Saubere Karotten
Christiane Weihe
Sie waschen Rote Bete und Karotten, Sellerie und Pastinaken. 600 bis 700 Tonnen Feldgemüse im Jahr. Seit Kurzem verarbeiten sie in einer so genannten Schnibbelküche zudem Gemüse, unter anderem für gastronomische Betriebe. Das Ziel: Lebensmittelabfälle vermeiden. „Wir arbeiten in vier unterschiedlichen Bereichen, einer davon ist, Gemüse zu waschen, bevor es in den Handel kommt. Es ist deutlich günstiger und effizienter, wenn man das bündelt als wenn jeder Betrieb es selbst macht“, erklärt Wolfgang Hees, Geschäftsführer der Bioservice Südbaden gGmbH. Gewaschen werden hier am Kaiserstuhl auch jene Kisten, in denen das Biogemüse in den Handel kommt – und zwar bis zu 30.000 Stück im Monat. „Darüber hinaus bieten wir landwirtschaftliche Dienstleistungen wie Ernten, Jäten oder Bäume schneiden an“, so Wolfgang Hees, „in der Schnibbelküche bereiten wir zudem Gemüse für Schulen und die Gastronomie vor.“ In dieser Küche entstehen so genannte Fresh-Cut-Produkte wie Kürbisstücke, Karottenscheiben oder Krautraspel, die in der Außer-Haus-Versorgung schnell und unkompliziert weiterverarbeitet werden können. „Das ist ein großartiger Weg, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden beziehungsweise Gemüse zu retten, das gut ist, aber ästhetisch nicht schön genug für den Handel.“ Alle Dienstleistungen werden als gemeinnütziges Integrationsunternehmen erbracht: Die gGmbH qualifiziert Menschen mit Behinderung für den Arbeitsmarkt und bietet langfristige Arbeitsplätze, aktuell für acht Menschen mit Schwerbehinderung.
Wolfgang Hees ist selbst Biobauer, betreibt einen kleinen Betrieb für Kräuter und Gemüse. „Die Idee für Bioservice Südbaden entstand aus einer losen Zusammenarbeit mit anderen Bäuerinnen und Bauern aus der Region“, sagt er, „inzwischen gehören zwei assoziierte und acht feste Betriebe zu uns und wir haben uns als Erzeugergemeinschaft Biogemüse Südwest GmbH organisiert.“ Eng verknüpft sind die beiden neuen Unternehmen mit Naturkost Rinklin. Mit dem Naturkostgroßhändler arbeiten die Bioservice Südbaden gGmbH und die Erzeugergemeinschaft auch im Alltag eng zusammen: Er ist ein wichtiger Kunde. Gleichzeitig kann Wolfgang Hees auch durch diese Zusammenarbeit eine verlässliche Belieferung mit Biogemüse gewährleisten. „Wenn jemand sagt: Wir brauchen nächsten Montag 180 Kilo Kürbis in Streifen, können wir das in der Regel in der Gemeinschaft garantieren. Und selbst wenn wir mal nichts haben, können wir über Rinklin die benötigte Menge einkaufen.“
Für die Zukunft plant das Integrationsunternehmen weiteres Wachstum – um noch mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, aber auch Anreize für den Biolandbau zu schaffen. „Der ökologische Landbau ist in einer schwierigen Lage, zum Beispiel, weil Nachfolgerinnen und Nachfolger fehlen und weil die Umstellung auf Bio natürlich auch ein Risiko ist“, sagt der Geschäftsführer. „Wir schaffen auch für kleine Biobetriebe neue Absatzmärkte, können ihre Angebote bündeln und wollen dazu beitragen, dass sie erhalten bleiben.“