Für ein längeres T-Shirt-Leben
Christiane Weihe
Billig einkaufen, wenig tragen – Kleidung ist zu einem schnelllebigen Konsumprodukt geworden. Alleine 2018 wurden in der EU 4,4 Millionen Tonnen Kleidung und gut eine Million Tonnen Haushaltstextilien gekauft, das sind 12,3 Kilogramm pro Kopf und 20 Prozent mehr als noch 2003. „Die Wegwerfmentalität bei T-Shirts, Pullis & Co. führt zu immensen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt – etwa mit Blick auf den Einsatz von Pestiziden und den hohen Wasserbedarf bei der Baumwollproduktion“, sagt Dr. Andreas Köhler vom Öko-Institut. „Etwa vier bis sechs Prozent des Umwelt-Fußabdrucks der EU werden durch die Textilindustrie verursacht.“ Der Großteil der Umweltauswirkungen – so etwa 92 Prozent der Wasser- und 85 Prozent der Rohstoffnutzung – kommen jedoch außerhalb der EU zum Tragen.
Einer nachhaltigeren Nutzung von Textilien ist das Projekt „Circular economy perspectives in the EU Textile sector“ nachgegangen. „Gemeinsam mit PlanMiljø haben wir darin im Auftrag des Joint Research Center (JRC) der Europäischen Kommission untersucht, welche Mengen genutzter und gesammelter Alttextilien in der EU entstehen und wie sich eine echte Kreislaufwirtschaft für Textilien etablieren lässt“, erklärt der Senior Researcher, „hierfür haben wir die bestehenden Wertschöpfungsketten und Materialflüsse analysiert und eine Datengrundlage für diesen Sektor geschaffen.“ Dabei zeigt sich zum Beispiel auch, dass die EU nach den USA die meisten Textilien importiert – in einem Wert von 125 Milliarden US-Dollar – und nach China die meisten Textilien exportiert.
Ansätze für eine getrennte Sammlung gebrauchter Textilien gibt es jedoch nur in einigen der EU-Länder. Ein zentraler Fokus des Projektes lag daher zudem auf der Wiederverwertung und dem Recycling von Alttextilien. „Wir haben bestehende Sammel- und Sortiersysteme für Altkleider untersucht. Außerdem haben wir innovative Geschäftsmodelle analysiert, die sich für eine Kreislaufwirtschaft im Textilsektor einsetzen.“ Wichtige Ansätze sind aus Sicht von Dr. Andreas Köhler etwa Modelle zum Teilen oder Leasen von Kleidung oder zu ihrer Reparatur, aber auch zur Rücknahme und Wiederverteilung. „Bislang haben solche Modelle aber leider nur einen sehr kleinen Marktanteil, den bewusste Konsumentinnen und Konsumenten nutzen. Sie können sich nicht gegen Billiganbieter durchsetzen, so lange diese die sozialen und ökologischen Kosten ihrer Produktionsweisen auf die Allgemeinheit abwälzen können.“