Radioaktive Elemente umwandeln – löst das die Endlagerfrage?
Christiane Weihe
Bis Ende 2022 werden in Deutschland etwa 10.000 Tonnen abgebrannte Brennelemente zur Endlagerung vorhanden sein, zusätzlich fallen Abfälle aus der Wiederaufarbeitung an. Doch was passiert mit den radioaktiven Abfällen? Kontrovers diskutiert wird nicht nur die Frage nach dem Ort für ein Endlager, sondern auch jene nach einer Behandlung der radioaktiven Abfälle vor der Endlagerung. „Dabei wird auch immer wieder von unterschiedlichen Akteuren das Thema Partitionierung und Transmutation eingebracht“, erklärt Dr. Christoph Pistner vom Öko-Institut, „darunter versteht man die Zerlegung der radioaktiven Abfälle in unterschiedliche Abfallströme sowie die Umwandlung von in den Abfällen enthaltenen langlebigen radioaktiven Stoffen wie etwa Plutonium in speziell darauf ausgerichteten nuklearen Anlagen.“
Zusammen mit Prof. Dr. Gerald Kirchner von der Universität Hamburg sowie Gerhard Schmidt vom Öko-Institut hat sich der Wissenschaftler in einer in der Zeitschrift „Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis (TATuP)“ veröffentlichten Analyse mit der Frage befasst, ob diese Verfahren bei der Endlagerproblematik helfen können. Hierfür haben die Experten den zur Bewertung der Technik eingesetzten Maßstab der „Radiotoxizität“ der Abfälle hinterfragt sowie Langzeitsicherheitsuntersuchungen für konkrete Endlagerprojekte ausgewertet. „Die Befürworter von Partitionierung und Transmutation führen an, dass durch P&T die Radiotoxizität der Abfälle immens verringert und die Zeit der Endlagerung drastisch verkürzt werden könnte“, so Pistner, „als Maßstab wird jedoch häufig ein Radiotoxizitätsindex verwendet, der praktisch unterstellt, dass die radioaktiven Abfälle von Menschen aufgegessen werden.“
Die Experten betonen in ihrer Analyse daher, dass der verwendete Radiotoxizitätsindex bei der Bewertung der Chancen und Risiken von Partitionierung und Transmutation in die falsche Richtung führt. „Durch Partitionierung und Transmutation wird nur ein Teil der relevanten Abfälle behandelt. Langzeitsicherheitsanalysen für Endlagerstandorte zeigen, dass damit nur ein sehr geringer Effekt zu erzielen wäre, die Reduzierung einer potenziellen Freisetzung aus einem Endlager also sehr begrenzt wäre“, erklärt Pistner, „ein Effekt, der in keinem Verhältnis zum Aufwand steht, der mit der Umsetzung verbunden ist.“ Zur Reduzierung der Anforderungen an ein Endlager könne das Verfahren aus diesen Gründen nicht beitragen, so der Wissenschaftler abschließend. cw