Keine lange Erdgasbrücke
Christiane Weihe
Bis 2050 reduziert sich der Erdgasbedarf für die Energieversorgung auf einen Bruchteil – in Deutschland und in Europa, wenn die Klimaverpflichtungen eingehalten werden. So reduziert sich laut einer aktuellen Studie von Öko-Institut und Deloitte Sustainability & Climate der Verbrauch hierzulande von 900 Terawattstunden im Jahr 2018 sehr deutlich: um etwa ein Drittel bis 2030, um mehr als zwei Drittel bis 2040 und um fast 95 Prozent, auf nur noch etwa 50 Terawattstunden, bis 2050. Eine ähnliche Entwicklung ist für die EU zu erwarten.
Die Wissenschaftler*innen aus dem Bereich Energie & Klimaschutz haben sich zudem der globalen Nachfrage gewidmet. „Wir haben Szenarien für andere Regionen verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Erdgasnachfrage spätestens zwischen 2030 und 2040 auch international abnimmt, wenn die Klimaziele ernst genommen werden. Die Energietransformation erfolgt somit in den meisten Fällen ohne lange Erdgasbrücke“, so Dr. Roman Mendelevitch, Senior Researcher am Öko-Institut. Gleichzeitig zeigt sich auf der Angebotsseite, dass viele Staaten, die für den Aufbau neuer Gaslieferbeziehungen interessant sein könnten – schon um die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten zu verringern –, eine sehr schwierige Governance-Situation aufweisen. „Die Durchsetzbarkeit von Transformationsmaßnahmen, die als Bedingung an mögliche Infrastrukturinvestitionen geknüpft wären, sind so mit einem sehr hohen Risiko behaftet“, sagt Dr. Felix Matthes, Forschungskoordinator am Öko-Institut. Aus Sicht des Projektteams wäre daher die Ausweitung von Förder- und Transportinfrastrukturen auch sehr riskant.