle Holz gibt es nachhaltigere Verwendungen, zum Beispiel als Dämm- und Baustoff. Zudem kann eine schonendere Nutzung den Wald als Kohlenstoffsenke stärken.

Natürliche Kohlenstoffsenken sind eine langfristige Aufgabe. Ein Wald braucht Zeit, um zu wachsen. Die Renaturierung eines Moors braucht Zeit und viel Planung. Das heißt auch: Wenn wir bis 2045 klimaneutral sein wollen, müssen wir jetzt damit beginnen, natürliche Senken zu stärken. Gleichzeitig müssen wir das bereits in Holz und Boden gebundene CO2 möglichst lange aus der Atmosphäre fernhalten. Wenn Sie das nächste Mal im Wald unterwegs sind, schätzen Sie nach der Lektüre dieses Heftes vielleicht nicht mehr allein den wunderbaren Duft und die beruhigende Stille. Sondern auch das Geschenk, das der Wald uns für die Zukunft macht.

Ihr

Christof Timpe
c.timpe@oeko.de