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Im Fokus

Sonne vom Balkon

Eine Gemeinschaft für mehr Solarstrom

Christiane Weihe

Sonnenstrahlen einfangen, in der Gemeinschaft – das ist das Ziel des Projektes „Dein BalkonNetz“. Oder etwas weniger poetisch gesagt: Ein Netzwerk von unterschiedlichen Menschen schaffen, die jeweils kleine Solaranlagen auf ihren Balkonen betreiben und sich darüber austauschen. „Am Anfang stand die Idee, mit Menschen zu arbeiten, die Solarenergie im Alltag ausprobieren wollen – aber es sich zum Beispiel nicht leisten oder es nicht umsetzen können, weil sie zur Miete wohnen“, sagt Marius Albiez, einer der Ko-Projektleiter. Entstanden ist die Idee im Rahmen des Projekts „Energietransformation im Dialog“, welches Teil von Reallaboraktivitäten in Karlsruhe ist: Hier arbeiten Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam an zukunftsfähigen Lösungen. „Dabei hat sich für uns deutlich gezeigt, dass Veränderungsprozesse Erfahrung brauchen. In manchen Bereichen ist das nicht allzu schwer – ich kann auf Fleisch verzichten, wenn ich mich umweltbewusster ernähren will. Aber im Bereich Energie zum Beispiel ist das komplizierter, teurer, technischer und formalisierter“, so Albiez, der am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) tätig ist.

Aus über 100 Bewerbungen sucht das Projektteam 22 Haushalte aus, denen kostenlos eine Mini-Solar-Anlage für ein Jahr zur Verfügung gestellt wird. Sie deckt etwa zehn Prozent des Strombedarfs eines Ein- bis Zwei-Personen-Haushaltes. „Wir achten darauf, dass es eine sehr vielfältige Mischung wird. Ältere und jüngere Menschen, mit Universitätsabschluss oder ohne“, sagt Dr. Paula Maria Bögel, die das Projekt ebenfalls leitet, „uns ist es außerdem wichtig, viele Frauen zu integrieren, denn sie sind bei der Energiewende bislang unterrepräsentiert.“ Auch jene, die nicht für eine kostenlose Anlage ausgewählt werden, können sich aber an dem Projekt beteiligen. „Gemeinsam mit der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) helfen wir mit günstigeren Sammelbestellungen bei der Anschaffung und ermöglichen natürlich auch ihnen einen Austausch über das im Projekt initiierte Netzwerk“, so Bögel.

Dieser Austausch ist ein Herzstück des Projektes. Denn die Erfahrungen der Teilnehmenden könnten die zukünftige Installation von Mini-Solar-Anlagen deutlich vereinfachen. „Etwa mit Blick auf die Frage, wie die Handhabung bestmöglich funktioniert oder wie man den Vermieter oder die Vermieterin davon überzeugt, das zu genehmigen“, erklärt Bögel. Aber auch dem eigenen Erkenntnisgewinn dient das Projekt. „Wir haben natürlich ebenfalls viele offene Fragen“, sagt Albiez, „so etwa, inwiefern der Denkmalschutz relevant wird, wie die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken funktioniert, bei denen diese Anlagen angemeldet werden müssen, und ob es genug Fachkräfte gibt, um sie zu installieren.“ Doch wenn es gut läuft, wollen die Projektverantwortlichen auch ihre Erfahrungen teilen – und damit vielleicht sogar politische Unterstützung gewinnen. „Indem man solche Anlagen fördert, kann man Sozial- und Klimapolitik perfekt verbinden“, sagt Albiez.