Keine Wende ohne Netze
Christiane Weihe
Ohne sie ist die Energiewende nicht möglich: Stromnetze sind die entscheidende Infrastruktur. Denn zur Transformation gehört, möglichst viele Bereiche zu elektrifizieren. Doch wie können die Netze der Zukunft aussehen, die auch dezentrale erneuerbare Energien optimal integrieren? Damit beschäftigt sich das Projekt „Neue Energienetzstrukturen für die Energiewende (ENSURE)“, dessen dritte Phase gerade begonnen hat. „ENSURE entwickelt die wesentlichen Konzepte für eine funktionierende Strom-Infrastruktur. Die Grundlagen wurden in den ersten beiden Phasen gelegt, nun geht es darum, mögliche Ansätze etwa mit Blick auf Leistungselektronik und Stromspeicher zu erproben und zu validieren“, sagt Christof Timpe, Projektleiter am Öko-Institut. „Dies geschieht in so genannten Co-Demonstrationen, einer Verknüpfung von computerbasierten Simulationen in Echtzeit und Maschinen in Laboren.“
Am Stromnetz der Zukunft arbeiten unter Leitung der Siemens AG und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung zahlreiche Projektpartner. Das Öko-Institut widmet sich unter anderem in einem transdisziplinären Ansatz der Konzeptentwicklung für eine effiziente und gerechte Gestaltung des Transformationsprozesses. „Die Maßnahmen sollen gemeinsam mit der Gesellschaft entwickelt werden, dies ist zwingend erforderlich für deren Akzeptabilität.“ Darüber hinaus sind die Wissenschaftler*innen dafür verantwortlich, die im Projekt entwickelten Lösungsansätze zu bewerten. „Wir betrachten etwa 50 konkrete, technische und regulatorische Lösungen wie zum Beispiel die vollständige Digitalisierung der Netze, neue elektronische Transformatoren und dynamische Anreize zum Lastmanagement für Stromverbraucher*innen. Wir zeigen unter anderem, welche Probleme sie angehen und in welchen Netzen sie sinnvoll sind. Denn im dünn besiedelten ländlichen Raum, wo große Windparks stehen, braucht es andere Ansätze als in der Stadt.“ Das Öko-Institut ist zudem dafür verantwortlich, ein Gesamtbild der künftigen Stromnetze zu entwerfen. „Wir fassen bis Juli 2026 zusammen, wie das zukünftige Stromnetz aussehen kann, welche technischen und organisatorischen Lösungen es braucht, wie die Regulierung sich entwickeln muss und was sich für die Nutzer*innen ändert“, erklärt Christof Timpe.