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„Eine branchenübergreifende Zusammenarbeit ist wichtig und wertvoll.“

Interview mit Sabine Nallinger (Stiftung 2°)

Christiane Weihe

Es genügt nicht eine einzelne Maßnahme. Es genügt nicht ein einzelner Akteur. Soll die Verkehrswende gelingen, müssen alle handeln. Privatpersonen und Politik ebenso wie Wissenschaft oder natürlich auch die Wirtschaft. Sabine Nallinger ist Vorständin der Stiftung 2° – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz. Im Gespräch mit eco@work erklärt sie, wo aus unternehmerischer Sicht der größte Handlungsdruck besteht, was die Betriebe konkret für mehr Nachhaltigkeit tun können und wie wichtig eine branchenübergreifende Zusammenarbeit ist.

Frau Nallinger, wie optimistisch sind Sie, dass eine Wende hin zu nachhaltiger Mobilität gelingen kann?

Ich sehe, dass sich auf vielen verschiedenen Ebenen etwas bewegt. Und das macht mich tatsächlich optimistisch. Etwa, wenn man sich die Möglichkeiten digitaler Hilfsmittel anschaut. Durch sie ist es viel einfacher geworden, unterschiedliche Verkehrsmittel zu verbinden, dabei zum Beispiel auch Carsharing sinnvoll einzubinden und auf das eigene Auto zu verzichten. Man sieht zudem einen Bewusstseinswandel, insbesondere in den jüngeren Generationen. Hier gibt es aus meiner Sicht eine große Offenheit für multimodale und nachhaltige Mobilität. Und auch in den Unternehmen ist Klimaschutz inzwischen ein zentrales Thema.

Gleichzeitig kommen wir aber auch gar nicht drum herum, uns zu bewegen. Die Verkehrswende ist eine unaufschiebbare Aufgabe, wenn wir das Pariser Klimaabkommen ernst nehmen. Zusätzlich geht es ja nicht nur darum, Emissionen zu senken, sondern auch darum, die Lebensqualität für alle zu erhöhen. Auch dazu kann nachhaltige Mobilität beitragen.

Wo müssen Unternehmen ansetzen, um an der Verkehrswende mitzuwirken?

Auch hier gibt es viele Stellschrauben. Eine der wichtigsten ist sicher die Logistik. Prognosen zeigen, dass der Güterverkehr weiter extrem zunehmen wird – hier müssen die Unternehmen handeln und ihre Logistik deutlich intelligenter abwickeln als heute. Der Warentransport ist so günstig, dass noch immer Luft nach oben ist und zum Beispiel die Lagerhaltung teilweise auf der Straße stattfindet. Das muss sich ändern, damit ein größerer Handlungsdruck entsteht. Ich bin davon überzeugt, dass es sich für Unternehmen auszahlen wird, wenn sie schon heute auf schadstoffärmere Transportmöglichkeiten, kürzere Wege und smarte Technologien setzen.

In einem vor Kurzem abgeschlossenen Verbundprojekt haben die Unternehmen der Stiftung 2° unterschiedliche Ideen für mehr Nachhaltigkeit in den Bereichen Gebäude, industrielle Produktion und Verkehr diskutiert.

Richtig. In diesem Projekt ging es darum, branchenübergreifend zu betrachten, welche Baustellen wir zuerst angehen müssen, um in großem Maßstab Emissionen einzusparen. Aber auch darum, das Bewusstsein für kommende Herausforderungen und Möglichkeiten zu schärfen. Dabei gab es acht Einzelprojekte, übrigens auch eines zum Thema Logistik: Es wurde eine Plattform programmiert, in die Unternehmen gute Ideen für eine nachhaltigere Logistik einstellen können. Diese werden geprüft und dann allen Interessierten zur Verfügung gestellt.

Was wurde darüber hinaus betrachtet?

Es gab zum Beispiel ein Projekt, bei dem es um die Einrichtung von Ladesäulen für Elektroautos auf den Parkplätzen von Aldi Süd ging. Diese sollen außerhalb der Geschäftszeiten genutzt werden können und so die Infrastruktur für E-Fahrzeuge deutlich verbessern beziehungsweise deren Nutzung vereinfachen. Beteiligt sind hier außerdem die Deutsche Telekom, die eine App für die Nutzung der Ladesäulen erstellt, sowie das Energieunternehmen EnBW, das die Ladeinfrastruktur und den Strom liefert. Im Laufe diesen Jahres sollen in München die ersten Ladesäulen probeweise in Betrieb gehen. Dieses Projekt zeigt nicht nur sehr deutlich, wie viel Unternehmen tun können. Sondern auch, wie wichtig und wertvoll die branchenübergreifende Zusammenarbeit unterschiedlicher Unternehmen ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christiane Weihe.

Im Interview mit eco@work: Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2° – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz.