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Arbeit / Aktuell

Klimaschutz im Luftverkehr

Christiane Weihe

Es gibt Bewegung in der Luft – genauer gesagt: bei der Politik zum europäischen und internationalen Luftverkehr. Um hier den Klimaschutz voranzubringen, werden seit 2012 Flüge innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums vom Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) erfasst. Im Rahmen des „Fit for 55“-Pakets hat die EU-Kommission zudem einen Vorschlag zur Überarbeitung der Emissionshandelsrichtlinie vorgelegt. Dies betrifft etwa ein Ende der kostenlosen Zuteilung von Zertifikaten. Darüber hinaus spielen weitere Politiken eine Rolle: so die Energiesteuerrichtlinie, die Richtlinie für erneuerbare Energien sowie ReFuelEU Aviation.

Unter dem Dach der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) gibt es zudem das Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation (CORSIA), eine marktbasierte Maßnahme für mehr Klimaschutz. „Durch CORSIA soll der Luftverkehr ‚klimaneutral wachsen‘ indem Mehremissionen durch Einsparungen in anderen Sektoren kompensiert werden“, erklärt Verena Graichen, Senior Researcher am Öko-Institut. Seit Anfang 2021 läuft eine Pilotphase, bei der internationale Flüge in den und aus dem europäischen Wirtschaftsraum erfasst werden. Durch die Pandemie liegen die aktuellen Luftverkehrsemissionen unter dem Referenzjahr 2019, so dass zunächst keine Zertifikate für Einsparungen in anderen Sektoren abgegeben werden müssen. „Es ist wichtig, dass auch international die Maßnahmen nachgeschärft werden“, so Verena Graichen, „ich freue mich, dass die Generalversammlung der ICAO im Oktober 2022 die Referenz für CORSIA abgesenkt hat und ein Langfristziel von Nettonullemissionen bis 2050 verabschiedet hat.“

Noch sind viele Fragen der klimapolitischen Regulierung des Luftverkehrs offen, die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen läuft. Vor diesem Hintergrund berät das Öko-Institut gemeinsam mit zwei Projektpartnern das Umweltbundesamt kontinuierlich, begleitet politische Diskussionsprozesse und stellt wissenschaftliche Expertise zur Verfügung. „Wir analysieren und bewerten auch Vorschläge relevanter Akteur*innen und bringen eigene Vorschläge zur Weiterentwicklung bestehender Politiken ein“, erklärt die Expertin. Im Fokus kann hier etwa die Frage stehen, wie CORSIA sinnvoll mit europäischen Klimaschutzmaßnahmen kombiniert werden kann, welche Wechselwirkungen zwischen den Richtlinien entstehen oder welche Anreize es geben kann, um so genannte Nicht-CO2-Emissionen wie Stickoxide oder Ruß zu reduzieren. „Diese Emissionen werden bislang nicht erfasst, obwohl sie in großen Höhen eine sehr starke Klimawirkung entfalten.“ Bei seiner Arbeit wird das Projektteam stets aktuelle Entwicklungen im Auge behalten und in die Analyse und Beratung einbeziehen.

Das Projektteam hat sich bereits in einem Vorgängervorhaben mit dem Klimaschutz im Luftverkehr befasst und dabei unter anderem untersucht, wie sich der EU-ETS vor dem Hintergrund von CORSIA weiterentwickeln kann. Das Projekt „Weiterentwicklung des EU-ETS im Luftverkehr III“ wird gemeinsam mit Transport Analysis and Knowledge Systems (TAKS) und CE Delft umgesetzt und läuft noch bis September 2024.