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Porträt: Prof. Dr. Christian von Hirschhausen (TU Berlin)

Christiane Weihe

Die technische Faszination für die Atomkraft, die versteht er durchaus. „Es ist unvorstellbar, welche Energie die Kernspaltung freisetzt“, sagt Christian von Hirschhausen von der TU Berlin. Genau deshalb sei sie aufgrund der unkontrollierbaren Risiken keine Technologie, die zur Energiegewinnung genutzt werden sollte. „In der Geschichte der Atomenergie gibt es zudem keinen Reaktor, der wirtschaftlich beziehungsweise wettbewerbsfähig gewesen wäre – bis heute nicht. Im Gegenteil: Es entstehen immense Verluste.“ Das hat ein Forschungs­team schon 2018 bei einer Analyse von 674 Kernkraftwerken am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gezeigt, an dem von Hirschhausen außerdem als Forschungsdirektor tätig ist.

„Atomstrom ist teurer als alle anderen Energien, auch als Strom aus erneuerbaren Energien.“

Dass Kernkraftwerke weiter genutzt und sogar gebaut werden, führt der Energieökonom unter anderem darauf zurück, dass Atommächte eine zivile Kernkraftnutzung brauchen, um die militärische zu finanzieren – und umgekehrt. „Das zeigt sich zum Beispiel in den USA, in Frankreich oder in China.“ Länder, die neu in die Kernenergie einsteigen, seien wenig demokratisiert. Die Atommächte pflegten zudem nach wie vor „nukleare Diplomatie“: „Russland, das in vielen Ländern Atomkraftwerke baut, tut dies auch nicht zu den wahren Kosten. Es bringt etwa die Türkei damit in eine Abhängigkeit, die sich erst in vielen Jahren zeigen wird.“