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Porträt: Dr. Franziska Tanneberger (Greifswald Moor Centrum)

Dr. Franziska Tanneberger

Christiane Weihe

Sehr lange war ihr Forschungsbereich „ein nerdiges Nischenthema“. Doch mit der Relevanz des Klimaschutzes hat auch die Wahrnehmung von Mooren zugenommen. Denn sie können Kohlenstoff aufnehmen und einlagern. Theoretisch. „Um die deutschen Moore steht es leider sehr schlecht, nur zwei Prozent sind noch in einem natürlichen Zustand“, sagt Dr. Franziska Tanneberger. „In der EU sind etwa die Hälfte der Moore entwässert, weltweit 15 Prozent.“ Entwässerte Moore geben nicht nur CO2 ab statt es aufzunehmen, sie verlieren zudem ihre Funktion für die Biodiversität.

„Bis vor Kurzem wurden Moore hierzulande vor allem aus Naturschutzgründen wiedervernässt – bislang maximal 100.000 Hektar. Für eine umfassende Klimaschutzwirkung bräuchten wir nun jährlich 50.000 Hektar.“

Die Moorexpertin befasst sich auch mit Methanemissionen, die bei der Wiedervernässung entstehen. „Zum einen gilt bei Mooren: Lieber Methan als CO2 – denn der langfristige Effekt in Bezug auf die Klimaerwärmung ist geringer und es zerfällt in der Atmosphäre schnell wieder.“ Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, die Methanemissionen zu begrenzen. „So sollte etwa nährstoffarmes Wasser verwendet und der Wasserstand schrittweise angehoben werden, sinnvoll ist es unter anderem auch, die Flächen vorher zu mähen, damit die Pflanzen nicht im Wasser vergären.“ Tanneberger betont aber auch: „Wir lernen hier noch viel durch die Wiedervernässung, das helfen wird, die Verfahren weiter zu verbessern.“

Weitere Informationen

Dr. Franziska Tanneberger
Leiterin des Greifswald Moor Centrum (GMC)

Institut für Botanik und Landschaftsökologie, Universität Greifswald
Soldmannstraße 15
17489 Greifswald

Mail: tanne@uni-greifswald.de

Zur Person

Dr. Franziska Tanneberger hat Landschaftsökologie und Naturschutz studiert, ihr Schwerpunkt lag dabei auf Moorökologie und internationalem Naturschutz. Anschließend war sie unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Greifswald und am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) tätig. Darüber hinaus übernahm sie freiberufliche Aufträge unter anderem für das Landesumweltamt Brandenburg sowie den NABU Brandenburg. Seit 2015 leitet sie das Greifswald Moor Centrum. Im Zentrum ihrer Forschung stehen unter anderem die Verbreitung und der Zustand von Mooren in Europa sowie wiedernässte Moore und ihre Ökosystemleistungen. Zu diesen Themen hat Dr. Franziska Tanneberger im Januar 2023 ihre Habilitation abgeschlossen.

Darüber hinaus hat die Wissenschaftlerin 2023 gemeinsam mit der Journalistin Vera Schroeder das Buch „Das Moor. Über eine faszinierende Welt zwischen Wasser und Land und warum sie für unser Klima so wichtig ist“ veröffentlicht.