Das nukleare Erbe
Christiane Weihe
Das letzte AKW ist abgeschaltet – am besten schnell vergessen? Auf keinen Fall! Mit Blick auf die Endlagerung nach jahrzehntelanger Atomkraftnutzung muss Deutschland ein nukleares Gedächtnis, ein kontinuierlich verfügbares Wissen über die Risikotechnologie behalten. So braucht es etwa ein langfristiges Bewusstsein über die nuklearen Abfälle und die damit verbundenen Sicherheitsanforderungen. Woraus sich ein nukleares Gedächtnis zusammensetzt und wie seine Institutionalisierung aussehen kann, damit beschäftigt sich ein aktuelles Projekt des Öko-Instituts. „Wir schauen uns zum Beispiel an, welche Aspekte ein nukleares Erbe ausmachen“, sagt Projektleiterin Dr. Melanie Mbah, „hierzu gehören materielle Objekte wie zum Beispiel rückgebaute Atomkraftwerke oder Archive ebenso wie immaterielle Praktiken wie etwa Erinnerungen an die Gorleben-Proteste.“ Das Projektteam betrachtet hierfür internationale Konzepte nuklearen kulturellen Erbes und ihre Eignung in einem deutschen Zusammenhang sowie auch bereits bestehende deutsche nukleare Erinnerungskulturen. „Eine wichtige Frage in diesem Kontext ist zum Beispiel, welchen Beitrag ein solches nukleares kulturelles Erbe zur Entsorgungssicherheit leisten kann.“
Das Projekt „Ansätze und Methoden des Nuclear Cultural Heritage und ihre Anwendbarkeit im Kontext des Standortauswahlverfahrens (NuCultAge)“ im Auftrag des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) wird gemeinsam mit dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse umgesetzt und läuft noch bis Februar 2025.