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Perspektive

Einfacher, effizienter, erfolgreicher

Erneuerbare Energien in Europa

Ohne sie geht es nicht. Erneuerbare Energien sind ein zen­traler Pfeiler der Energiewende, die Grundlage für ein Leben und Wirtschaften ohne fossile Energien. Doch es hakt, leider nicht nur ein bisschen. Der Ausbau geht schleppend voran. Dabei brauchen wir deutlich mehr Wind, Wasser und Sonne und das schneller als es bisher möglich schien. Im Projekt „RES Sim­plify“ haben wir uns für die Europäische Kommission daher der Frage gewidmet: Welche Hemmnisse bestehen in Europa für die Errichtung neuer Anlagen? Und wie können diese überwunden werden?

Die Finanzierung der Anlagen wird oft als Hemmnis betrachtet, ist aber seit einiger Zeit nicht das Hauptproblem. Denn die Erneuerbaren sind im Laufe der Jahre immer günstiger geworden. Ein größeres Problem besteht darin, geeignete Flächen zu finden und eine Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb der Anlagen zu erhalten. Die Flächenverfügbarkeit wird eingeschränkt durch Flächenkonkurrenzen mit der Landwirtschaft ebenso wie durch Interventionen von Bürger*innen, die etwa Windparks in ihrer Nähe verhindern wollen. Mögliche Klagen schrecken Investor*innen hier zusätzlich ab. Aber auch Regeln der Flugsicherung haben schon manches Windrad verhindert. Darüber hinaus sind die Genehmigungsprozesse oft viel zu komplex, es gibt hohe administrative Hürden für die Projektierer*innen und keine ausreichenden Kapazitäten bei den zuständigen Behörden. Auch der Umwelt- und Naturschutz steht oftmals in Konkurrenz zu neuen Anlagen, Umweltverträglichkeitsprüfungen sind aufwändig und teuer. Bei großen Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen ist zudem der Netzanschluss in vielen Ländern ein großes Problem, etwa weil es keine adäquate Infrastruktur gibt. Auch der Fachkräftemangel kann den Ausbau verzögern.

Jede Menge Hemmnisse, ohne Frage. Doch es gibt Lösungen auf vielen Ebenen. Die EU-Kommission hat zum Beispiel auf Grundlage der Ergebnisse des Projektes, das wir mit Solar Power Europe und WindEurope sowie unter Leitung der eclareon GmbH durchgeführt haben, einen Leitfaden veröffentlicht. Er zeigt mit Verweis auf Best-Practice-Beispiele aus Europa, wie Genehmigungsverfahren verbessert und verschlankt werden können. Eine wertvolle Institution kann hier ein so genannter One-Stop-Shop sein. Diese zentrale behördliche Ansprechstelle für Projektierer*innen und sonstige Stakeholder*innen verantwortet Prozesse zentral, vereinfacht sie so deutlich und gestaltet sie transparenter. Bei der Flugsicherung ließe sich durch technische Verbesserungen viel erreichen, um zusätzliche Flächen zu gewinnen. Und mit Blick auf die Umweltverträglichkeit empfehlen wir etwa, notwendige Untersuchungen möglichst zentral für größere Flächen durchzuführen und die Ergebnisse allgemein zur Verfügung zu stellen, statt dass dies für jedes Vorhaben einzeln und somit möglicherweise mehrfach erfolgen muss. Auch das so genannte Re-Powering kann den Anteil erneuerbarer Energien steigern: Dabei werden bestehende Windkraftanlagen durch effizientere Anlagen mit einem höheren Ertrag ersetzt. Bisher braucht es dafür in vielen Ländern einen umfassenden neuen Genehmigungsprozess, obwohl eine Änderungsprüfung ausreichend wäre. Zusätzlich ist es sinnvoll, die Partizipationsmöglichkeiten bei der Errichtung neuer Anlagen anzupassen. Die Bürger*innen sollten in einem klaren Zeitfenster die Möglichkeit haben, sich in die Planungsprozesse einzubringen. Ist dieses Zeitfenster abgeschlossen und die Genehmigung erteilt, darf diese nicht mehr angreifbar sein. Gleichzeitig halten wir es für sinnvoll, Kommunen, in denen größere Anlagen errichtet werden, finanziell daran zu beteiligen. Bürger*innen könnten etwa in Form von Investitionen in Infrastrukturprojekte oder von sozialen Maßnahmen profitieren – das könnte zu mehr Akzeptanz führen.

Mit dem Regierungswechsel hat der Ausbau der Erneuerbaren hierzulande neuen Schwung bekommen. So sollen in Zukunft auf Länderebene zwei Prozent der Flächen für Windenergie ausgewiesen und so die Verantwortung gleichmäßig verteilt werden. Diesen Schwung gilt es nun zu behalten und auszubauen. Das gilt nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine, der zusätzlich Fragen der Versorgungssicherheit in den Vordergrund rückt. Gleichzeitig gibt es ein weiteres, sehr wirksames Mittel, die nachhaltige Transformation zu unterstützen: Strom gar nicht erst zu verbrauchen.

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Erneuerbare Energien stehen auf vielfältige Weise im Fokus der Arbeit von Dominik Seebach. Der Diplom-Geoökologe und stellvertretende Leiter des Bereichs Energie & Klimaschutz  beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit nachhaltiger Stromerzeugung und -nutzung sowie mit der Transparenz auf den Märkten für erneuerbare Energien.