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Perspektive

Wir brauchen solide Fakten und positive Visionen für den politischen Diskurs

Wechsel in der Geschäftsführung des Öko-Instituts

Als Jan Peter Schemmel im Herbst des vergangenen Jahres ankündigte, sein Amt als Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts niederzulegen, hätte ich ihn am liebsten überzeugt, es nicht zu tun. Weil ich ihn persönlich schätze und finde, dass er einen sehr guten Job gemacht hat. Er hat wichtige Impulse und Anregungen für die Institutsentwicklung gegeben, so etwa zur Internationalisierung unserer Arbeit, die sicher noch lange weitertragen werden.

Seit Januar 2024 bin ich nun selbst in der Geschäftsführung. Das ist eine neue Rolle, über die ich mich sehr freue. Denn ich bin dem Öko-Institut schon seit über dreißig Jahren eng verbunden. Die Arbeit für die nachhaltige Transformation war schon immer mein „Traumjob“. Ich stamme selbst aus der Bürgerbewegung gegen die Atomkraft und für die Energiewende. Seit ich kurz nach meinem Studium am Öko-Institut gelandet bin, hat sich natürlich viel geändert. Das Institut hat sich in dieser Zeit stark weiterentwickelt, ist gewachsen, hat sich neuen Themen und Methoden gewidmet und ist in allen Bereichen professioneller geworden. Wir haben viele Lösungen in den Bereichen Klima, Energie, Mobilität, Ressourcen, Landwende, nachhaltiges Wirtschaften und bei vielen weiteren Themen entwickelt – auf kommunaler, nationaler und europäischer Ebene. Ich bin stolz, ein Teil dieser Entwicklung zu sein, und zu sehen, wie wir mit jeder neuen Aufgabe gewachsen sind. Anke Herold und André Nelius, mit denen ich nun gemeinsam die Geschäfte führen darf, kenne ich bereits, seit sie am Institut sind. Wir haben schon in unseren bisherigen Rollen gut zusammengearbeitet und ich bin mir sicher, dass wir als ein starkes Team gemeinsam mit den Mitarbeitenden des Öko-Instituts den bestmöglichen Beitrag zur erforderlichen nachhaltigen Transformation leisten werden.

Um dieser Transformation wieder Schwung zu verleihen, braucht es aus meiner Sicht eine neue Aufbruchsstimmung in unserer Gesellschaft – ähnlich wie nach der Reaktorkatas­trophe von Fukushima im Jahr 2011, als ein großer Teil unserer Zivilgesellschaft sich einig war, die Energiewende nun endlich beherzt umzusetzen. In der heutigen Zeit, in der gefühlt eine Katastrophe die nächste jagt und man kaum weiß, welcher Krise man sich zuerst widmen soll, drohen der Schutz von Klima, Biodiversität und Ressourcen unter die Räder zu kommen. Wohl auch, weil viele in Deutschland die unmittelbaren Probleme, die etwa mit dem Klimawandel einher gehen, bislang nur punktuell erlebt und schnell wieder verdrängt haben. Anstatt zu zaudern, sollten wir uns der positiven Perspektiven wieder bewusst werden: Wenn wir die nachhaltige Transformation zusammen mit europäischen und weltweiten Partnern richtig angehen, bietet sie große Chancen, unsere Volkswirtschaft zu modernisieren und langfristig tragfähige unternehmerische Konzepte zu entwickeln.

Es muss uns gelingen, diese Chancen und damit eine positive Vision der Transformation zu vermitteln, sowie die Menschen für das zu begeistern, was wir erreichen können und müssen. Dazu gehört auch, berechtigte Sorgen ernst zu nehmen und offene Fragen zu beantworten – verständlich und transparent. Erst dann kann man verdeutlichen, dass ein „Weiter so!“ keine Option ist. Dass wir alle etwas beitragen müssen und wir die Hürden auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft überwinden können.

In den vergangenen Monaten mussten wir mit Sorge beobachten, wie sich in der Gesellschaft und leider auch in der Politik immer mehr „gefühlte Wahrheiten“ verbreiten. Das galt im vergangenen Jahr auch für die Frage, wie sich die Wende im Verkehr sowie im Wärmesektor erreichen lässt. Inhaltliche Falschaussagen wurden im politischen Raum auch von jenen verbreitet, die es wirklich besser wissen sollten. Eine Rolle des Öko-Instituts ist seit jeher, unser Wissen sowie nachvollziehbare Fakten für den öffentlichen Diskurs zur Verfügung zu stellen. Dazu beizutragen, Lügen und Halbwahrheiten zu entlarven und aufgeheizte Debatten wieder zu versachlichen. Dies wollen wir weiterführen und uns auch in die neuen Diskurse verstärkt einbringen, mutig und entschlossen, fakten­orientiert und unabhängig und mit positiven Visionen für eine nachhaltige Zukunft.

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Christof Timpe ist seit 1993 für das Öko-Institut tätig, zuletzt viele Jahre als Leiter des Bereichs Energie & Klimaschutz am Standort Freiburg. Hier hat er zahlreiche wissenschaftliche Projekte begleitet, politische Akteur*innen beraten und an der strategischen Ausrichtung des Instituts mitgewirkt. Seit Januar 2024 ist Timpe Sprecher der Geschäftsführung.

Ansprechpartner am Öko-Institut