Von Plinius bis heute – Rohstoffe strategisch nutzen
In meiner raren Freizeit lese ich gern die alten Gelehrten und Historiker. Plinius zum Beispiel. Meine Sommerlektüre war seine Naturgeschichte, die das antike Wissen um die Naturwissenschaften zusammengetragen hat. In einem Teil seines Werkes berichtet Plinius über Metalle und Erze und ihre Bedeutung für die antike Gesellschaft. Und bereits hier, 77 Jahre nach Christus, finden sich vereinzelt Gedanken zur nachhaltigen Rohstoffnutzung – Plinius beschreibt, wie gebrauchte Gerätschaften, etwa aus Kupfer, eingeschmolzen und die Rohstoffe erneut benutzt werden sollten.
Der Recyclinggedanke ist heute zentraler Stützpfeiler für eine nachhaltige Rohstoffpolitik. Doch geht ein strategischer Umgang mit Rohstoffen weit über die Wiederverwendung hinaus, wie wir Ihnen bereits im ersten Heft dieses Jahres („Kreisverkehr statt Einbahnstraße“) darlegen konnten. Vor allem der Rohstoffbezug, häufig aus Ländern außerhalb Europas, muss heute strategisch angegangen bzw. begleitet werden. Denn für uns Industrieländer zählt nicht mehr nur die Frage, wo Rohstoffe für unsere Industrieproduktion herkommen, sondern auch, unter welchen Bedingungen sie gewonnen werden. Eine nachhaltige Förderung muss dabei sowohl Umweltstandards als auch soziale Kriterien erfüllen und einseitige Abhängigkeiten vermeiden.
Die aktuelle eco@work beschreibt Herausforderungen und Lösungsansätze einer nachhaltigen Rohstoffpolitik sowohl für Deutschland als auch international. Sie gibt gleichzeitig einen ersten tieferen Einblick in unser Projekt „Rohstoffwende Deutschland 2049“, das wir mit eigenen Mitteln finanziert haben, um eine zukunftsfähige, nachhaltige Rohstoffstrategie für Deutschland zu entwickeln. Dieses und weitere Forschungsprojekte stehen auch im Mittelpunkt unserer diesjährigen wissenschaftlichen Jahrestagung, zu der ich Sie sehr herzlich einlade. Sie findet am 1. Dezember in Berlin statt – Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie in unserer Rubrik Einblick.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr
Michael Sailer
Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts
m.sailer@oeko.de