CO2-Emissionen der Flughafen-Vorfeldflotte sinken durch Elektromobilität
Bevor ein Flugzeug startet, ist auf dem Vorfeld viel los: Gepäckschlepper, Passagierbusse oder Pushback-Fahrzeuge müssen Fluggäste und Fracht transportieren, Flugzeuge sowie Treppen an den richtigen Platz schieben. Die meisten der Fahrzeuge fuhren bisher mit Diesel. Der Flughafen Stuttgart hat einen erheblichen Teil der Flotte durch Elektrofahrzeuge ersetzt. Diese sind leiser, emittieren lokal keine Schadstoffe und verbessern wesentlich die Klimabilanz. Das Projekt „scale up!“ wurde in den Jahren 2016 bis 2019 durch die Partner Flughafen Stuttgart GmbH, Losch Airport Service Stuttgart GmbH und Öko-Institut e. v. durchgeführt.
Fahrplan bis ins Jahr 2035
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen unter anderem eine mögliche Roadmap auf. Darin werden wirtschaftliche und ökologische Effekte dargestellt, die entstünden, wenn der Fuhrpark bis zum Jahr 2035 fast komplett auf elektrischen Antrieb umgestellt würde. Über das Jahr 2030 hinaus würden nach diesem Fahrplan nur noch Fahrzeuge für Winterdienst und bei der Feuerwehr, bei denen eine Elektrifizierung besonders schwierig ist, übergangsweise weiter über einen Dieselantrieb verfügen.
Durch die Elektrifizierung würden im Jahr 2035 gegenüber 2014 mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen eingespart. Das sind mehr als 1.600 Tonnen CO2. Hier wurde entsprechend dem Luftverkehrswachstum der vergangenen Jahre ein zweiprozentiges Fuhrpark-Wachstum pro Jahr angenommen. Bleibt der Flugbetrieb hingegen gleich, sinkt der Treibhausgasausstoß sogar um zwei Drittel, also um mehr als 2.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Lokal betrachtet fahren die E‑Fahrzeuge sogar ganz emissionsfrei. Das heißt: Sie schonen auch die Gesundheit der Beschäftigten durch Einsparung von Schadstoffemissionen. Aus der Stromerzeugung entstehen jedoch auch nach 2030 Schadstoff- und Treibhausgasemissionen.
Die Umstellung würde jedes Jahr, wenn die E‑Fahrzeugpreise nicht unvorhergesehen stark fallen, einen sechsstelligen Betrag kosten. Die Studie wurde vor der Covid 19-Pandemie beendet, sodass mögliche Änderungen noch nicht in die Berechnungen eingeflossen sind.
Die für die Studie erstellte Ökobilanz der elektrischen Fahrzeugflotte hat ergeben, dass in fast allen untersuchten Wirkungskategorien die jeweilige Elektroversion die beste Option darstellt. Dies lässt für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eindeutig die Bewertung zu, „dass eine Elektrifizierung des Flughafenvorfeld in den genannten Kategorien vorteilhaft ist und in Zukunft noch besser wird, wenn der deutsche Strommix einen geringeren Anteil an Kohlestrom aufweist“.
Die Empfehlungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
Weiter verbessert werden sollte die Klimabilanz, indem der Flughafen eigene Kapazitäten für die Erzeugung erneuerbarer Energien ausbaut. Das heißt die Möglichkeiten der Photovoltaik-Nutzung auf dem Flughafengelände voll auszuschöpfen. Der „Masterplan Energie und Klima 2050“ des Flughafens sieht bereits vor, dass der Stromertrag aus Photovoltaik bis zum Jahr 2050 um das Zehnfache steigen soll. Der verbleibende Strombedarf sollte mit ökologisch hochwertigem Strom gedeckt werden. Hierzu muss die Strombezugsquelle sicherstellen, dass tatsächlich neue Anlagen gebaut werden, mit denen erneuerbarer Strom erzeugt wird.
Im Energiesystem des Flughafens wird die Vorfeldflotte im Jahr 2035 von eher untergeordneter Relevanz sein im Vergleich vor allem mit dem Strombedarf der E‑Fahrzeuge von Fluggästen und Beschäftigten. Sie verstärkt jedoch vorhandene Strombedarfsspitzen, weshalb das Lademanagement ausgebaut werden sollte.
Ein koordiniertes Handeln der Verkehrsflughäfen könnte dazu beitragen, Einstiegshürden für Flughäfen herunterzusetzen, die bisher noch auf dieselbetriebene Fahrzeuge setzen. Vor allem würde es die Entwicklung und Standardisierung des Fahrzeugmarkts beschleunigen. Verbindliche Vorgaben und Förderinstrumente der Anteilseigner und die Verpflichtung auch der Fluggesellschaften würden die Planungssicherheit für die Verantwortlichen an den Flughäfen erhöhen.
Entgegen mancher Vorbehalte sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine ambitionierte Elektrifizierung der Vorfeldflotte insgesamt als vorteilhaft im Hinblick auf Klimaschutz, Vermeidung von Luftschadstoffemissionen, Energieeffizienz und Wartung.
Working Paper „Der Weg zur vollelektrischen Flughafenflotte“ des Öko-Instituts